Mini und der große Wurf
Der Mini Cooper S Paceman ist wohl eines der schnellsten Gokarts mit Straßenzulassung
Mini. Peter Sellers fuhr einen. Twiggy ebenso. Und Ringo Star. Niki Lauda saß bei seinen ersten Bergrennen 1968 in einem Mini. Zuvor hatte der kleine Brite vier Mal die Rallye Monte Carlo gewonnen. Mini war eben Kult in den Sechzigern, Siebzigern. Und Mini ist (wieder) Kult. Dank Rowan Atkinson (Mr. Bean), Dank BMW. Denn die Bayern haben die Briten gekauft und die Kultkiste wieder auf den Markt gebracht – erstmals 2001. Seither folgten viele Modelle, Varianten und Ausstattungen. Jüngst erst schickten die Münchner den Mini Cooper S Paceman los, den wir testen durften.
Design: Was es alles gibt! Mini sagt, der Paceman sei ein SUV-Coupé. Gab’s diese Kategorie vor dem Paceman schon? Egal, der kleine dreitürige Viersitzer schaut flott aus und ist durchwegs praktisch. Die Türen schwingen weit auf – wie die Heckklappe auch. Das minimiert die Kopfstoß-Gefahr bei langen Mini-Drivern.
Innenraum: Unfassbar! Der Kleine ist riesig! Die scheinbar unendlichen Weiten im Innenraum erfreuen Menschen jenseits der 1,80 Meter nicht nur beim ersten Einsteigen. Viel Raum, viel Luft – das macht Laune. Apropos Luft. Der Paceman ist serienmäßig "Ready for Takeoff"! Die Unzahl an Schaltern sind abgetrennt durch kleine Bügel – wie in Flugzeugcockpits. Was für ein Anblick! Denn die Bügel machen nicht nur auf der Mittelkonsole was her, sondern auch im Dachhimmel oberhalb des Rückspiegels.
Das große Rund in der Mitte des Armaturenbretts, der Tacho, hat Tradition. Einst auf eine Tempo-Anzeige begrenzt, ist’s heute die obligatorische Schaltzentrale für fast sämtliche Systeme im Mini (Radio, Navi, Telefon etc.). Dirigiert werden diese Funktionen durch den kleinen Drehknopf vor der Handbremse – ganz BMW-like. Mega-praktisch!
Fahrwerk: Der Schwerpunkt des bayrischen Briten liegt konstruktionsbedingt sehr tief, das Gokart-Feeling ist ein Hammer. Der Allrad-Antrieb verstärkt dieses Gefühl noch. Rasant durch enge Kurven – da quietschen keine Reifen, sondern die Beifahrerinnen. Angst vorm Abflug ist kaum angebracht, auch wenn die physikalischen Grenzen noch gelten.
Motor: Paceman – so nennt man beim Cricket einen schnellen Werfer ("Bowler"). Schnell ist der Kleine selbstredend. 140 kW (190 PS) erzeugt der 1,6-Liter-Vierzylinder. Somit ist der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 7,6 Sekunden erledigt. Aber, mal ganz ehrlich: Gefühlt braucht der Kleine länger, bis die dreistelligen Stundenkilometer erreicht sind. Das mag auch an der hervorragenden Dämmung liegen. Offensichtlich wird die Stärke des Paceman allerdings beim Cruisen. Selbst im sechsten Gang und vergleichsweise niedriger Drehzahl ist der Kleine durchzugsstark. Diese Leistung fordert aber auch Energie. 6,4 Liter Super im Mix (EU-Zyklus) lautet die Werksangabe, im OÖN-Test waren’s um die acht Liter. Briten trinken gerne. Bayern übrigens auch.
Fazit: Der Paceman ist schick. Der riesige Tacho in der Mitte, zwei Einzelsitze hinten mit Cupholdern dazwischen – das ist erfrischend anders. Und das Gokart-Fahrgefühl ist ohnehin einzigartig. Allerdings ist nicht nur der Pacemann schnell auf Tempo 100, sondern auch der Kaufpreis dank langer Extra-Liste ebenso flott in atemberaubenden Höhen.