Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Adel Tawil: Dieser Künstler will echt sein

Von Nora Bruckmüller, 17. April 2015, 00:04 Uhr
Dieser Künstler spielt nichts vor
Adel Tawil hat von Annette Humpe gelernt, wie er er selbst sein kann.

Auf seinem Album "Lieder" hat Adel Tawil, 36, Stücke versammelt, die pur und schön sind. Sein Ziel war es dabei, echt zu sein. Am 12. Juli will er mit ihnen seinen Fans den Sommer beim Open Air in Linz versüßen.

Über Inspirationen beim späten Frühstück, grenzenlose Offenheit beim Songschreiben und das Finden der richtigen Worte sprach Adel Tawil mit "was ist los?".

Den Charme Ihrer Werke machen neben der Stimme auch die Texte aus, die sehr klar und schnörkellos sind. Wie lange arbeiten Sie an ihnen?

Das ist von Song zu Song verschieden. Manchmal geht es wahnsinnig schnell, und man schreibt es sich im buchstäblichen Sinne von der Seele. Dann gibt es Texte, mit denen man einfach nicht zufrieden ist. Dann arbeitet man noch einmal drüber, und noch mal und noch mal. Es dauert dann schon ein bis zwei Monate, bis ein Lied für einen perfekt ist. Das war auch mein Anspruch. Und ich wollte bei meinem ersten eigenen Album vor allem eines sein: wahrhaftig. Zeigen, woher ich komme und wer ich bin.

Und woher kommt die Inspiration?

Meistens sind es einzelne Momente. Beispielsweise sitzt man beim Brunchen mit Freunden zusammen, und plötzlich fällt ein Satz. So war das auch bei "Zu Hause ist da, wo deine Freunde sind". Als ich das gehört habe, dachte ich mir, dass dieser Satz einfach schön ist, daraus könnte man ein Lied machen. Dann kommt man ins Studio, da ist alles erst ganz spaßig, ist kreativ, und dann hat man irgendwann ein Demo. Ab diesem Zeitpunkt fängt die harte Arbeit an und man muss perfektionieren.

Inwiefern merken Sie, dass harte Erfahrungen Sie beim Erzählen in Ihrer Musik voranbringen?

Das merke ich absolut. Die besten Geschichten schreibt das Leben, und so handhabe ich das. Das erste Album betraf meine Vergangenheit, von der Schulzeit bis heute, das neue wird dann vielleicht ein noch tieferer Einblick. Wenn man ein eigenes Album unter seinem eigenen Namen herausbringt, muss das der Anspruch sein, auch um den Leuten aus der Seele sprechen zu können. Ich bin ja auch nichts Besonderes, was Gefühle betrifft, Niederlagen wie Siege.

Gibt es Grenzen, was Persönliches betrifft?

An diese Grenze bin ich noch nicht gestoßen, und ich weiß gar nicht, wie ich mich dann verhalten würde. Es gibt natürlich Verluste, bei denen ich nicht weiß, ob ich solche detailliert in einem Song verarbeiten würde. Aber im Grunde glaube ich, dass es so gut wie kein Tabu gibt. Meine Zuhörer kennen jedes Gefühl ja auch selbst. Auf der einen Seite macht man – hart gesagt – einen Seelen-Striptease, auf der anderen hilft dir das selbst, und es berührt die Menschen und sie fühlen sich verstanden.

Es ist ja ein Unterschied, ob man sich als Künstler mit einem Lied an die Öffentlichkeit traut, oder gleich mit einem ganzen Album. Wie hat sich die Entscheidung für Ihr eigenes Album angebahnt?

Schon nach dem ersten "Ich + Ich"-Album wollte die Plattenfirma gerne eines. Doch damals habe ich mich nicht richtig dafür bereit gefühlt, das wäre mir zu viel Verantwortung gewesen. "Ich + Ich" hat mir außerdem zu viel Spaß gemacht, als dass ich da mit einem Album dazwischengrätschen wollte. Erst nach unserem dritten Album hat es sich richtig angefühlt, auch weil es schien, als hätten wir viel, vielleicht sogar alles gesagt. Dann ist es auch an der Zeit für eine Band, zurückzutreten. Dieses Gefühl hatten Annette Humpe und ich gleichzeitig. Damals war ich dann bereit.

Wie schaffen Sie die Balance zwischen privater und öffentlicher Person?

Früher war das für mich deutlich schwieriger, aber in dem Moment, in dem ich Annette Humpe kennen gelernt hatte, habe ich sehr schnell gemerkt: Es gibt keine öffentliche und private Annette. Sie ist, wie sie ist. Und das war für mich auch der Punkt, an dem ich mir gedacht habe: Versuch in Interviews oder live auf der Bühne nie jemand anderer zu sein. Die Menschen merken sowieso, dass du da irgendwas spielst. Also bin ich, wie ich bin. Das Private, das eigene Zuhause schütze ich.

Mussten Sie erst lernen, Ihr Privatleben zu schützen?

Das war ganz früher. Ich habe 2007 ein Interview gemacht, das in der Bild-Zeitung sehr breitgetreten worden ist. Das war nicht schön. Aber ich werde meinen jetzigen Weg weitergehen. Und wenn dich Medien wo reinziehen wollen, dann können sie das auch. Aber ich habe keine Boulevard-Medien gebraucht, um Musik zu machen. Deshalb werde ich sie nicht nutzen, um bekannter zu werden.

In Ihrer Heimat taucht der Verein Pegida immer wieder auf. Vor seiner Fremdenfeindlichkeit wird gewarnt. Ihre Familie hat Wurzeln in anderen Kulturen. Wie sehen Sie das?

Ich bin in Deutschland geboren. Ich fühle mich als Deutscher, denke und singe auf Deutsch. Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen auf die Straße gehen, wenn aus ihrer Sicht etwas falsch läuft. Meine Befürchtung ist aber: Wenn sich Menschen der Pegida anschließen, schließen sie sich Personen an, die etwas anderes im Sinn haben als die Sorgen der Menschen. Dabei kommt es auf den Tonfall auch an, und der war natürlich schon schmerzhaft. Das war eine Erfahrung, die ich lange nicht mehr gemacht hatte. In den 1990er-Jahren gab es die Anschläge auf die Asylantenheime in Rostock, und man hörte die "Ausländer raus!"-Sprüche. Jetzt spürt man, dass das gerade wieder aufkeimt. Und da sollte sich jeder selbst fragen, ob das der richtige Weg ist. Als Musiker will ich mich für eine bunte Republik Deutschland einsetzen. Und dasselbe gilt für Österreich.

ZUR PERSON

Der 36-jährige Musiker und Produzent Adel Tawil war in den 1990ern als Kane Teil der Boyband „The Boyz“. Später bildete er mit Annette Humpe das erfolgreiche Duo „Ich+Ich“. 2013 erschien sein Solo-Album „Lieder“. Seine Eltern wanderten aus Nordafrika ein, Adel Tawil wuchs in Berlin auf.

KONZERT 
Im Rahmen seiner „Lieder Open Air“-Tour gastiert Adel Tawil am 12. Juli in der Linzer Tabakfabrik, 20 Uhr, Peter-Behrens-Platz. Karten gibt es bei den OÖN in Linz, Wels, Ried (Tickethotline 0732/7805 805), www.nachrichten.at/ticket, drei Euro OÖNCard-Rabatt

 

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen