Menüpreise: Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel
Sechs Euro für das Menü mit Suppe, Schnitzel, Beilage und Salat. Das schaufelt Wirten das Grab.
Neulich auf dem Radweg. Es ist Mittag. Es ist ein Wochentag. Wir erreichen ein Allerwelts-Gasthaus, dem man es ansieht, dass es ums Überleben kämpft. Frei nach dem Spruch "Essen sie hier, sonst verhungern wird beide", kehren wir ein.
Das Mittagsmenü: Minestrone, Wiener Schnitzel mit Kartoffeln und Salat: 6 Euro. Sage und schreibe: sechs Euro. Wir bestellen es, auch wenn hier keine Kalkulations-Mächtigkeit herrscht. Auch an den 2,60 Euro für den halben Liter "Apfelsaft-Leitung" kann sich keine Bilanz aufrichten. Es ist kein Fertig-Schnitzel. Der Beilagen-Salat ist ordentlich. Es werden ungefragt Preiselbeeren dazu serviert. Die Minestrone ist gut, aber aus. Deshalb gibt´s als Ersatz ohne Aufpreis eine Leberknödel-Suppe, die auf der Karte mit 3,50 Euro steht.
Himmelherrgott, lieber Wirt, bist Du noch bei Trost? Geoutet wirst du nicht. Aber es ist eine Stammbuch-Weisheit, dass sich das Gasthaus-Wirtschaften mit diesen Preisen nicht ausgehen kann und das auch nicht, wenn nachher ein Kaffee mit Mehlspeis genossen wird.
Das andere Extrem ist ein Ausflugs-Gasthaus bei Steyr; ebenfalls angejahrt, ebenfalls Investitionsbedarf und ein Gastgarten, der nicht übertrieben gepflegt ist.
Das (gute) Beuschel um knapp sieben Euro wird in einem Suppen-Schüsserl serviert, in dem neben dem Semmelknödl kaum Beuschl Platz hat. Die Semmel dazu ist weder tagesfrisch noch aufgebacken. Sie schmeckt wie Diskont-Massenware und kostet natürlich extra. Zwei kleine Schnitten Sulz (gut und hausgemacht) in Essig und Öl mit sparsamer Deko und bissfestem Schwarzbrot werden mit knapp sechs Euro verrechnet. Der Name dieses Lokals wird ebenfalls nicht verraten. Denn es geht um Beispiele.
Die Wahrheit liegt in der Mitte. Es müssen Menge und Qualität passen. Dann werden höhere Preise geschluckt. Und vielen Wirten sei in die Menükarte geschrieben: Zu billig dürft ihr´s nicht geben.
Die Kolumne schreiben abwechselnd Karin Haas und Philipp Braun, das Genussteam der OÖNachrichten.
Damit man leichter über die Mittagszeit kommt wenn man berufstätig ist, dann empfehle ich zur Jause ab und zu ein Gulasch mit einem Salzstangerl (nicht mit einem Knödel!) zu essen!
Wobei auf das Salzstangerl besonders zu achten ist, es darf nicht hart und schon gar nicht schwammig sein, das Salz obenauf ist grobkörnig, damit man es leicht abreiben kann und die Rinde hellbraun und wenn das Seidl auch noch einen festen Foam aufweist, also langsam gezapft ist, dann ist es eine richtige OÖ Jausn!
Wenn das alles stimmig ist, dann bitte ich höflich mir den Wirt, egal wo in OÖ, bekannt zugeben!
Gestern Mittag im Wirt z'Kraxenberg:
Mittagsmenü bestehend aus Zuchinicremesuppe und Brathuhn (Keule) mit Bratkartoffeln, Gemüse und Eierschwammerl. Dazu eine Halbe Soda Zitrone und hinterher einen großen Braunen. € 12,50.
Sehr gut gekocht.
Der Gastgarten fast voll.
Vorgestern: Würstelstand in Steyr: Eine Scharfe und ein Paar Debreciner mit einem kleinen Bier, ohne Kaffee hinterher: fast 10 €
Herr Weinberg ohne Weinkeller!
Ich schon.
Frau Haas!
Zu einem Beuschel mit Semmelknödl braucht man normalerweise keine Semmel.
Zumindest ich würde nie eine extra verlangen.
Semmeln in der Gastronomie wären grundsätzlich ein Thema. Bei meinem Bäcker gibt es wirklich gute Semmeln. Aber in Hotels und Lokalen, wo man sonst mit sehr gutem Essen verwöhnt wird, lassen die Semmeln zu wünschen übrig. Das ist schade, denn ein Urlaubsfrühstück verlangt nach guten Semmeln.