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Ein Rückschlag für Selbstzünder?

Von Carsten Hebestreit, 06. Oktober 2015, 00:04 Uhr
Diesel Bild: (Weihbold)

Die Aufregung um manipulierte VW-Abgaswerte ist immens. Kritiker fühlen sich bestätigt: Dieselmotoren blasen zu viel Schadstoffe in die Luft. Aber: Stimmt das?

Der Trend ist eindeutig: Seit dem Jahr 1990 hat sich die Zahl der Diesel-Pkw in Oberösterreich von 73.900 auf rund 510.000 versiebenfacht. Auch wenn sich Diesel- und Benzinpreis angenähert haben: 58 Prozent der neu zugelassenen Pkw werden von Diesel-Aggregaten angetrieben.

Noch. Denn nun platzte der VW-Dieselskandal: VW-Pkw erkennen, wenn sie auf einem Prüfstand stehen, und schalten dann in einen abgasarmen Modus. Milliarden-Strafen drohen. Denn die Stickoxid-Werte (NOX) überschreiten bei normalen Fahrten den US-Grenzwert um das Zehn- bis 40-fache.

Weil die Abgasreinigung immer aufwändiger wird und dadurch die Motoren immer teurer werden, ließen Autohersteller durchblicken, dass Dieselaggregate in kleinen Autos kaum noch sinnvoll seien. Die Preise seien einfach zu hoch.

Umweltschützer sehen sich in der Abgas-Affäre ohnehin bestätigt: Selbstzünder emittieren zu viele Schadstoffe. Aber stimmt das? Wir haben Experten und Autohersteller gefragt: Hat der Dieselmotor überhaupt noch eine Zukunft?

 

Helmut Eichlseder, Vorstand des Institutes für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik an der TU Graz: "Ob der Diesel Zukunft hat? Absolut! Für Schiffe, Nutzfahrzeuge und Baumaschinen gibt’s in puncto Wirtschaftlichkeit und Funktionalität nichts Vergleichbares. Aber auch im Pkw-Bereich hat der Diesel in Sachen CO2-Emission und Effizienz eindeutig Vorteile. Die Abgasnachbehandlung ist zwar deutlich aufwändiger, bewegt sich aber inzwischen bei den Emissionen auf dem Niveau von Benzin-Motoren. Um dafür die Stickoxide (NOX) in den Abgasen in harmlose Bestandteile umzuwandeln, hat sich das SCR bewährt: Unter Mitwirkung einer wässrigen Harnstofflösung (AdBlue) können die Stickoxide auch bei Luftüberschuss, vereinfacht gesagt, in Stickstoff und Wasser aufgespaltet werden. Die Frage für die jeweilige Fahrzeuganwendung ist, ob der höhere Aufwand in Relation zu den geringeren Betriebskosten steht. Bei üblich hohen Laufleistungen in der Mittel- und Oberklasse ist dies eindeutig der Fall."

 

Max Lang, ÖAMTC-Cheftechniker: "Ja, der Dieselmotor hat Zukunft, weil er mit Abstand das CO2-günstigere Aggregat ist. Nicht die Stickoxide sind unser großes Problem, sondern das CO2. Denn dagegen gibt’s keinen Katalysator und auch keinen Filter. Die Stickoxide hingegen kann ich mit Hilfe eines Katalysators oder der SCR-Methode (,Selective Catalytic Reduction‘) in harmlosen Stickstoff und Wasser umwandeln. Selbst der Feinstaub wird durch die Partikelfilter, die seit 1. September 2009 Pflicht sind, aus den Abgasen herausgeholt. Der gültige Feinstaub-Grenzwert von fünf Milligramm pro Kilometer wird somit unterschritten. Außerdem: Diesel-Motoren verbrauchen 20 bis 25 Prozent weniger Kraftstoff als vergleichbare Benziner. Im Übrigen ist es generell besser, wenn Fahrzeuge leichter und Motoren sparsamer sind. Dadurch werden weniger Schadstoffe und CO2 emittiert."

 

Leo Zöchbauer, Mediziner: "Aus medizinischer Sicht: nein. Denn Dieselultrafeinstaub (Partikelgröße kleiner als 0,1 µm) gelangt über die Atemwege in die Blutbahn und überwindet sogar die Blut-Hirn-Schranke. Er verursacht dadurch sehr vielfältige Erkrankungen wie Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Allergien. Die WHO hat dies als eindeutig, durch Langzeitstudien belegt, beurteilt und 2012 niedrigere Grenzwerte empfohlen.

In der EU gelten aber trotzdem weiterhin wesentlich höhere Grenzwerte. Außerdem gibt es keine Partikelfilter für Autos, die sowohl von der Gerätegröße als auch von den Kosten her praktikabel wären. Die jährlichen Gesundheitskosten und Produktivitätseinbußen in der EU durch schlechte Luftqualität werden auf etwa 800 Milliarden Euro geschätzt. Der Umstieg vom Verbrennungsmotor auf den Elektromotor ist notwendig. Insbesondere, als die automotive Brennstoffzellen- und Batterietechnologie serienreif sind und durch große Stückzahlen sowie durch die wesentlich geringeren Stromkosten und die Servicefreiheit des Elektromotors wettbewerbsfähig sind."

 

Herwig Schuster, Technik-Experte bei Greenpeace Österreich: "Die Frage müsste lauten: Wann werden Benzin und Diesel durch andere Energiearten – zum Beispiel durch die E-Mobilität – ersetzt?

Aber zum Diesel: Diesel-Autos werden immer gekauft werden – allein schon wegen des niedrigeren Liter-Preises und des geringeren Verbrauches. Abgesehen davon: Würde der Benzin-Anteil aufgrund höherer Nachfrage steigen, würde gleichzeitig der Diesel-Preis sinken. Das ist das altbekannte Angebot-Nachfrage-Spiel.

Wobei sich beide Motoren-Arten in Sachen Schadstoff-Ausstoß ohnehin angleichen. Insbesondere aus Klimaschutzsicht ist es egal, ob der eine oder der andere verstärkt verkauft wird. In Zukunft wird’s ohnehin Richtung E-Mobilität gehen."

 

Rudolf Diesel

Er wolle „Mechaniker“ werden, verkündete Rudolf Christian Karl Diesel (*18. März 1858) im Alter von 14 Jahren und schloss ein Jahr später die Gewerbeschule in Augsburg als Bester ab. 1880 verließ er mit dem Abschlussexamen in der Hand die Technische Hochschule München – mit der besten Leistung seit Bestehen der Hochschule.

Am 27. Februar 1892 meldete Diesel beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin die „Neue rationelle Wärmekraftmaschine“ zum Patent an, das er am 23. Februar 1893 erhielt. Hierbei handelte es sich aber nicht um den berühmten Diesel-Motor, sondern um die „Ausgangsidee“.

Sechs Monate später lief nach unzähligen Tests der erste Prototyp des Dieselmotors. 1897 war das erste funktionstüchtige Modell des Diesel-Aggregates fertig.

 

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7  Kommentare
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Fettfrei (1.793 Kommentare)
am 13.10.2015 09:56

Da soll sich mal ein Laie auskennen die sogenannten Autospezialisten raten uns zu Dieselfahrzeugen wogegen die Mediziner strikt davon abraten? Ich kann mir leider keinen Tesla kaufen mit dem ich mit meiner Kilometerleistung in etwa zurechtkommen könnte so bin ich ein durch und durch verunsicherter Dieselfahrer. Wenn sogar unsere politische Elite des Landes mit großen Dieselfahrzeugen herumkutschiert wo sie doch mit gutem Beispiel vorangehen sollten und Teslas für sie preislich kein Thema wäre frage ich mich schon was wird hier eigentlich gespielt?

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medmart (58 Kommentare)
am 08.10.2015 13:02

Es sind tatsächlich die ultrafeinen Partikel und die unter Realbedingungen (Autobahnfahrt!!!) extrem hohen Stickoxid-Emissionen das Hauptproblem der Dieselabgase.
Leider ist die Autolobby sehr stark - wie man hier zwischen den Zeilen der Befürworter gut erkennen kann.
Leider kann sich nicht jeder einen schönen roten Tesla Model S. leisten wie Dr. Leo Z. Kostet der doch um die 100.000 Euro Vom Model X ganz zu schweigen, das mit 90kWh Akku wohl noch teurer sein wird.
Es ist höchste Zeit dass auch die deutsche Autoindustrie vernünftige Elektrofahrzeuge - zu leistbaren Preisen - baut.
Denn nur über den Massenmarkt kann sich der Elektroantrieb durchsetzen.

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capsaicin (3.816 Kommentare)
am 07.10.2015 17:50

zu hoffen, dass beim bike keine malversationen - hinsichtlich emissionswerte - zum vorschein kommen !

conclusio: es wär eine --> tragödie...

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( Kommentare)
am 07.10.2015 17:41

Diese Feinstaub-Dreckschleudern mit ihren geschwindelten Phantasie-Verbrauchswerten gehören vom Gesetzgeber eingebremst.
Eine Sondersteuer für alle Diesel-PKW kommt wohl demnächst.

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( Kommentare)
am 07.10.2015 17:45

Stimmt nicht ganz, denn auch bei den Benzinern liegen die Werksseitigen Verbrauchsangaben im Bereich der Fantasie.

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eulenauge (19.448 Kommentare)
am 07.10.2015 18:23

Die Verbrauchsangaben sind natürlich vollkommen korrekt:

Sie werden in einem vorgeschriebenen, standardisierten Test ermittelt.

Daß die Testbedingungen nicht realistisch sind, steht auf einem anderen Blatt.

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am 06.10.2015 16:26

Viele Wenigfahrer kaufen trotzdem Diesel.
Ob es sich rechnet, spielt keine Rolle ...

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