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"All Is Lost": Robert Redford lehrt das Zuhören, weil er nichts sagt

Von Nora Bruckmüller, 11. Jänner 2014, 00:04 Uhr
Robert Redford lehrt das Zuhören, weil er nichts sagt
Seiner Figur droht auf dem Indischen Ozean der Tod, der Schauspieler Robert Redford behält das Ruder in der Hand. Bild: Centfox

In seinem neuesten Drama brilliert der 77-jährige Star als wortkarger Skipper. Hier finden Sie die Kritik dazu und eine OÖN-Ranking von Redfords besten Filmen.

Der Zuschauer lernt Robert Redford in seinem neuen Film "All Is Lost" in einer Situation kennen, in der viele Menschen gerne mit hypothetischen Maßen rechnen: Wäre die kleine Yacht des namenlosen Skippers, den der gereifte Star verkörpert, ein paar Meter weiter rechts gefahren, wäre er nicht mit einem schwimmenden Container auf offenem Meer kollidiert. Wäre er seiner Route vielleicht fünf Minuten später gefolgt, würde sich sein Boot womöglich nicht mit Wasser füllen.

So war es aber nicht. Und ja, er steckt mitten in einem lebensbedrohlichen Unglück. Regisseur J. C. Chandor ("Margin Call") lässt den Zuschauer zu Redfords Begleiter in einer schier endlosen Abfolge von unerwarteten Problemen werden, die er lösen muss.

In diesem Ein-Personen-Stück, das als Gleichnis für den alltäglichen Überlebenskampf interpretiert werden kann, brilliert Redford mit durchdringender körperlicher Präsenz und seinem sonnengegerbten Gesicht voller Furchen, das so viel Erfahrung ausstrahlt. Dabei spricht er mit niemandem, nicht mal mit sich selbst. Fast stumm kämpft er gegen Stürme, Hunger, Durst, Orientierungslosigkeit, Furcht und Einsamkeit. Die zwei Mal, wo er den Mund aufmacht, krächzt er aus rauer Kehle. Man weiß nicht, woher er kommt, wie er lebt und warum er dorthin gekommen ist, wo seine Tour de force begonnen hat.

Das fehlen privater Koordinaten stört aber nicht. Viel mehr verstellen unnötige Details nicht den Blick auf das Wesentliche: einen kämpfenden Charakter.

Idylle trifft auf Tragödie

Ein Kniff von Chandor, der dem Publikum Raum für Fantasie, Fragen und Aufmerksamkeit für die Umstände eines Individuums lässt. Ein satter Geräuschteppich vermittelt Gefahr und Kraft der Natur mit Balken, die unter der Last seufzen, sowie Holz, das knarzend meterhohen Wellen standhalten muss. Gleichzeitig imitiert "All Is Lost" das Wechselspiel des Wetters sowie Hoffen und Bangen mit starken, schnellen, hastigen Schnitten und in sich ruhenden Panoramaaufnahmen.

Sie sind der Rahmen für den irritierenden Gegensatz zwischen visuellen Idyllen und emotionalen Ausnahmezuständen: Während Redford beispielsweise auf einem runden Rettungsboot in der Sonne auf Hilfe hofft, vereint eine Unterwasseraufnahme die Schönheit von Licht, das sich in der Oberfläche bricht, mit der Eleganz von Haien, die im Wasser um ihre potenzielle Beute tanzen.

Doch am meisten schärft Redfords Sprachlosigkeit die Sinne. Man hört ihn zwar nicht mit den Ohren, aber dem Herzen. Eine kluge Erinnerung daran, dass ein aufrichtiger Blick in den Augen mehr über das Gegenüber verrät, als ein abwesendes Abnicken von bekannten Beschwichtigungen wie "Ja, geht’ eh gut".

 

Porträt von Robert Redford

 

All Is Lost: USA 2013, 106 Min., Regie: J. C. Chandor

OÖN Bewertung:

 

Redfords beste Filme

 

Ein unmoralisches Angebot

Redford als unnahbarer, unerreichbarer und unerhörter Gentlemen, der der jungen Demi Moore eine Million Dollar für eine gemeinsame Nacht anbietet. In der Rolle ihres verzweifelnden Ehemanns im Jahr 1993: Woody Harrelson.

Jenseits von Afrika

Poetische Aufnahmen des schwarzen Kontinents und die einzigartige Meryl Streep, die Robert Redford verbotenerweise umwirbt. Großes Kino aus dem Jahr 1985, dank der knisternden Stimmung, die die beiden Schauspieler erzeugen.

Die Brücke von Arnheim

Früher Klassiker des Kriegsfilm-Genres (1977), in dem sich Redford als Soldat tollkühn in ein Starensemble (Sean Connery, Laurence Olivier, Liv Ullmann …) eingliedert.

Die Unbestechlichen

Dieser mit vier Oscars prämierter Film aus dem Jahr 1976 ist nicht nur für jeden Journalisten Pflicht. Dustin Hoffman und Robert Redford harmonieren perfekt als das Reporter-Duo Bob Woodward (Redford) und Carl Bernstein (Hoffman), die Richard Nixons „Watergate“-Skandal aufdeckten.  Redford elegant-konspirativ, Hoffman zynisch-angriffig.

Barfuß im Park

Jane Fonda und Robert Redford kämpfen mit den Problemen Jungvermählter und miteinander – ein hinreißend leichtfüßige Komödie (1976) mit einem wunderbar witzig genervten Redford.

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