Dreihundertjährige Linden säumen den „Grünen Baum“
Familie Kiener feierte heuer 120 Jahre Gasthof-Tradition im Attergau und verwöhnt ihre Gäste mit regionalen Gerichten.
Die Urgroßeltern Elisabeth und Michael Kiener haben den Gasthof in St. Georgen im Attergau im Jahr 1893 gekauft. Seitdem werden zwei Traditionen in der Familie gepflegt: Die Gäste werden mit regionalen und saisonalen Gerichten verwöhnt, und die Männer heißen immer Michael. Der Chef, der den Betrieb (samt Hotel) vor knapp zehn Jahren übernommen hat, ist also der dritte Michael Kiener. Schwester Eva-Maria ist Küchenchefin und hat im 4-Sterne-Hotel Hubertushof in Anif ihr Handwerk gelernt. Fertige Saucen und Dressings kommen bei ihr nicht auf den Tisch, verspricht sie.
Das schmeckt man auch. An einem grauen Novembertag wärmten wir uns erst einmal mit einer Rindssuppe mit einem großen und würzigen Kaspressknödel (3 Euro) auf. Auch die Enteneinmachsuppe (4,50 Euro) war genau das Richtige für einen kalten Tag. Das Carpaccio vom Rindsfilet mit Parmesan, Oliven und Kapern (11,50 Euro) hätte noch etwas feiner aufgeschnitten sein können, die Qualität war aber top. Salz, Pfeffer, Öl und Essig wurden extra gereicht.
Von Eva-Marias wunderbarem Dressing konnten wir uns beim Beilagensalat zu den Hauptspeisen überzeugen, besser bekommen wir das zu Hause auch nicht hin, nicht zu sauer, und vor allem haftete es an den Blattsalaten. Kieners Spezial-Cordon-bleu aus der Pfanne (11,50 Euro) ist außer mit Schinken und Käse auch noch mit Speck und Zwiebeln gefüllt und deshalb eine deftige Speise. Groß war das Cordon bleu auch, das Fleisch zart und die Kartoffeln dazu nicht zu weich gekocht. Sehr zufrieden waren wir auch mit dem Gulasch vom Wildschwein (10,50 Euro), dessen Fleisch zwar noch etwas länger im Topf hätte garen können, aber die Sauce war ein Gedicht und der Kräuterknödel etwas Besonderes.
Das Fleisch und auch die anderen wichtigen Grundprodukte für die Küche bekommt Familie Kiener übrigens von regionalen Produzenten. Ab sechs Personen und auf Vorbestellung gibt es auch Ripperl- oder Bratlpartien im Gasthof.
Aufmerksam war, dass der bestellte Wein wirklich erst mit der Hauptspeise kam – und Wasser wurde automatisch dazu gereicht. Man sitzt im Nichtraucherstüberl sehr gemütlich, sodass nach einer Verdauungspause im Magen auch noch Platz für ein Dessert war. Die selbstgemachte Mohn-Joghurt-Torte (2,70 Euro) schmeckte sehr gut, aber die frische Waffel mit Zimteis und Orangenragout (7,20 Euro) toppte sie noch.
Weinkarte: Gastgeber Michael Kiener ist Weinliebhaber und gibt die besten Empfehlungen.
Tagesgerichte: Täglich wechselnd für 5,80 Euro. Küchenzeiten: 11.30 bis 13.45 und 18 bis 21 Uhr, dazwischen Jause und Kuchen.
Service: Sehr freundlich, die Kellnerinnen fesch im Dirndl, Chef Michael in der Lederhose.
Preise: Für die gebotene Qualität durchaus angemessen.
Grüner Baum
Kategorie: Gasthof
Mondseestr. 2, St. Georgen
Telefon 07667/6269
Kein Ruhetag