Eine Geste, und der Golf folgt: Die Neuerungen im Bestseller
Äußerlich kaum verändert, stärkten die Wolfsburger vor allem die inneren Werte.
Sir Alfred Ernest Ramsey (1920–1999) verewigte sich als englischer Fußball-Nationaltrainer mit dem Satz "Never change a winning team" in den Annalen. Ein Zitat für die Ewigkeit, das heute noch Verwendung findet, nicht nur in der Sportszene.
Volkswagen beispielsweise dürfte die Fußball-Weisheit in den Unternehmensleitlinien verankert haben. Und zwar unter dem Punkt "Design". Erfolgreiche Modelle werden, egal, ob Facelift oder neue Generation, äußerlich kaum verändert.
Getreu diesem Vorsatz muss auch der Golf 7.5 betrachtet werden – das Facelift-Modell der Generation VII, das Donnerstag in Wolfsburg vorgestellt wurde. Und zwar in den Varianten Golf (2- und 4-Türer), Golf GTI, Golf GTE und Golf Variant.
Voll-LED statt Xenon
Die Front- und die Heckschürze wurden leicht modelliert, statt Xenon- leuchten vorne LED-Lichter (optional), die Voll-LED-Rücklichter hingegen sind nun Serie. Das war’s.
Dafür packten die Wolfsburger technische Feinheiten in den Innenraum. Radio, Telefon etc. lassen sich mittels Fingergesten steuern ("Discover Pro"-Infotainmentsystem inkl. 10 GB-SSD-Festplatte, 2 USB-Schnittstellen, 2 SD-Kartenleser etc.), die Instrumente (Tacho, Drehzahlmesser etc.) werden auf einem 12,3-Zoll-Screen digital dargestellt, die Touchscreens wachsen auf 6,5 bis 9,2 Zoll, neben dem neuen Stauassistenten versieht auch der Emergency Assist (Automatische Unfallmeldung usw.) seinen Dienst.
Das 6-Gang-DSG wird durch ein neues 7-Gang-DSG-Getriebe ersetzt. Die ersten Modelle kommen Anfang März 2017 nach Österreich.
Zeigt VW genug Mut bei den Änderungen am Design?
Pro
Carsten Hebestreit, Motor-Redaktion
Gemach, gemach!
Echte Typen zeigen Ecken und Kanten. Auffallen um jeden Preis, lautet die Devise. Ein völlig neues Design bei der nächsten Generation – auch kein Problem. Hauptsache, das Modell bleibt im Gespräch.
Doch mit fünfjähriger Unterbrechung angeschaut: Ist die Optik dann noch immer so prickelnd, so berauschend? Oder hat sich der Betrachter dann sattgesehen? Wohl eher Zweiteres.
Das Fazit: Ein ruhiges, ausgeglichenes Design ist auch nach etlichen Jahren (die Lebensdauer von Autos liegt bei rund 13 Jahren) noch interessant. Darin liegt auch der Erfolg von VW. Die Wolfsburger gehen seit jeher ganz behutsam an ihren Bestseller, den Golf, heran und verzichten auf tiefe optische Einschnitte. Die enormen Verkaufszahlen geben den Niedersachsen recht. Da genügt es, die Technik auf den aktuellen Stand zu bringen.
Contra
Christoph Zöpfl, Motor-Redaktion
Tempo, Tempo!
Was der Volkswagen-Konzern bei der Modellentwicklung seines Bestsellers Golf betreibt, fällt – zumindest wenn es um das Design geht – unter den Begriff Denkmalpflege. Es stimmt schon, bisher sind die Wolfsburger damit wirtschaftlich sehr gut gefahren, in Österreich ist der Golf schon seit Jahrzehnten der unangefochtene Publikumsliebling.
Trotzdem wäre es höchst an der Zeit, die enormen technischen Innovationen, die sich unter der Karosserie des Golf in den vergangenen Jahren abgespielt haben, auch etwas mutiger in die Formensprache der Designer zu übersetzen. Die Zeiten, in denen Autofahrer loyal zu ihrer Hausmarke stehen, sind vorbei. Und der Platzhirsch Golf muss sein Revier inzwischen auch gegen prestigeträchtige Premium-Anbieter wie Mercedes oder BMW verteidigen. Da würde es nicht schaden, sich etwas auffälliger in Schale zu werfen.
VW Golf
Die erste Generation (Typ 17) kam 1974 auf den Markt.
Nach neun Jahren kam die zweite Generation (1983–1992).
Der Golf III (Typ H1) rollte von 1991 bis 1997 von den Bändern.
Der Nachfolger (Typ J1) von 1997 bis 2003.
Die 5. Generation (Typ K1) wurde zwischen 2003 und 2008 produziert.
Der Nachfolger von 2008 bis 2012.
Die aktuelle Baureihe (Typ AU) ist seit 2012 erhältlich.
Nun schickt VW ein Facelift-Modell in die Schauräume.