"Sehr entspannte 5200 Kilometer mit dem E-Auto"
Der Innviertler Arzt Clemens Novak fuhr mit seinem Toyota RAV4 EV heuer im Urlaub nach Norwegen.
Norwegen ist so etwas wie das "gelobte Land" für die Freunde der Elektro-Mobilität. Das Königreich in Skandinavien ist schon heute der weltweit drittgrößte Markt für Elektroautos – bei gerade einmal 5,2 Millionen Einwohnern, wohlgemerkt. Im Jänner 2017 war beinahe jedes vierte neu zugelassene Auto ein Elektroauto. Dass die norwegischen Autofahrer derart unter Strom stehen, liegt an der massiven Förderung der Elektromobilität.
Für Clemens Novak, Gemeindearzt in St. Martin im Innkreis, war es daher naheliegend, einmal mit seinem Elektroauto nach Norwegen zu fahren, um dort Urlaub zu machen. Dabei hat sein Toyota RAV4 EV, den er vor zweieinhalb Jahren aus Kalifornien importiert hat, mit einer Akkufüllung nur 166 Kilometer Reichweite.
"Ich habe den Wagen mit einer Schnellladevorrichtung nachgerüstet – und dann ist mir die Idee gekommen, dass ich nach Norwegen fahren könnte", sagt Novak im OÖN-Gespräch. "Und dann habe ich mich halt einmal vorsichtig an meine Familie herangetastet, mir war ja klar, dass das kein normales Fahren ist."
Aufwendige Reiseplanung
Als der Familienrat grünes Licht gab, habe er mit der umfangreichen Planung begonnen, "um die Familie nicht zu entsetzen", erzählt der HTL-Absolvent (Nachrichtentechnik/Informatik). "Das war aufwendig, vor allem was Deutschland betrifft." Die Route des Quartetts führte von St. Martin nach Rostock und von dort mit der Fähre nach Gedser in Dänemark.
"In Deutschland sind wir immer gut 150 Kilometer gefahren und haben für 30 Minuten aufgeladen. Den ersten Stopp haben wir in Regensburg gemacht", sagt der 46-Jährige. "In dieser Zeit haben wir gegessen, Kaffee getrunken oder sind ein paar Schritte gegangen. Letztlich haben wir für 700 Kilometer bis zu unserem ersten Quartier zwölf Stunden gebraucht."
Das sei alles andere als langweilig, sondern total entspannend gewesen. "Wir waren ja auch im Urlaub", ergänzt der Allgemeinmediziner schmunzelnd. "Bei einer Geschäftsreise wär’ das eh anders."
Die regelmäßigen Aufladepausen hätten zudem einen weiteren Vorteil gehabt: "Bei der Rückfahrt von Berlin nach St. Martin hat mir das Navigationssystem mehrere Staumeldungen mit insgesamt 2:40 Stunden Zeitverlust angezeigt", sagt Novak. In jeder Pause habe er sich daher angeschaut, wie er die Staus bestmöglich umfahren könne. "Mit dem Ergebnis, dass wir nur 15 Minuten Verzögerung hatten", sagt der begeisterte Elektroauto-Fahrer. "Wir haben sicher nicht die Zeit vertankt, die wir uns so im Stau erspart haben."
Die insgesamt 5200 Kilometer der 17-tägigen Reise sind völlig problemlos verlaufen – bis auf eine kleine Schrecksekunde: Im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, am Vorabend der geplanten Fährüberfahrt von Rostock nach Trelleborg (Schweden), hat Novak seinen Toyota RAV4 EV beim Quartier angesteckt.
"Der Vermieter hat mir eine Kabeltrommel hingestellt, die intern gesichert war. Daher hat sich das Ding nach 15 Minuten ausgeschaltet. Und nächsten Tag in der Früh, als wir zur Fähre fahren wollten, war der Akku leer. Naja, dann haben wir halt improvisiert – und sind eben mit einem späteren Schiff von Rostock nach Dänemark gefahren", sagt der Mediziner.
Damit das Elektroauto auch bei uns so begehrt wird wie in Norwegen, müssten sich einige Dinge ändern, sagt Clemens Novak. "In Norwegen sind Elektroautos vergleichsweise günstig. Da kostet ein Tesla so viel wie ein Mittelklassewagen oder ein teurerer VW Golf."
Das Auto – die Kosten
Das liegt daran, dass E-Auto-Käufer weder Mehrwertsteuer noch Kfz-Steuer oder Anmeldegebühren zahlen müssen. Hingegen ist bei Neuwagen mit Verbrennungsmotoren eine Luxussteuer von bis zu 85 Prozent fällig.
"Ladestationen in jedem Dorf"
"In der Hauptstadt Oslo gibt es fast keine Parkplätze", sagt Novak. "Außer man hat ein E-Auto. Dafür gibt es viele reservierte Plätze, an denen man das Fahrzeug laden kann. Dann kann man dort noch bis zu 16 Stunden gratis parken."
Der E-Auto-Freund wünscht sich für Österreich außerdem mehr Schnellladestationen. "In Norwegen findet man diese in jedem Dorf. Ich habe sogar Parkplätze mit 50 Ladestationen gesehen – und dort standen auch 50 E-Autos."
Zudem brauche es ein größeres Angebot an Elektroautos. Dann, so ist Clemens Novak überzeugt, werde sich auch in Österreich die Erkenntnis durchsetzen, "dass ein Elektroauto kein großer Nachteil ist, sondern dass es das wesentlich angenehmere Fahren ist."
Das Auto – die Kosten
Den Toyota RAV4 EV hat sich Clemens Novak gebraucht vor zweieinhalb Jahren aus Kalifornien geholt. Das Elektroauto, das von 2012 bis 2014 in Kooperation mit dem US-Autobauer Tesla 2600 Mal gebaut wurde, hat eine Leistung von 115 kW (154 PS) und eine Reichweite von 166 Kilometer. Das maximale Drehmoment beträgt 296 Newtonmeter.
5 Euro auf 100 Kilometer: Die Stromkosten für die Reise waren laut Clemens Novak „sehr überschaubar“: Für die 5200 Kilometer hat er 259,77 Euro fürs Auftanken bezahlt – also 5 Euro auf 100 Kilometer. „Aber günstig war die Reise aufgrund der hohen Preise in Norwegen trotzdem nicht“, sagt Novak schmunzelnd.
spannende Story - ich vermute ja, dass er um das Geld auch einen gebrauchten Tesla hätte kaufen können... Kaufpreis, Import, Umbau mit Schnelladegerät, Typisierung,..... war sicher nicht günstig - da gehört Pioniergeist und auch KnowHow dazu, Respekt!
Das Schöne an einer "kürzeren" Reichweite ist ja, das man schon nach 1-2h die unverfälschte Rückmeldung kriegt, ob man sparend oder verschwenderisch unterwegs war.
Aber das interessiert ja leider kaum jemanden, denn Sparfuchs ist ja ein Schimpfwort, wichtig ist für die "Sportler" die "Freude am Bolzen".
Besonders im Urlaub ist eine entspanntere Fahrweise doch viel gemütlicher.
Zonne1
wäre für LKW Chauffeur geeignet da sie die obligatorischen Pausen SICHER einhalten würden .
lustig wirds auch mit den akkus,
wenn nur 40% der akkus nicht
recycelt werdn können,so harmlos
und umweltfreundlich kann ich
mir die Eautos nicht vorstellen!
Naja, vom Benzin und Diesel-Öl wird auch nicht recht viel recyclet , der wird sofort unwiederbringlich verbrannt...
Die Akkus fahren mindestens 8 Jahre im Auto herum, danach noch mindestens dieselbe Zeit als Stationärspeicher (Powerwall) in Hauskellern , und dann wird sich die Industrie die Rohstoffe wieder herausholen.
Da sieht man wie wenig Alltagstauglich E Aantriebe noch sind..fährt ja zum Spass,eine Ladestationsplanung braucht man.. das ist alles lächerlich bestensfalls für den faden Urlaub geeignet...
https://www.comdirect.de/inf/news/detail.html?ID_NEWS=606823159&NEWS_CATEGORY=TOP_NEWS_DPA&RANGE=1Y
Interessanter Bericht und auch interessant, dass man im Innviertel mit einer HTL Arzt wird!