"Das brandneue Testament": Gottes Werk und der bissige Beitrag seines Kindes
Es gibt einen Gott. Zumindest jetzt, im Kino. Im belgischen Film "Das brandneue Testament" läuft "Dieu" aber jeder Idealvorstellung zuwider.
Gott ist hasserfüllt, korrumpiert von seiner Allmacht und hat teuflische Freude daran, mit den Menschen zu spielen.
Dass Gott, den Benoît Poelvoorde so fantastisch böse porträtiert, gerade in Brüssel (EU-Sitz!) wohnt, zeigt früh, welch hohes Niveau an Bissigkeit diese Satire bietet.
Doch "Das brandneue Testament" ist auch ein Werk voll Unschuld und Pfiffigkeit, die durch seine Tochter Ea (Pili Groyne) verkörpert werden. Dieses entzückende aufsässige Kind rebelliert gegen den Vater, der in dreckiger Unterwäsche durch die Wohnung streift, in der er seine Familie abschottet.
Ea verlässt ihre dysfunktionale Sippe, wie schon ihr Bruder Jesus, um den Menschen ein neues, ihr Vermächtnis zu schenken. Zuvor schickt sie über den PC Gottes allen Menschen schnell eine brisante Info per SMS: deren Sterbedatum. Mit dem genauen Wissen ihrer Endlichkeit entdecken sie eine nie da gewesene Freiheit. Regisseur Jaco Van Dormael übersetzt sie in traumhaft schöne, surreale Bilder und Situationen. Martine, die eine von Eas Aposteln wird, lernt so einen Gorilla lieben. Das erscheint abnormal. Aber dank der stimmigen Fantasiewelt dieses Werks macht sich Darstellerin Catherine Deneuve nie zum Affen. Formidabel! (nb)
Das brandneue Testament: F/B/LUX 2015, 113 M.,
OÖN Bewertung: