Vernunft? Die wird an der Garderobe abgegeben. Was folgt, ist Emotion pur, Faszination und sind viele, sehr viele Wow-Effekte. Eigentlich nichts ungewöhnliches bei Porsche, aber in der "Exclusive-Manufaktur" der Zuffenhausener wird das Gaspedal noch ein paar Millimeter tiefer gedrückt. Entscheidende Millimeter.
In der Manufaktur (vormals "Sonderwunschprogramm" bzw. ab 1986 "Porsche Exclusive") werden sämtliche Modelle der Stuttgarter veredelt. 38 Prozent der 911er rollen vom Produktionsband direkt in die Manufaktur-Hallen. Spezialisierte Kfz-Mechaniker tauschen beispielsweise Anbauteile aus, um dieselben Bauteile in Wagenfarbe anzubringen. Oder eben Lederteile. "Beliebt sind mit Leder überzogenen Deckel für die Sicherungskästen", erzählt Boris Apenbrink von der Manufaktur beim OÖN-Besuch. Insgesamt 600 Optionen stehen im Prospekt – vom gestickten Porsche-Wappen in den Kopfstützen bis zur Privacy-Verglasung. Im Durchschnitt geben Porsche-Kunden für derlei Finessen 1412 Euro aus.
Neben dieser Individualisierung macht die Manufaktur aber auch Gusto mit limitierten Kleinserien. Wie dem Porsche 911 Turbo S Exclusive, von dem maximal 500 Stück Stuttgart verlassen.
In die Karbonteile im Inneren werden Kupferfäden eingewoben. Der Effekt: Zwischen dem Schwarz blitzt’s hervor – aus verschiedenen Blickwinkeln in verschiedenen Farben. Und das Dach sowie die Kofferraumhaube vorne werden ebenfalls aus dem edlen Material gefertigt. Damit ein Teil des Karbons sichtbar bleibt, werden vor dem Lackieren zwei Streifen mit Folie abgedeckt. Nach dem Entfernen des Kunststoffes wird vier Mal Klarlack aufgetragen und ebensooft poliert. Damit die Kante zwischen goldenem Lack und sichtbarem Karbon verschwindet. 240 Arbeitsstunden stecken allein in diesem Vorgang.
Im Inneren setzt sich das Zwei-Streifen-Design fort – im schwarzen Alcantara-Dachhimmel und auf den Schalensitzen. Mehrmals lackiert werden auch die Original-Leichtmetall-20-Zöller. Letztlich wird die Farbe von den schmalen Steegen auf der Außenseite mittels Laser wieder entfernt. Dauer: fünf Stunden Lasern pro Rad.
Die unzähligen verspielten Details treiben den Preis auf 316.535 Euro (Deutschland: 249.000 Euro). Nur zwei, drei Stück werden nach Österreich gelotst. Und verschwinden als Sammlerstücke in Garagen.
15.000 Porsche-Modelle werden pro Jahr in den 13 Werkstattboxen der 1500 Quadratmeter großen Manufaktur veredelt, im Durchschnitt dauert der Vorgang zwei Stunden. Allein beim 911er können 50 Bauteile (170 Optionen) ausgetauscht werden.