Realverbrauch treibt NoVA hinauf Bremsmanöver der Importeure

Von Carsten Hebestreit   23.September 2017

Der Reiz ist für den Finanzminister enorm: die Hände in den Schoß zu legen und von einem Tag auf den anderen Dutzende Millionen Euro mehr einzunehmen. Das würde Anfang 2020 passieren, wenn von der Verbrauchsmessung NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) endgültig auf die neue Norm WLTC (Worldwide harmonized Light vehicles Test Cycle) umgestellt wird. Denn der WLTC ist näher am Realverbrauch eines Autos dran. Sprich: Die Werksangaben klettern in die Höhe. Und zwar um 15 bis 20 Prozent, sagt Günther Kerle, Sprecher der Automobilimporteure.

Mehr Verbrauch, mehr NoVA

Mehr Verbrauch bedeutet aber auch mehr Emissionen – darunter das Klimagas CO2. Weil sich vom CO2-Ausstoß auch die Normverbrauchsabgabe (NoVA) errechnet, würde der Autokäufer künftig auch mehr für seinen Neuwagen bezahlen müssen, sagt Kerle.

Das Umweltbundesamt (UBA) bestätigt die Aussagen des Kärntners, sieht die Auswirkungen aber weniger drastisch. "20 Prozent sind zu viel", sagt Günther Lichtblau vom UBA. "Zehn Prozent sind realistisch."

Erste Tests zeigen, dass sich die Verbrauchsangaben bei großen, schweren Autos durch die Umstellung des Messverfahrens kaum ändern, allerdings legen vor allem Kleinwagen zu, sagt Lichtblau.

Statt 500 nur 380 Millionen

Der Finanzminister schielt auf diese Mehreinnahmen. Im Vorjahr beispielsweise hatte der Staat mit 500 Millionen Euro NoVA-Einnahmen kalkuliert, aber nur 380 Millionen Euro kassiert. "Weil die Autos immer sauberer werden und kleinere Fahrzeuge gekauft werden", erklärt Günther Kerle die Differenz von 120 Millionen Euro. Zudem stiegen die Verkäufe von Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und E-Modellen an. Diese Alternativantriebe sind von der NoVA befreit bzw. deren CO2-Ausstoß ist sehr gering – und damit auch der NoVA-Anteil.

Diese Zukunftstechnologie wird durch die Diesel-Abgas-Hysterie begehrter, womit die Steuereinnahmen auch künftig weiter sinken werden. Zudem werden die Autos immer sauberer (siehe Tabelle oben). Spätestens Anfang 2021 gilt die 95-Gramm-CO2-Verordnung der EU: Dann darf keine Marke mehr von dem Klimagas emittieren als diesen Wert – berechnet auf die gesamte Flotte eines Anbieters. Sprich: Auch hier werden die NoVA-Abgaben deutlich sinken. Insofern käme dem Finanzminister der Geldregen durch die Norm-Umstellung gelegen.

Erste Gesprächsrunden

"Wir hatten schon Gesprächsrunden", sagt Günther Kerle. Derzeit stockt allerdings die Kommunikation – wegen der Nationalratswahl. Danach wird der Sprecher der Autoimporteure das Thema wieder anschneiden, um die Abgabenlast im Rahmen zu halten.

Gleichzeitig könnte sich Kerle eine Umstellung der Berechnungsmethode für die motorbezogene Versicherungssteuer vorstellen: weg von den PS, hin zum CO2. "Die Autos sind immer stärker geworden, damit stiegen auch die Abgaben. Darum müssen wir uns auch hier etwas überlegen."

 

Euro-Abgase und Grenzwerte (PDF):

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