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"Arthur & Claire": "Dank dir kann i super sterben"

Von Nora Bruckmüller, 15. Februar 2018, 18:27 Uhr
Arthur & Claire
Hannah Hoekstra als Claire und Josef Hader als Arthur: Zusammen lebensmüde Bild: Filmladen

Der neue Film mit Josef Hader überzeugt als tragisch-komisches Roadmovie durch die Gefühlswelt zweier lebensmüder Menschen.

Was muss einem Mann passiert sein, dass er den Termin für seinen Tod so plant, wie andere einen Besuch beim Zahnarzt? Und was einer schönen, fitten, jungen Frau, dass sie beschließt, von der Einöde der Niederlande nach Amsterdam zu fahren, um sich in einem Hotelzimmer umzubringen?

Die Antworten auf beide Fragen liefert der Film "Arthur & Claire", in dem der portugiesische Regisseur Miguel Alexandre Josef Hader als todkranken Arthur und die Niederländerin Hannah Hoekstra als lebensmüde Claire inszeniert. Und Alexandre gelingt dies auf eine faszinierend langsame und tief bewegende Art und Weise.

Es ist längst dunkel geworden, als Arthur, der am nächsten Tag in einer Klinik in Amsterdam Sterbehilfe in Anspruch nehmen will, sich furchtbar über die Death-Metall-Musik aus dem Nebenzimmer aufregt. Er klopft an die Türe, und erkennt sofort, dass dort der Tod nicht nur wegen der Musik in der Luft liegt. Claire will Pillen schlucken und in der Badewanne sterben. Das Wasser läuft schon über den Rand…

Es sind starke Momente wie diese, die "Arthur & Claire" prägen, weil sich durch einen Zufall Hoffnung in eine Situation einschleicht, die im Grunde eine voll absoluter Resignation, Verzweiflung und Angst ist. Die Hoffnung besteht darin, dass nicht nur Arthur diese Frau retten wird, sondern auch darin, dass sich Arthur und Claire gegenseitig vor sich selbst retten sollen.

Diese Atmosphäre, die Ambivalenz zwischen allem oder nichts, ist es, die diese Tragikomödie besonders macht. Und Alexandre hat Darsteller gefunden, die sie spielerisch nicht nur zeigen, sondern auch spürbar werden lassen. Hader als hinreißend grantelnder Anti-Held, der sich kontrolliert bis berechnend gibt, aber jedes Mal in nervöse Hektik ausbricht, wenn es um tiefere Gefühle geht. Hoekstra als zunächst sehr schweigsame, zerbrechlich wirkende Frau, die immer stärker, fordernder und warmherziger wird. Er mit einem typischen Österreicher-Dialekt, sie mit ihrem Deutsch samt "Rudi-Carrell-Einschlag". 

Arthur und Claire werden ein ungleiches Duo, eine Selbsthilfegruppe aus nur zwei Menschen, die sich dem Tod geweiht haben, obwohl Arthur noch Monate leben und Claire  erst im hohen Alter sterben könnte.

Sie lassen nicht voneinander ab. Vielmehr helfen sie sich durch eine lange, aufreibend düstere Nacht voller Lichtblicke, durch ein Restaurant, ein Marihuana-Beisel, ein Tanzlokal, Orte, in denen man sich flüchtig aufhält, aber doch so begegnen kann, dass es einen nachhaltig verändert.

Dass der Sonnenaufgang nicht nur die Nacht, sondern Leben beenden würde, beschleunigt die Beziehung zwischen Arthur und Claire. So vertrauen sie einander so intensiv, wie sie sich mit voller Absicht wehtun, sie werfen sich Worte an den Kopf, die hart treffen, weil sie wahr sind. 

Das erzeugt Leichtigkeit, genauso wie Schwere, Tragik, düstere Romantik, aber nie mehr als eine innige, platonische Freundschaft. Dass sie sich nicht gegenseitig die Kleider ausziehen, sondern die Panzer, die sie schichtweise über ihr Innerstes gezogen haben, tut dem Film ausgesprochen gut.

Genauso wie seine starken Dialoge und sein Witz, der beinhart nachschlägt. So sagt Arthur, dass er im Grunde nur bald schlafen gehen wollte, weil er "morgen fit" sein möchte. Dieser Lacher ist auf Haders Seite, bleibt aber im Hals stecken, wenn man ihn sagen hört:  "Sterben ist das Letzte, was ich im Leben mache und das Letzte im Leben will ich gut machen."  So rührt der Film zu Tränen der Trauer, genauso wie zu Freudentränen, wenn er Claire sagt: "Dank dir kann i super sterben." Eines der wohl schönsten Komplimente, die es im deutschsprachigen Film je gab.

"Arthur & Claire": A/D/NL 2017, 99 Minuten, Regie : Miguel Alexandre

OÖN-Wertung : fünf von sechs Sternen

 

Trailer: 

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