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Reza Mohammad Mortazavi: Im Gleichklang des Pulsschlages

Von Reinhold Gruber, 17. Juni 2011, 00:04 Uhr
Im Gleichklang des Pulsschlages
Wenn Mohammed Reza Mortazavi die Tombak spielt, dann bildet er eine Einheit mit dem Instrument. Bild: Tom Mesic

Reza Mohammad Mortazavi trommelt. Nicht irgendwie. Besonders. Der 1978 im Iran geborene Musiker verleiht dem Ballett „Rumi – In Flammen“ in Linz den musikalischen Glanz des Außergewöhnlichen.

Rumi ist der persische Dichter aus dem 13. Jahrhundert, der für eine kraftvoll-sinnliche Bildwelt und ein symbolisches Weltverständnis steht. Seine mehr als 3000 Gedichte scheinen wie geschaffen für den Tanz. Deshalb hat Jochen Ulrich Rumi zum Ballett-Thema gemacht.

Trommelkünstler Mortazavi passt hervorragend dazu. Er gilt als weltbester Spieler auf den rituellen Handtrommeln Daf und Tombak und begeistert mit seiner Weltmusik. Dabei ist der nun in Deutschland lebende Iraner bescheiden geblieben. Nicht nur das macht ihn sympathisch. Auch seine Gedanken sind bemerkenswert.

 

Wie kam es zu der Zusammenarbeit in Linz?

Mortazavi: Jochen Ulrich hat sich bei mir gemeldet, weil er mich kannte. Es hat mich interessiert, ihn und seine Philosophie kennen zu lernen. Als ich einmal in Linz war, habe ich gesehen, was er vorhat und war sehr begeistert davon. Ich habe gemerkt, dass wir uns gut verstehen und dass sich daraus etwas entwickeln kann.

Was ist das Spannende für einen Musiker, live zu einem Ballett dazuzuspielen?

Mortazavi: Wenn ich alleine auf der Bühne bin, dann höre ich auf meinen eigenen Puls als Percussionist. Der Puls ist für mich wichtig als Rhythmus. Ich versuche, durch das Spiel meinen eigenen Rhythmus an das Publikum weiterzugeben. Irgendwann merke ich, dass unser Puls gleich ist. Das ist für mich der schönste Moment. Für eine Zusammenarbeit mit anderen Musikern oder Tänzern versuche ich zuerst auf der Bühne, unseren eigenen Puls zu finden, und ihn dann weiterzugeben. Die Tänzer reagieren auch auf meine Musik. Auch wenn ich nicht proben muss, schaue ich den Tänzern zu, wie sie sich bewegen und dann versuche ich eine Balance mit meiner Musik zu finden. Wir sind alle frei und alle glücklich damit. Wenn ich alleine auf der Bühne bin, fühle ich mich nicht alleine. Ich bin mit dem Publikum zusammen. Musik kommt nicht von uns, sondern durch uns. Man muss sich nur dafür öffnen. Das ist nicht einfach, aber schön.

Wie kam die Musik zu dir?

Mortazavi: Ich habe als Kind angefangen, Musik zu machen. Meine Eltern sind beide Musiker. Als mich mein Vater gefragt hat, welches Instrument ich lernen will, hatte ich ein sehr gutes Gefühl mit Tombak. Ich hatte als Kind die Trommel auch im Bett. Wenn ich an damals denke, habe ich das Gefühl, dass ich dieses Instrument kannte. Als Kind war mir das aber egal. Ich war auch sehr faul, habe nicht viel geübt. Ich habe nur aus Spaß gespielt.

Du giltst als bester Tombak-Spieler der Welt. Wenn du also wenig geübt hast, hast du dir erspielt, was andere lernen mussten. Hat das mit der besonderen Verbindung von dir zur Tombak zu tun?

Mortazavi: Das kann sein. Ich konnte mich nicht anstrengen, um in bestimmten Regeln zu bleiben. Ich habe zwar von meinem Lehrer gelernt, aber ich war nie damit zufrieden. Ich habe irgendwann gedacht, es ist nur Kunst, die sich Regeln unterwirft. Das reichte für mich nicht, weil ich über die Kunst hinausgehen wollte. Nur Kunst zu machen ist für mich Show und das zu zeigen, was man geübt hat. Mein Ziel ist etwas anderes.

Was ist dein Ziel?

Mortazavi: Mein Ziel ist nicht die Musik, sondern durch die Musik einen Punkt zu erreichen, wo wir gemeinsam unseren Puls finden können. Es geht mir darum, dass die Zuhörer spüren, was ich spüre. Das entwickelt sich immer mehr, denn ich werde vielseitiger durch das Leben. Wie ich Menschen sehe, wie ich fühle, das wirkt sich auf meine Musik aus. Wenn das Instrument ein Teil von mir ist, dann kommt eine neue Philosophie, eine neue Erfahrung automatisch in der Musik heraus. Ohne Versuch. Ich möchte nicht immer mit dem Kopf arbeiten, neue Techniken und Kompositionen entwickeln. Nur in meiner Phantasie spiele ich, und irgendwann passiert es dann.

Wenn man dir auf der Bühne zuhört, hat man das Gefühl, du sprichst mit den Zuhörern ohne Worte zu verwenden. Ist das für dich eine Form eines Dialoges?

Mortazavi: Ja. Auf der Bühne rede ich nicht. Das ist mein Konzept. Wenn geheim bleibt, was man erzählen möchte, dann sind die Menschen noch freier. Sie können sich mit ihrer eigenen Phantasie und ihrem eigenen Gefühl verbinden. Ich freue mich, wenn ich fühle, wenn sich die Menschen durch diese Musik befreien können.

Ist dir irgendwann bewusst geworden, dass dieses Verbindende in der Musik dein Weg ist?

Mortazavi: Das hat sich langsam entwickelt. Ich habe mit Tradition angefangen. Wenn man sehr tief Tradition spürt und die Schönheit sieht, erlebt, dann ändert sich das automatisch. Viele konservative Musiker meinen, man muss in bestimmten Regeln bleiben. Wenn du richtig tief deine Tradition erleben konntest, dann passiert etwas Neues. Man kann nicht sagen, das ist Kultur, Liebe und große Philosophie und nur auf einem Weg bleiben. Liebe kennt keine Grenzen.

Du bist ein Vermittler zwischen den Kulturen. Denkst du manchmal darüber nach, warum wir Menschen immer gegeneinander sein müssen, wo doch das Miteinander schöner wäre?

Mortazavi: Ja, das denke ich auch. Ich möchte nicht unbedingt sagen, dass ich Iraner bin. Wir sind alle Menschen und wir können uns alle verständigen. Auch durch die Musik. Wenn ich sage, das ist iranische Musik, und das ist meine Kultur, dann mache ich viele Möglichkeiten der Verbindungen zu. Ich versuche ein Mensch zu sein.

Seit wann lebst du in Deutschland?

Mortazavi: Sein neun Jahren. Anfangs wurde ich vom iranischen Kulturverein nach München eingeladen, weil ich im Iran sehr erfolgreich war. Ich habe dann mehrmals hier gespielt und irgendwann wollte ich hier bleiben.

DIE TERMINE
„Rumi – In Flammen“ feiert am 18. Juni um 19.30 Uhr im Großen Haus des Landestheaters Linz Premiere. Das Ballett mit der Live-Musik von Mohammed Reza Mortazavi ist zudem am 19., 23., 29. und 30. Juni zu erleben. Am 2. Juli um 21 Uhr ist auf dem Maindeck des Ars Electronica Centers eine Open-Air-Vorstellung geplant. Kartenservice unter Tel. 0800 218 000 oder www.landestheater-linz.at

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