Völlig uneitel und ohne jede Distanz
Lars Eidinger über den Dreh mit Juliette Binoche.
Hamlet war er schon, jetzt probt er Richard III., Premiere ist am 7. 2. an der Schaubühne Berlin. Vorher ist Lars Eidinger, einer der profiliertesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum, neben Juliette Binoche im Kinofilm "Die Wolken von Sils Maria" zu sehen.
was ist los?: "Die Wolken von Sils Maria" ist das neueste Werk des französischen Regiemeisters Olivier Assayas. Wie sind Sie bei ihm gelandet?
Lars Eidinger: Ich hatte nicht einmal ein Casting. Es gab nur ein kurzes Kennenlernen, dann hat er mir die Rolle des Theaterregisseurs Klaus Diesterweg direkt angeboten. Er hat sehr viel gefilmt, einzelne Takes gab es um die 17 Mal. Doch er forderte die Schauspieler nie auf "Mach es so, oder anders". Er provozierte sie indirekt, nach anderen Varianten zu suchen.
Und bei Juliette Binoche?
Da war ich schwer beeindruckt. Ich fürchtete, sie könnte distanziert und affektiert sein, aber: nichts von all dem. Bevor wir unsere ersten Szenen vor der Kamera hatten, besuchte sie eine Theatervorstellung von mir, kam in die Garderobe und lud mich zum Essen ein.
Und dann, beim Dreh?
Ist sie vorher mit mir den Text noch einmal durchgegangen, völlig uneitel. Noch was: Wenn Kolleginnen im Off, also nicht mehr im Bild sind, werden sie oft teilnahmslos, stören manchmal sogar, damit der andere nicht so gut ausschaut. Bei ihr war das anders. Noch um halb drei Uhr nachts stand sie im Off und hat, wie es die Szene verlangte, geweint, damit ich mich besser hineinversetzen kann.
Sie proben gerade das Stück "Richard III.". Haben Sie sich Vorbilder angeschaut?
Den großen Monolog von Richard, nachdem er Lady Anne herumkriegt, in der Interpretation von Gert Voss. Und den Anfangsmonolog aus dem Kinofilm mit Laurence Olivier. Ansonsten, denke ich, wird man von so extrem großartigen Vorbildern eher beeinträchtigt, eingeschüchtert.