"Der Staat gegen Fritz Bauer": Als der Staat noch im braunen Sumpf feststeckte
Dass die Kapitulation der Nazis im Mai 1945 braunes Gedankengut und die NS-Strukturen nicht einfach auslöschte, veranschaulicht der aktuelle Kino-Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" eindrucksvoll.
Fritz Bauer (Burghardt Klaußner) war in den 60ern Deutschlands Generalstaatsanwalt. Im Film erlebt man, wie er versuchte, NS-Verbrecher vor Gericht zu bringen.
Der konkrete Fall: die Verhaftung von Adolf Eichmann in Argentinien, Organisator der "Endlösung in der Judenfrage". Die Alt-Nazis, die sich dank ihrer Netzwerke, begünstigt von kollektivem Schweigen sowie reaktionärem Klima, in den Behörden gehalten haben, blockierten und diskreditierten Bauer. Viel stärker als dieser Konflikt ist aber Bauers persönlicher.
Erstickende Kleinbürgerlichkeit
Er wird aufgerieben zwischen Kraftlosigkeit und Wut, seiner intellektuellen Vision für Europa, die aber wegen erstarkender Kleinbürgerlichkeit zu ersticken droht.
Klaußners Darbietung eines zermürbten, alten, jüdischen Mannes, der nicht zwangsläufig immer sympathisch ist, geht fantastisch nahe. Dass er den sich behäbig bewegenden Bauer samt nuschelnder Diktion bestechend interpretiert, ist da fast schon nebensächlich. Ebenso stark: Ronald Zehrfeld als Staatsanwalt, der seine Menschwerdung erfährt. Einzig störend sind arg staatstragend klingende Trompetentöne. Das wirkt, als hätte Regisseur Lars Kaume das US-Justizthriller-Genre kopieren wollen. Das braucht sein Film gar nicht.
Der Staat gegen Fritz Bauer: D 2015, 105 Min.,
OÖN Bewertung: