Liebe auf den ersten Kick-Down

Mike Love sang die Beach Boys in den Sechzigern mit "Good Vibrations" weltweit in die Charts, da war von Tesla und seinen E-Autos noch keine Rede. Heute erzeugen ebendiese "guten Vibrationen" Gänsehaut – im neuesten Tesla, dem Model X. Da muss im Midsize-SUV aus Kalifornien, der Heimat der Beach Boys, noch nicht einmal der Startknopf betätigt worden sein, fasziniert das Elektro-Auto den Betrachter.

Faszinierende Flügeltüren

Ein kleiner Druck und die Fahrertür schwingt elektrisch unterstützt auf. Eine Reihe weiter hinten ist dieser Vorgang ungleich spektakulärer. Wie bei dem DeLorean DMC-12 von Marty McFly in der "Zurück in die Zukunft"-Trilogie. Elektrisch, lautlos, weit. Und, keine Angst: Die Falcon Wing Doors bremsen knapp unterhalb von Tiefgaragendecken ab. Logisch.

Durch die weite Öffnung – auch des Dachs – lässt sich der Fond im 5-, 6- oder 7-Sitzer komfortabel erreichen. Was auch bei umgeklappter 3. Sitzreihe und den daraus resultierenden gigantischen 2180 Litern Ladevolumen (6-Sitzer) überaus praktikabel ist.

Extrem saubere Luft können Passagiere atmen, wenn der "Bioweapon Defense Mode" aktiviert ist. Dieses Luftfiltersystem holt selbst feinste Teilchen aus der Umgebungsluft. Tesla selbst spricht von "Luft von klinischer Qualität". Faszinierend, würde Mr. Spock wohl sagen. Und tief Luft holen.

Der Hintergrund für dieses Gimmick klingt durchaus logisch: E-Autos kommen vorwiegend in Städten mit mieser Luftqualität (Peking, London, Paris etc.) zum Einsatz, da ist saubere Atemluft (über-)lebenswichtig.

Trotz der weltweit größten Windschutzscheibe erreicht das Model X Traum-Werte beim Seitencrash. 21,5 Zentimeter drang der Schlitten ein, bei vergleichbaren Premium-Modellen waren’s mindestens 45 Zentimeter. Tesla spricht vom sichersten SUV aller Zeiten.

Atemberaubend!

Die OÖN durften als eine der ganz wenigen Medien das Model X bei der Europa-Premiere fahren. Der erste Eindruck: absolut atemberaubend! Dank der Batterien im Fahrzeugboden ist der Schwerpunkt extrem niedrig und die Straßenlage dadurch phänomenal. 3,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h verdrehen Fahrer, Passagieren und Passanten die Köpfe. Liebe auf den ersten Kick-Down.

Erst bei Tempo 250 ist Schluss, da hat sich der Allradler dann von selbst abgesenkt.

Die ersten Model X werden in Österreich Anfang Juli ausgeliefert. Preis: ab 96.100 Euro.

Tesla Model X

• 539 PS Systemleistung hat das stärkste Model X (P90D mit Ludicrous Model), 422 PS das Einstiegsmodell (90D). Drehmoment: von 600 bis 967 Nm.
• 489 Kilometer Reichweite schafft das 90D-Modell, 467 Kilometer die P90D-Variante.
• 8 Jahre Garantie auf die Batterie und die Antriebseinheit gewährt Tesla.
• 5,02 Meter ist das Model X lang, 2,07 m breit und 1,68 m hoch (bei offenen Türen: 2,20 Meter)

3 Fragen an Jon McNeilL

Tesla-Präsident für den globalen Verkauf und Service

Der US-Amerikaner erzählte im OÖN-Gespräch unter anderem, dass Motor und Batterie aus zolltechnischen Gründen erst im Werk Tilburg (Niederlande) ins Model X eingebaut werden.

Das Model X wird in Kalifornien produziert, die Wege sind also weit. Zu weit?

Ja, denn es macht keinen Sinn, ein umweltfreundliches Auto zu produzieren und dann um die halbe Welt zu transportieren. Darum denken wir über neue Werke nach – zum Beispiel in Asien.

Deutsche Hersteller haben angekündigt, in den nächsten zwei, drei Jahren E-Autos mit 500 Kilometer Reichweite auf den Markt zu bringen. Welche Reichweiten wird Tesla dann erreichen?

Bei uns kommen fünf bis zehn Prozent Reichweite pro Jahr dazu. Derzeit schaffen wir 550 Kilometer.

Genügt die Erhöhung der Batterie-Kapazität?

Nein. Wir verbessern auch die Aerodynamik. Denn auch das spart Energie und erhöht die Reichweite. Darum haben wir beim Model S die Front verändert.