Wie wär’s mit Plumpudding zum Fest?
Der fruchtige Kuchen darf zu Weihnachten auf keiner englischen Tafel fehlen (auch nicht bei der Queen). Bei Renate Birgmayer aus Linz gehört er schon zur Tradition.
Die englische Küche hat nicht gerade den Ruf, große kulinarische Höhepunkte hervorgebracht zu haben, "meine Mutter aber hat sie geliebt", sagt Renate Birgmayer. "Als sie 1948 mit 18 Jahren als Au-pair-Mädchen nach England ging, hatte sie schnell 20 Kilo zugenommen", erzählt die 62-jährige Linzerin.
"Meine Mutter passte damals in dem Küstenstädtchen Folkestone auf den Buben eines Buchhändler-Ehepaares auf und wurde von der Familie sehr geschätzt und verwöhnt. Vor dem Schlafengehen bekam sie immer ein großes Häferl heiße Schokolade", erinnert sich Birgmayer an die Reiseerzählungen ihrer Mutter, die aus Bad Wimsbach stammte und im Vorjahr starb.
Die Liebe zu England hat Renates Birgmayers Mutter ihren Kindern mitgegeben. "Wir waren immer eine sehr anglophile Familie", erzählt die Mathematikerin, die mittlerweile in "Halbpension" ist, wie sie sagt. Und weil ihre Mama nicht nur vom Kakao, sondern auch von Plumpudding so geschwärmt hat, hat sie beschlossen, das Rezept auszuprobieren. "Das war vor 25 Jahren. Seither gibt es Christmas Pudding, wie er ebenfalls genannt wird, auch bei uns am Heiligen Abend."
Der Pudding ist kein Pudding
Dabei darf man sich unter einem Pudding aber nicht die weiche, süße Milchspeise vorstellen, die wir unter diesem Namen kennen. In Großbritannien wird das Wort für die Form des Gerichts verwendet, denn ein Pudding erhält seinen Namen dadurch, dass er in einer Form gekocht wird.
"Beim Plumpudding handelt es sich im Grunde um einen festeren Kuchen, der fruchtig schmeckt, sagt Birgmayer. Er besteht aus Rosinen, Mehl, Zucker, Eiern, Mandeln, Zimt – und Nierenfett. "Letzteres muss hinein", sagt Birgmayer. "Ich hab versucht, es durch Butter zu ersetzen, aber es hat nicht funktioniert.
Mein Tipp: Verschweigen Sie Ihren Gästen einfach, dass Nierenfett enthalten ist. Man schmeckt es ohnehin nicht."
Den Plumpudding zu machen, sei zwar nicht arbeits-, aber zeitintensiv. Erstens wird er zehn Stunden gekocht und außerdem schon einen Monat vor Weihnachten zubereitet, in England meist am ersten Advent, dem sogenannten Stir-up Sunday.
Auf der Insel ist es zudem Brauch, eine Münze und andere Gegenstände einzubacken. Jeder hat eine Bedeutung: Wer Geld findet, soll reich werden; wer den Ring bekommt, wird heiraten...
Originalrezept für Christmas Pudding
Zutaten: Je 22,5 dag von folgenden Zutaten: Rosinen, Sultaninen, Korinthen, Orangenmarmelade, Mehl, Brotbrösel, Rohrzucker, kleingewürfeltes Rinder- oder Kalbsnierenfett;
dazu kommt: Schale von drei ungespritzten Zitronen, Saft einer Zitrone, 1 kl. TL Salz, je ¼ TL gem. Zimt und Ingwer, ½ TL gemischte Gewürze ( Nelken, Piment, Kardamom, Sternanis – gemahlen);
57 g gestiftelte Mandeln, 3 verquirlte Eier, knapp 0,3 l zimmerwarme Milch, 1 EL Backpulver.
Zubereitung: Größere Rosinen und Sultaninen halbieren und mit den Korinthen über einem Sieb mit Mehl abreiben. Mehl, Gewürze, Salz, Backpulver durchmischen und sieben. Alle trockenen Zutaten und das Nierenfett untermischen. Zitronenschale und -saft dazugeben, dann die Marmelade, Eier und Milch daruntermischen. Mit einem Tuch bedecken und über Nacht kühl stellen. Am nächsten Tag Puddingform samt Deckel mit Butter ausstreichen und ausbröseln.
Mischung einfüllen und 10 Stunden im Wasserbad köcheln lassen. Auskühlen lassen, in Butterpapier wickeln und kühl und luftig lagern (nicht im Kühlschrank). Zum Servieren (nach 4 Wochen) mit Whisky oder Rum flambieren, dazu gibt’s Schlagobers oder Vanillesauce .
Anmerkungen: Mindestens einen Monat vor Weihnachten mit der Zubereitung beginnen, der Kuchen selbst hält bis zu einem Jahr. Die angegebene Menge passt genau für eine Puddingform (2,5 Liter). „Also nicht großzügig bei den Zutaten aufrunden, sonst klebt der Pudding am Deckel und man kann ihn nur schwer herausbekommen, ohne ihn zu zerstören.“
Das Rezept hat Renate Birgmayer aus dem Kochbuch „Modern Cooking Illustrated, London 1917“, das ihre Mutter als Au-pair-Mädchen geschenkt bekam.