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Das kleine Eins-plus-eins – das Beziehungskonto

14. November 2017

Klaudia Lux, Lebens- und Sozialberaterin

Karin und Werner stecken mitten im Beziehungstief.

Der gegenseitige Blick auf den Partner ist nicht mehr so liebevoll wie früher. Eher im Gegenteil.

Karin entwickelt sich für Werner in die ganz falsche Richtung: einmal Eschborn-Vegetarier, dann Paleo-Steinzeitesser, jetzt Low-Carber, dazu noch etwas Lichtarbeit – am besten Weg zur Chakra-Ziege. Werner dagegen hätte in Karins Augen besser sein Rennrad samt Kalorienverbrauchsanzeige geheiratet: Sie kann sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal von ihm so zärtlich eingecremt worden wäre wie dessen Sattel. Sie hat ihn neulich mit dem Fahrrad turteln hören.

Dass sie nicht nur beim Telebanking, sondern überhaupt wichtig ist in seinem Leben, hat sie schon lange nicht gehört. Sie haben nicht nur ein gemeinsames Konto bei der Bank, sondern auch ein Beziehungskonto. Und das steckt zurzeit ziemlich in den Miesen. Ein Beziehungskonto besteht – wie ein normales Bankkonto – aus Soll und Haben. Auf der Haben-Seite werden die positiven, auf der Soll-Seite die negativen Dinge verbucht.

Aber anders als bei der Bank wirft das Kontominus für die andere Seite keine Zinsen ab – von diesem Minus hat keiner etwas. Und noch dazu sind Minuspunkte viel teurer als Pluspunkte: Laut Forschung brauchen wir fünfmal so viel positive Erlebnisse wie negative. Sprich: Für einmal Nörgeln fünfmal Lob, erst dann geht die Rechnung auf. Ein Traum für eine Bank, ein Mühlstein für ein Paar.

Und nicht nur das: Das Minus am Konto wächst auch noch von selbst. Aus der früheren sprichwörtlichen „rosaroten“ ist die sogenannte „dunkle Brille“ geworden. Wer mehr Negatives als Positives wahrnimmt, fokussiert sich auf das Negative. Man erwartet, dass etwas Negatives passiert, und Wunder über Wunder: Das Negative passiert. Oder wird durch die dunkle Brille jedenfalls so empfunden. Als sich Werner mit Karin im Einkaufszentrum noch in den vollen Lift zwängt und scherzt: „Hoffentlich hält er’s aus!“, war das für Karin ein glasklarer Angriff auf ihre Pölsterchen, gegen die sie seit Jahren mit all diesen Diäten ankämpft – und das vor allen Leuten! Dabei hatte Werner das überhaupt nicht so gemeint. Er mag sie, wie sie ist, aber aus diesem Eck lässt sie ihn nicht mehr heraus:

„Du hast gesagt, der Lift hält mich nicht aus!“

„Ich hab’ gesagt, hoffentlich hält er uns beide aus!“

„Vor allen Leuten hast du mich als Elefant hingestellt!“

„Aber nie im Leben, ich mag dich doch, wie du bist, mitsamt deinen Pölsterchen!“

„Du findest mich also dick!“

„Was? Nein, überhaupt nicht, ich hab’ doch nur …“

„Allen hast du gesagt, dass ich zu dick bin!“.

Sie unterstellt böse Absicht und reagiert dementsprechend. Noch mehr Abhebungen am Beziehungskonto – ein Teufelskreis entsteht. In dem Muster befinden sich Paare regelmäßig, wenn sie in die Beratung kommen.

Oft hilft schon dieses Bild des Beziehungskontos dabei, das Muster zu erkennen. Und dann gilt, was auch bei der Bank gilt: Einzahlen, einzahlen, einzahlen! Das Minus am Beziehungskonto ist das Einzige, das man sich buchstäblich schönreden kann. Und wenn auf der Haben-Seite ein Polster ist, wird die Brille wieder rosa. Nicht so dunkelrosa wie in der Phase des Verliebtseins. Dafür hilft, bei sorgsamer Pflege, auch in der Beziehung eine gewisse Altersweitsichtigkeit: Eine leicht rosa Brille mit Weichzeichner für den Blick auf den Partner und ein dickes Kontoplus – das wär’s doch eigentlich!

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