Mit gespitzten Ohren durch die Welt
Richard Eigner ist gefragter Klangkünstler. Am 28. Juli gastiert er bei den Kunstimpulsen am Attersee.
Richard Eigner weiß, welches Mikrophon man in einen Bienenstock legen muss, um "absolut interessante" Geräusche festzuhalten.
Am 17. September hält der Linzer, der in seiner Heimatstadt sowie in Wien arbeitet, einen Workshop für die Bundesforste, bei dem es gilt, den Wienerwald akustisch einzufangen.
Davor liefert der Musiker der Band "Ritornell" am 12. September den Soundtrack für die Präsentation des Kunstuni-Zweigs "Fashion And Technology" beim Ars Electronica Festival.
Gerade jetzt ist Eigner, dessen Kompositionen der kanadische Kult-Regisseur Bruce LaBruce für den Zombie-Film "Otto; Or, Up With Dead People" (2008) verwendet hat, fasziniert von seiner Neuanschaffung, einer afrikanischen Wassertrommel. Genauer gesagt, von "ihrem weichen, tiefen Bass".
Richard Eigner ist, wie diese wenigen, facettenreichen Einblicke zeigen, mit "steter Klangforschung" beschäftigt, die ihm sehr viel Freude bereitet.
Melodisches mit Eierschneider
Am 28. Juli gastiert der Klangkünstler, der stets Natur und Technik, Akustik und Elektronisches verbindet, bei den "Kunstimpulsen" der "Perspektiven Attersee". In der Attersee-Halle wird der Musiker mit Liebe zu den Becken ein Solo am Schlagzeug spielen.
Fixe akustische Linien hat er dafür noch nicht im Kopf. "So oft habe ich so ein Solo noch gar nicht gespielt. Aber es haben sich dabei Stücke ergeben, von denen ich etwas einbauen werde. Ansonsten möchte ich den Abend möglichst frei gestalten."
Sein großes Ziel dabei ist, die Spannung aufrecht zu halten. Er will melodiöse Elemente einflechten und aus seinen Instrumenten möglichst viele Klangfarben herauskitzeln. So viel sei verraten: Gitarrensaiten, Eierschneider und Schneebesen kommen zum Einsatz.
Eigner weiß, dass sein Werk speziell ist. Als Tüftler der Töne hat er eine Nische gefunden. Und diese bringt ihn, wie seine Band "Ritornell", mit der er "herkömmliche, ganz normale Musik" schafft, in alle Welt.
Vor einem Jahr als "Artist in Residence" ins "Teehaus der österreichischen Residenz" nach Teheran etwa. 2014 beispielsweise in die "Sound Development City 2014" ins Baltikum. Ins italiensche Florenz (2011), nach Wales (2012) und New York (2013) wurde er als Kenner des "Denoising" eingeladen.
"Entlärmung des Lärms"
"Denoising" beschrieb Eigner in seiner Diplom-Forschung an der Linzer Kunstuniversität als "Entlärmung des Lärms".
Darauf gestoßen ist der heutige Doktor der Philosophie während seines Studiums der "MultiMediaArt" an der Fachhochschule in Salzburg. "Ein Vortragender hat uns ein Gerät gezeigt, das auch in der Postproduktion im Film dazu verwendet wird, Hintergrundgeräusche in Sprachaufnahmen zu beseitigen." Eine Maschine, die Eigners Fantasie anregte. Und beeinflussen sollte, wie er die Welt wahrnahm.
Während sich bei einem Maler der Blick schärft, er Strukturen und Schattierungen erkennt, musste Eigner plötzlich noch stärker seine Ohren spitzen.
"Ich war schon von Haus aus ruhebedürftig. Durch viele Außenaufnahmen in Städten ist mein Gehör noch sensibler geworden." Mittlerweile könne er daheim oder bei privaten Unternehmungen auf Durchzug schalten. Das ist gut so.
Denn nach wie vor hat Eigner, der mit neun Jahren seinen Schlagzeug-Unterricht an der Linzer Musikschule begonnen hat, immense Freude daran, neue Klänge zu entdecken. "Ich bin wirklich permanent auf der Suche."
Sein Lieblingsgeräusch hat er aber bereits gefunden: das Klopfen eines Spechts.
Kunstimpulse
28.07: Richard Eigner
30.07: Sondertanzimpuls: Passion Red Tanzcompany
04.08: Lydia Haider
Noch bevor Haiders Roman "rotten" erscheint, wird das Kapitel "Numeri: Der Würgeengel" als Text- und Klangereignis präsentiert
11.08: Elisabeth Haselberger und Klaus Hollinetz
Elektroakustische Komposition trifft Blockflöte
18.08: Zsófia Boros und Julian Yopasa
Tanz und Musik, "Die Seele einer Gitarre erweckt den Körper zum Leben"
Beginn: immer 20.20 Uhr, Atterseehalle, Eintritt frei!
Infos zu den Kunstimpulsen, zu Design- und Kunstatelier, der Schau von Lena Göbel in der Atterseehalle und den von der Künstlerin geleiteten Führungen (23., 30. 7., 6., 13. 8., ab 11 Uhr): perspektiven-attersee.at