Captain Phillips: Tom Hanks ist als Geisel auf hoher See voll in Fahrt
Nach wahren Begebenheiten: Der Oscarpreisträger brilliert als Opfer somalischer Piraten.
Bis sie einander in die Augen sehen, dauert es eine gefühlte Ewigkeit. Captain Phillips, verkörpert vom zweifachen Oscarpreisträger Tom Hanks, steht auf der Brücke seines Riesenschiffes und schaut mit dem Fernglas der Gefahr ins Gesicht: dem somalischen Piraten Muse, gespielt von Barkhad Abdi. Dieser ist bereit, mit drei dürren Männern und einem Motorboot die "Maersk Alabama" zu entern.
Regisseur Paul Greengrass ("Die Bourne Verschwörung", "Flug 93") beherrscht sein Handwerk aber so gut, dass die gefühlte Ewigkeit eine angenehm aufreibende ist. Obwohl Muse und Phillips so unterschiedlich aussehen, hat der Zuseher beide so gut kennen gelernt, dass er ihre Ähnlichkeiten spürt. Der zartgliedrige Hungerhaken Muse mit Überbiss ist wie der feiste, bärtige Phillips davon beseelt, die Pflicht zu erfüllen: Der eine will Geld erpressen, der andere will seine Ladung überstellen. Der Pirat ist böse, der Kapitän gut.
Tücke, List und Glasscherben
Doch das Drehbuch, das auf den tatsächlichen Erlebnissen des realen Captain Richard Phillips beruht, weicht diese Kategorien still, aber eindringlich auf. "Du musst stark sein, um zu überleben", sagt Phillips zu Beginn. "Heute kämpfen 50 Typen um denselben Job."
Ungefähr so viele bettelten Muse an der Küste an, um Teil seiner Expedition zum großen Geld zu werden und den Wünschen des regierenden Warlords zu entsprechen. Nachdem Muse’ Bande die "Maersk Alabama" entern konnte, weicht die Charakterstudie zweier fremder Männer einem kriegerischen Akt voller Taktik und Tücke.
Um einen barfüßigen Piraten zu schwächen, streut Phillips’ Crew Glasscherben aus, in die dieser tritt. Muse gibt vor, mit 30.000 Dollar aus dem Schiffssafe im Rettungsboot verschwinden zu wollen. Phillips soll instruieren und endet als Geisel. Ab dann zeigt "Captain Phillips" Kino, das man gemeinhin "Action" nennen könnte, aber weit mehr ist. Greengrass inszeniert Emotionen, Funksprüche, Drohungen und Einblicke in Schiffsbäuche wie das Meer selbst – einmal erscheint es friedlich, gefolgt vom Sturm. Mal erklärt Muse Phillips etwa, dass ihm in Somalia "Ziegenfleisch mit Reis" schmecken werde. Dann brechen Angst und Druck in lauten Beschimpfungen aus ihnen heraus. Leider lenkt ewiger Trommelklang dabei ab.
Zweifelsohne dominiert Hanks im Spiel. Es ist, als hätte er sich Phillips’ Charakter einfach angezogen. Er strahlt souverän Selbstvertrauen und die Einsamkeit eines Entscheiders aus. Abdi unterliegt ihm aber nicht. Er tauscht mit Hanks Blicke aus, die sofort klarmachen, dass sie Männer spielen, die das Schicksal unverhofft vereint hat.
Der Film spielt dabei nicht nur mit sozialen Größen und jenen der Schiffe. Er erinnert auch an die Weitläufigkeit der Welt und daran, dass sich überall – ob an der Wall Street oder an der Küste von Lampedusa – Dramen abspielen können. Tag für Tag – nur Menschen braucht es dafür.
Captain Phillips: USA 2013, 134 Min., P. Greengrass
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