Das "freistil" in Freistadt traut sich was
Eine mutige Mischung aus Restaurant, Café und Bar hat in einem Mühlviertler Modehaus seine Heimat gefunden
Trendige Restaurants urbanen Zuschnitts findet man in Ballungsräumen. In der Nähe des modernen "freistil" drängen sich nur Fachmarktzentren. Es ist die Einkaufsmeile vor Freistadt. Modehändler Gernot Kolm hat sein Kaufhaus mit einem Lokal aufgewertet.
Die Betreiber Dominik Haider und Patrick Grubauer (der auch den Hirschbacherwirt führt) haben eine Mischung aus Café, Bar und Restaurant hingestellt. Man hat den Mühlviertel-Heimkehrer Roland Gusenbauer aus Bad Zell als Küchenchef gewonnen.
Die "große Karte", zumeist abends konsumiert (Achtung, um 20.30 ist Schluss), ist ambitioniert. Man stellt Ansprüche an sich selbst, die nicht immer erfüllt werden. Eine kürzere Bezeichnung als "Quinoa, Babyspinat, Avocado, Radieschen, Wachtelbohnen, Farmgoodies-Biorapsöl, Tragweiner Eichenfass-Essig" für den veganen Salat (8,90 Euro) würde gut tun.
Gelobt sei, dass Regionales eine Bühne bekommt, etwa Säfte von Mairinger in Luftenberg, Salami vom Saller vom Tragweiner Rosstauscherhof und Haider-Forellen aus dem Aisttal. Kinder werden mit Malstiften empfangen. Raucher haben ihr Exil auf der Terrasse.
Ordentlich sind die "Mühlviertler Tapas" (9, 90 Euro), die beim viergängigen Abendmenü (39 Euro) als Gruß aus der Küche kommen. Einzig auf den Hinweis, dass eine Vegetarierin dabei ist, hat man vergessen. Das wird aber ausgebügelt. Fein, aber etwas zu Essig-vorwitzig ist das Beef Tartare mit Wachtelei und Bärlauchpesto (8,90).
Zu wenig auf dem Teller ist beim Kressemousse mit Räucherforelle und Ciabatta (8,90 Euro): Vier Fisch-Stückchen, bei denen die Verniedlichungsform mehr als angebracht ist.
Das Kräuterhendl mit Polenta-Mohnnockerl (12,90) hätten wir uns saftiger gewünscht. Den Nockerln hätte Salz gut getan. Das gegrillte Zanderfilet mit Bärlauchrisotto, Kirschtomaten und Rucola (17,90) war zu durchgebraten.
Die panierten Schweinsbackerl mit Erdäpfelsalat, Kren und Kernölmayonnaise (11,90) sind braver Durchschnitt, vermählen sich aber nicht zum erwarteten Geschmackserlebnis.
Das macht mit eineinhalb zugedrückten Augen vier Kochlöffel und der Wunsch, dass der Wille mehr fürs Werk stehen möge.
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OÖN-Wertung
Gesamtpunkte: 13 von 18
Küchenleistung: 4 von 6
Service: 3 von 4
Ambiente: 4 von 4
Preis-Leistungs-Verhältnis: 2 von 4
Infos zu freistil
Adresse: Industriestraße 1, 4240 Freistadt
Tel: 0660/3019303
Große Karte Mi–Sa 17 bis 20.30 Uhr und Mo–Sa 11–14 Uhr
Ruhetage: Sonn- u. Feiertage
Wenn ich mir den Text so durchlese, dann habe ich den Eindruck, dass selbst mit etwas zugedrückten Augen 4 von 6 Kochlöffeln eindeutig zu viel sind. Ich bin kein Freund von ungerechten Verrissen, aber zu nachsichtig muss man auch nicht sein. Das ist nämlcih auch gegenübe anderen, die 4 Kochlöffel zu Recht erhalten haben, denkbar ungerecht.