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"Einfach das Ende der Welt": Wenn sich Schweigen schlimmer anfühlt als ein grausames Schicksal

Von Nora Bruckmüller, 30. Dezember 2016, 00:04 Uhr
Wenn sich Schweigen schlimmer anfühlt als ein grausames Schicksal
Gaspard Ulliel als sterbender Louis

Der mit dem Jury-Preis von Cannes bedachte Film besticht als Drama über die Sprachlosigkeit.

In "Einfach das Ende der Welt" kehrt ein Sohn heim, den seine Familie vor langer Zeit verloren hat. Louis Knipper (Gaspard Ulliel) ist homosexuell und ein Kreativer, ein anerkannter Autor. Beides entspricht, wie Regisseur Xavier Dolan vermittelt, nicht der verkrusteten Vorstellung von Normalität, die in seinem ersten Zuhause herrscht.

Der 34-Jährige hat aber eine Nachricht, die er an einem heißen Sonntag im Sommer persönlich überbringen will: Er wird bald sterben. Nachdem er jahrelang nur Postkarten geschickt hat, muss er seiner Mutter, Bruder Antoine, Schwägerin Catherine und Schwester Suzanne sein Ende gestehen.

Wer die Werke von Dolan kennt, der mit 27 Jahren bereits 60 Filmpreise gewonnen hat, weiß, dass der Kanadier nie so plakativ agieren könnte und den Tod seiner Figur als maßgebliche Tragödie sichtbar machen würde. Denn er ist meisterhaft darin, das zu inszenieren, was zwischen Charakteren steht. So kriecht der Tag dahin, und Louis kann oder will seine Todesnachricht nicht überbringen. Die Verwandten spüren sie aber.

Erste Fremdheit wächst sich in Unbehagen aus, das in einem fein skizzierten Kammerspiel mündet – in künstlichem Tamtam, den die Knippers aufführen, um das Schicksal ja nicht in Worte fassen zu müssen und Realität werden zu lassen. Sie ergehen sich in den Rollen, die sie sich in dieser grotesken Familienaufstellung zugewiesen haben. Vincent Cassel gestaltet Antoine als Hitzkopf, der mehrmals explodiert, erschreckend brutal und gut. Marion Cotillard verströmt als seine Frau Güte, innen wie außen schön. Léa Seydoux bietet als kleine Schwester eine famose Collage aus Härte und Bewunderung. Als Mutter scheitert Nathalie Baye schrill, schwatzend, aber äußerst gekonnt an ihrem Sohn, den Ulliel zum Sinnbild für das Thema werden lässt: Faszinierend still, lebt er in Sprachlosigkeit, obwohl er Bedeutendes zu sagen hätte. Ein elektrisierendes Drama, das man nicht schnell vergisst.

Einfach das Ende der Welt: F/CDN 2016, 97 Min.,

OÖN Bewertung:

 

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