Wild in der Kuchlmühle Perg
Die Suche nach Wildgerichten in der Kuchlmühle im Naarntal bei Perg gestaltet sich schwierig, dafür kommen andere erlesene Speisen ans Licht
Unverkennbar grüßt die Inneneinrichtung der Stube. Auerhahn, Mufflon, Rehe und andere Waldtiere werden hier seit Generationen gejagt. Selbst die Tante geht mit ihren 92 Jahren gelegentlich auf die Pirsch, hilft aber genauso im Service mit. Unterstützt wird sie dabei von der 82 alten Schwester und ihrem Neffen Willi, zugleich der Patron des Hauses.
Der Name Kuchlmühle lässt vermuten, dass sich vor 550 Jahren die Bevölkerung am Lebkuchen labte. 1842 übernahm die Familie Hametner das Haus und eröffnete eine Gastwirtschaft, die bis heute im Familienbesitz steht. Trotz Hochwasser ist es gelungen, wesentliche Bestandteile des Wirtshauses zu sichern. Unverändert seit den 1960er-Jahren befinden sich im Mauerwerk zwei Kühlmöglichkeiten, dazwischen der Zapfhahn, aus dem goldiges Schlägler Bier in die Gläser rinnt.
Eine Speisekarte gibt es theoretisch, einzig die Gerichte und deren Verfügbarkeit ändern sich ständig, sodass man sich besser vom Hausherrn beraten lässt. Aktuell wird eine wohlschmeckende Kürbissuppe, sowie eine mollige und herzhafte Gansleinmachsuppe (Euro 3) offeriert. Dazu kommt im Körberl selbstgebackenes Brot.
Als Hauptspeise ist die fangfrische Forelle aus der Naarn, gebraten, mit Erdäpfelsalat (Euro 17) immer verfügbar, Wildgerichte hingegen sind nur begrenzt erhältlich.
Da an den Wochenenden immer "der Bär" los ist und das Lokal inklusive der Parkplätze vor dem Haus gestürmt wird, ist es mit den Wildgerichten nämlich so eine Sache. Die sind leider nach einigen Bestellungen einfach aus. Die Feiergesellschaft am Vorabend wusste anscheinend, wie der Hase in der Kuchlmühle bezüglich Angebot läuft, bestellte munter drauf los und ließ den nachfolgenden Gästen keine Chance, etwas von dem Niederwild zu probieren.
Das ehrwürdige Gasthaus ist jedoch nicht nur für seine Wildgerichte bekannt, sondern zeigt mit einem gefüllten Kalbshals (Euro 16) auf, dass ein Sonntag auch geschmackvoll anders gefeiert werden kann.
Trotz der reichhaltigen Gerichte geht eine Nachspeise immer, und so währte die Lebenszeit der Nusstorte (Euro 3) nur kurz, bevor sie mit Schlag und Zucker verspeist wurde. Vorsicht ist bei dem Kaiserschmarrn (Euro 9) angesagt, der nur mit großem Wolfshunger verspeist werden kann und in einer großen Schüssel an den Tisch gebracht wird. So gut, dass das süße Herz schneller schlägt. In Summe ergibt das einen glatten Schuss ins Vier-Kochlöffel-Zentrum.
Vier von sechs Kochlöffeln, Kategorie: Gasthaus
So werten wir: Sechs Kochlöffel kann ein Gasthaus, ein gutbürgerliches Restaurant und ein Luxusbetrieb erhalten. Wir bewerten die Küchenleistung in den jeweiligen Kategorien. Getestet wird anonym.
Weitere Infos:
Wanderwege: Direkt von der Kuchlmühle weg gibt es unzählige Wanderwege, die zum Verdauungsspaziergang einladen.
Museum: Sehenswert ist die original erhaltene Stube aus den 1940er-Jahren und die alte Mühle im Haus, wo immer wieder Theaterstücke aufgeführt werden.
Im Sommer kann man im schönen Gastgarten speisen und dem Plätschern der Naarn lauschen.
Kontakt: Kuchlmühle 4, 4320 Perg, 07262/52298, Mo., Do.-So.: 11 – 14 Uhr und 17 – 21 Uhr, Ruhetag: Di. und Mi.
(Die Kuchlmühle hat keinen Internet-Auftritt, Anm.)
aufklärungsbedürftig:
Als Hauptspeise ist die fangfrische Forelle aus der Naarn, gebraten, mit Erdäpfelsalat (Euro 17) immer verfügbar
Forellen habe eine Schonzeit, in der sie nicht gefangen werden dürfen. Die gilt nicht für gewerbliche Teiche - aber sehr wohl im Freiwasser. Und natürlich kann man eine Forelle dort ausserhalb der Schonzeit fangen und dann in einen Teich umsetzen, das geht. Aber dann ist sie eigentlich nicht mehr fangfrisch aus der Naarn, sondern bestenfalls fangfrisch aus dem Teich...