Von pinkem Leder und exklusiven Fliegenfischern
Bentley-Verschönerer Mulliner lud die OÖN zu einer exklusiven Werksführung ins englische Hauptwerk nach Crewe.
Wer einen Bentley bestellt, den plagen keine Geldsorgen. Und doch genügt manchem Bentley-Besitzer der serienmäßige Luxus nicht. "Etliche Kunden wünschen sich einfach mehr als nur einen normalen Bentley", sagt Jamie Smith, Kundenbetreuer bei Mulliner, der Veredelungs-Manufaktur. "Einen normalen Bentley" – wie bitte?
Bei einem kurzen Rundgang im "CW1" – dem Modell-Schauraum von Bentley – wird schnell klar, worum es geht. Hauptsächlich personalisiert Mulliner die Luxus-Liner für gehobenere Ansprüche. In einem Regal steht etwa ein Bentley-Vollleder-Kindersitz. Eine Referenz, die "ziemlich gut ankommt" und einen hohen vierstelligen Betrag kostet – Pfund natürlich. Andere Hersteller bieten Neuwagen um diesen Betrag an. Aber in Bentleys Mikrokosmos gibt es nach oben hin keine Grenzen. Beispiel gefällig? Auf die Fragen, wie viele Farben Mulliner lackiert, schmunzelt Smith: "Hier stehen etwa 115 Farbproben, eigentlich bieten wir jede Farbe an." 23.000 Pfund kostet etwa die schwarze Matt-Lackierung für den Mulsanne.
200 bis 300 Fahrzeuge pro Jahr
Seit 1950 ist Mulliner Teil der Bentley-Familie. Davor statteten die Nordengländer Züge aus, Crewe war damals ein Dreh- und Angelpunkt für die Schienen-Industrie. Heute steht dort das Bentley-Hauptwerk, wo alle Modelle vom Band rollen. Sechs Jahre dauerte es, bis Konzernmutter Volkswagen das Potenzial von Mulliner erkannte. Zwischen 200 und 300 Luxuswagen veredelt das 60-köpfige Team pro Jahr, bis zu 18 Monate dauert der Prozess von der Planung bis zur Fertigstellung. "Bei uns arbeiten ausgebildete Spezialisten – Tischler, Polsterer, Metaller usw.", erzählt der Engländer. Sieben bis acht Personen arbeiten gleichzeitig an einem Wagen. Die am meisten gewünschte Leder-Farbe ist übrigens Pink. Ja Pink, dieses knallige Rosa.
In einem anderen Regal stehen Bentley-Parfüm, "Breitling for Bentley"-Uhren, Jacken und – was ist das? Auf Nachfrage klärt ein Mitarbeiter auf: Das ist ein Fliegenfischerset, ein Zusatzpaket. Die Idee stamme von Bentley-Geschäftsführer Wolfgang Dürheimer. 80.000 Pfund kostet das Teil. Der Bentayga ist da nicht inkludiert. Apropos Bentayga: Das SUV-Flaggschiff wird die Bentley-Kunden "hinaus in die Welt bringen", deshalb werden auch die Anfragen an Mulliner steigen, prognostiziert Smith. Manchmal gäbe es übrigens tatsächlich ein Nein: "Einerseits raten wir Kunden von Ideen ab, wenn wir Bedenken bezüglich der Sicherheit haben oder der Vorschlag unserem Image schaden könnte. Und das Logo wird nicht verändert. Aber über alles andere können wir gerne reden." Gut zu wissen.
Zu den Mulliner-Kunden gehören unter anderem Breitling und das englische Königshaus.