"Coco": Diese Toten sind alles, nur nicht knochentrocken
Ein buntes, lebensfrohes Abenteuer im Jenseits.
Coco hat ein Gesicht, das an die Rinde einer Weide erinnert, Furchen um den Mund, als hätte sie in eine extra saure Zitrone gebissen.
Die Namensgeberin des Pixar-Animationsfilms ist eine stolze, sehr alte Mexikanerin. Ganz anders, als man es für einen Film für junge Zuschauer (ab sechs Jahren) erwartet. Coco ist die Urgroßmutter des eigentlichen Stars, des aufgeweckten wie aufmüpfigen Buben Miguel.
Obwohl Coco lange bloß Beiwerk seiner Geschichte zu sein scheint, bringt ihre Verbindung am Ende das Thema auf den Punkt: Ehre die Familie, die dich liebt, und vertraue auf deine Wurzeln. Miguel muss das auf die harte Tour lernen. Er hat ausgerechnet das Talent von Cocos Vater, seines Ururopas geerbt: Musik.
Doch Gesang und Gitarrenspielen zum Beruf zu machen, ist in Miguels Schuhmacher-Dynastie Rivera ein Sakrileg. Cococs Vater hat Kind und Frau einst verlassen, um sich seinen Bühnentraum zu erfüllen. So sagt man seit Generationen. Musik ist daher verboten. Ein Gesetz, das Miguels Oma exekutiert – einmal streichelweich und süß, dann mit der bitteren Härte eines Generals. Noch mehr solcher Rivera-Originale tauchen auf, denn Miguels Flucht vor der Familie, um sich den Segen für seinen Künstlerberuf zu holen, führt ihn zu seinen Verwandten im Jenseits.
"Coco" spielt am "Día de los Muertos", jenem hohen Feiertag Mexikos (31. Oktober), an dem es heißt, dass die Toten zurückkehren. Ein Stoff, der sich für Kinder eignet? Durchaus. Fern von jeder rot-weiß-roten Morbidität, nimmt "Coco" alles auf, was der "Tag der Toten", ein prächtiges Volkskulturfest, zu bieten hat. Das leuchtende Orange der Totenblumen, sich buchstäblich zerkugelnde Skelette, neonfarbene Totenköpfe, Mariachi-Musik und Tanz. Dank seines Hundes Dante und Freund Héctor, mit dem Miguel Welten und Ideale vereinen wird, lebt der Kleine im Jenseits wie daheim – geliebt, geleitet, beschützt. Ein guter Film mit Schauwert und Botschaft.
"Coco": 105 Min., Regie: Lee Unkrich, Adrian Molina
OÖN Bewertung: