Ein Sternchen fürs Brüderchen fein

Von Barbara Rohrhofer   14.Juni 2018

Dieses Auto hat eine wahrlich aufregende Familiengeschichte: Der Infiniti (englisch Infinity – deutsch für Unendlichkeit) ist die noble Tochter von Nissan – und gehört damit zu Renault, hat gleichzeitig aber auch ein bisschen mit Mercedes zu tun, weil Renault-Nissan bei vielen Modellen mit Daimler zusammenarbeitet. Nicht nur Ahnenforscher ahnen, was das bedeutet: Der Infiniti Q30 ist damit so etwas wie der Stiefbruder des Mercedes GLA.

Design: Geschwungene Linien und das zackig-knackige Heck machen den Nobel-Nissan zur Augenweide. Es macht richtig Spaß, ihn anzusehen.

Innenraum: Von außen kaum zu erkennen, kann er innen die Verwandtschaft zum Mercedes-Konzern nicht verbergen. Das Design der Hebel und Knöpfe erinnert stark an die liebe Verwandtschaft. Verarbeitung und Materialien sind somit auch erstklassig. Die Lounge-Atmosphäre verwöhnt – man könnte es auch Wellness beim Fahren nennen, wenn man als Mutter erwachsener Kinder das Glück hat, vorne sitzen zu dürfen. Die Kopffreiheit im Fond ist wegen der abfallenden Dachlinie etwas eingeschränkt. Das von Nissan übernommene Infotainment-System ist hingegen nicht ganz zeitgemäß.

Fahrwerk: Das Fahrwerk ist sportlich ausgelegt, der Q30 liegt satt auf der Straße und ist ein echter Kurvenräuber. Über Landstraßen zu fahren, macht richtig gute Laune. Die stylischen 19-Zoll-Felgen mit violetten Akzenten rollen auf flotten Touren großzügig über Unebenheiten hinweg. Trotzdem: Die Dämpfung stößt bei groben Hindernissen bald an ihre Grenzen. Stöße werden spürbar ins Innere des Q30 übertragen.

Motor: Unter der feschen Infiniti-Haube schlummert ein Zweiliter-Benziner mit Turboaufladung, der 211 PS leistet. Gepaart mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und dem Allradantrieb bringt es der Japaner in flotten 7,3 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde. Drei verschiedene Fahrmodi stehen zur Auswahl. Im "manuellen" Modus können die Gänge mit den Schaltwippen sortiert werden, im "Sport" dreht die Drehzahlnadel weit hinauf, ehe kurz vor dem roten Bereich die Gänge automatisch extrem schnell wechseln, und zuletzt noch der E-Modus für den Alltag. Gangwechsel sind kaum spürbar und geschehen zum optimalen Zeitpunkt – was den Verbrauch natürlich senkt. Im OÖNachrichten-Test zeigte das übersichtliche Display einen Durchschnittsverbrauch von 9,2 Liter Super pro 100 Kilometer. Dieser Wert lag freilich deutlich über der Werksangabe, doch darf der Verbrauch angesichts flotter Fahrweise durchaus als echt akzeptabel eingestuft werden.

Fazit: Der Infiniti Q30 ist eine tolle Alternative im Kompaktwagensegment mit Premiumanspruch. Die Verarbeitung ist top, das Auto ein Eyecatcher, und der Motor lässt mit 211 PS keine Wünsche übrig. Wer Mercedes-Technik zu einem attraktiveren Preis haben will, der liegt in diesem Bereich der Stern-Verwandtschaft goldrichtig.