"Foxcatcher": Machtspiele und Manipulation auf der Matte
Das dichte Drama um einen Ringer und seinen Förderer ist für fünf Oscars nominiert.
Menschen wie John du Pont, Hauptcharakter im Film "Foxcatcher", begegnet man immer wieder. Sie schmeicheln einem, legen Zuwendungen wie Köder aus. Und entlarvt man sie nicht rechtzeitig, geht man ihnen in die Falle.
In dem Streifen, der auf einer wahren Geschichte basiert, umwirbt der US-Multimillionär du Pont (Steve Carell) den jungen Mark Schultz (Channing Tatum) auf diese raffinierte Weise. Er will den 23-jährigen Ringer für ein eigenes Team gewinnen, das 1988 die USA in Seoul mit Erfolg vertreten soll.
Bei ihren Gesprächen auf seinem Anwesen in der Einöde Kentuckys sagt du Pont nicht viel, aber was er sagt, geht dem Talent runter wie Öl. Das Land würde ihn zu wenig ehren. Und überhaupt: Er wäre mehr als der kleine Bruder von Ringer-Legende David Schultz. Es ist der Satz, mit dem ihn du Pont hat.
Er zieht in den Gästetrakt seines Gönners, trainiert in der hauseigenen Anlage und verlässt David, sein bisheriger Trainer und Mentor. Wie es weiter geht? Regisseur Bennett Miller verstärkt das anfängliche Unbehagen, Stück für Stück zeigt du Pont sein wahres Gesicht. Der reiche Mann sucht jene Anerkennung, die ihm seine Mutter (Vanessa Redgrave) nicht gab. Verwehrt sie ihm sein Günstling oder stellt er seine Autorität in Frage, folgt als Strafe widerliche Abwertung. Durch reduziertes Dekor, karge Panorama-Bilder, dezenter Musik und wenig Dialogen gibt Miller dem Unausgesprochenen viel Raum. Es entwickelt sich ein Drama voller Abhängigkeiten und Misstrauen. In diese Abgründe möchte man aber gerne blicken.
Denn das Ensemble spielt so gut, dass man es begleiten will. Steve Carell wechselt zwischen Exzentrik und Unnahbarkeit. Tatum tänzelt mit monströsen Oberkörper, während Wut und Traurigkeit sein Gesicht verhärten. Um Mark zu demütigen, holt du Pont kurzerhand den älteren Bruder ins Team, den Mark Ruffalo gekonnt mit Wärme versieht. Dass die abstruse Dreiecks-Beziehung kein gutes Ende findet, war vorhersehbar. Nicht weil das Drehbuch schlecht war, sondern das Leben damals zu ihnen nicht besser.
Foxcatcher: USA 2014, 124 Min., B. Miller
OÖN Bewertung: