Die Stille im Garten ist nur eine Vorübung
Der Biogärtner über die "stade Zeit"
Schnee ist der beste Schallschutz. Gehe ich nach einer durchschneiten Nacht am Morgen durch den Garten, dann ist es, als ob ich in einer anderen Welt unterwegs wäre. Alles wirkt neu und frisch – gleichzeitig ist alles von einer nur im Winter erlebbaren Stille umgeben.
Ein paar Vögel flattern zum Futterkasten, im Wald nebenan ächzen ein paar Bäume, und wenn es einmal richtig frostig ist, dann knirscht der Schnee.
Das ist die Stille, die wir alle doch von Zeit zu Zeit genießen. So sehr ich Musik jeder Art liebe und zum Schreiben unbedingt brauche, so sehr machen mich diese wenigen, sehr stillen Stunden bei mir im Garten glücklich. Ich stapfe durch den Schnee und erlebe so einen, wie ich empfinde, jungfräulichen Garten. Da eine Schneehaube auf einer Steinvase, dort eine grafikgleiche Schneekristall-Malerei an der Holzwand beim Schuppen. Und immer wieder faszinierend die Eisblumen an den Gewächshausfenstern. Ja, da drinnen ist noch immer Leben. Ein kleiner Ventilator ermöglicht Luftbewegung. Ist man ganz ruhig, dann hört man ihn sogar von draußen. Ja, und noch etwas höre ich, oder glaube ich jedenfalls zu hören. Das Leben unter der Erde: Denn im Reich der Wühlmäuse und Maulwürfe gibt’s keine Winterruhe und keine Stille. Wie viele meiner Zehntausenden Blumenzwiebeln werden wohl wieder von den Wühlmäusen verspeist werden? Startet das neue Gartenjahr, ist es mit der Stille vorbei. Dann beginnt an allen Ecken und Enden das Leben, mit Vogelgesang und einigen Oje-Rufen des Gärtners, wie viel in aller Stille abgefressen wurde oder dem strengen Frost zum Opfer gefallen ist.