Wird Erdäpfelgulasch zu Gemüse-Curry, ist Weihnachten
Es begab sich zur Weihnachtszeit, dass sich Kinder aus Nah und Fern aufmachen, um ihre Eltern zu besuchen.
Alle Jahre wieder wird dies auch der Kühlschrank spüren. Denn es werden Lebensmittel drinnen sein, die sonst dort nicht fröhliche Urständ feiern. Die Tochter liebt winzig kleine Bio-Schalotten. Sie sind so mühsam zu schälen, dass ich mich schon jetzt auf "meine" Bio-Zwiebel freue. Zitronengras wird eingekauft werden und Ingwer in rauen Mengen. Ich werde aufpassen müssen, dass ich mich nicht aus Versehen an der Reismilch vergreife. Der Kaffee schmeckt mir damit so gar nicht.
Das Erdäpfelgulasch, das ich an kalten Tagen so liebe, wird verbannt. Nein, nicht ganz. Es wird nur umbenannt. Gibt’s Gemüse-Curry, ist die Tochter happy. Das bisschen Kreuzkümmel und Ingwer drinnen drücke ich durch.
So manche Begleit-Vegetation macht auch andere Traditionsgerichte genussfähig für den Nachwuchs. Ente, wie bei Oma gebraten, geht gar nicht. Ein wenig Couscous in die Fülle gegeben und Granatapfel-Kerne vor dem Servieren darüber gestreut, machen daraus eine maghrebinische Spezialität.
Auch andere "Cross-over-Gerichte", schmecken den (bereits erwachsenen) Kindern ganz famos. In dieser Manier dekliniere ich auch andere, modisch gewordene, Zutaten durch. Ich brauche dazu nur Bio-Kokosfett, Reiswein, Topinambur, Palmenkohl und frischen Koriander (gibt’s in Linz im Honghong-Shop in der Dametzstraße). Wird dazu noch türkisches Fladenbrot mit Sesam und Schwarzkümmel gereicht (gibt’s etwa in der Sila-Bäckerei in der Humboldtstraße), ist die Genusswelt im "Haas-Haus" in Linz in Ordnung.
Eine Frage werde ich mir aber auch heuer gefallen lassen müssen. "Mama, dieses Gemüse-Curry schmeckt fast wie Kartoffelgulasch", wird die Tochter argwöhnisch löffelnd beanstanden. Schmecken wird’s ihr trotzdem.
Die Kolumne schreiben abwechselnd Karin Haas und Philipp Braun, das Genussteam der OÖNachrichten.