Schmecken "Natural Wines" anders?
Es gibt viele Studien über Wein. Einzig Naturweine wurden bis dato vernachlässigt. Alexander Hirt hat sich wissenschaftlich mit der Sensorik beschäftigt und Vorurteile beseitigt.
Natural Wines haben bereits die Gunst vieler Konsumenten gewonnen. Dennoch kämpfen Weine, die biologisch oder biodynamisch bewirtschaftet, mit natürlichen Hefen vergoren werden, ohne Additive (Ausnahme Schwefel) und Eingriffe wie Konzentration oder Osmose auskommen und oft unfiltriert abgefüllt werden, mit Vorurteilen.
Merkwürdig?
Im Vergleich zu konventionellen Weinen werden Natural Wines oft als fehlerhaft beschrieben oder mit einem "komplett anderem Geruchs- und Geschmacksbild" bezeichnet.
Der Wiener Alexander Hirt, Absolvent des "WSET-Diploma in Wine and Spirits", arbeitet sowohl im Weinhandel als auch im Weinbetrieb Rohrer und ist verstimmt, wenn es um Ressentiments gegenüber Natural Wines geht. Ein Grund, sich dem Thema wissenschaftlich anzunähern. In der Studie: "Natural Wines – liegt der Unterschied im Geschmack. Eine sensorische Untersuchung unter Weinexperten und Konsumenten" analysierte Hirt das sensorische Urteil von 18 Weinexperten und 40 Konsumenten.
Die Probanden mussten 16 Proben (jeweils acht konventionelle Proben und acht Natural Wines) von 14 Winzern blind verkosten. Zwei Rebsorten (Zweigelt und Blaufränkisch) aus zwei Jahrgängen, alle aus dem Neusiedlerseegebiet, wurden zuerst degustiert und dann von jedem Teilnehmer in individuelle Gruppen zusammengefasst und danach von Hirt mittels multidimensionaler Skalierung (MDS-Plots) ausgewertet.
Schlussfolgerung
Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass es zwischen "Natural Wines und Nicht-Natural-Wines keine sensorische Abgrenzung gibt".
Freilich zeigt das Resultat nicht, welcher Wein besser oder schlechter ist. "Das ist relativ und wird von jedem anders empfunden. Ein subjektives Gefühl", sagt der Studienautor, der dennoch ein Anhänger von Natural Wines ist: "Die Machart ist authentischer, spiegelt das Terroir besser wider und zeigt was Wein ist. Ein Naturprodukt. Dazu benötigt man keine Manipulation, von denen es in der Weinbranche leider viele Möglichkeiten gibt."
Buchtipp: "Natural Wines – liegt der Unterschied im Geschmack, Akademiker Verlag 2017; 21,90 Euro