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„Lass’ dir von niemandem sagen, dass du etwas nicht kannst“

Von Hannah Winkelbauer, 15. Oktober 2013, 00:04 Uhr
„Lass’ dir von niemandem sagen, dass du etwas nicht kannst“
Diane Shooman ist Literaturwissenschaftlerin und Musikerin Bild: wiha

LINZ. Kunstuni-Lehrende Diane Shooman über Talente und beflügelnde Begegnungen

Die amerikanische Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Performerin Diane Shooman unterrichtet seit 15 Jahren an der Linzer Kunstuni im Studium „Bildende Kunst“. Im Gespräch erzählt sie, warum eine Gesellschaft Künstler braucht und was sie den erstsemestrigen Kunststudenten mitgeben möchte.

 

OÖNachrichten-Campus: Worum geht es in Ihrer Lehrveranstaltung an der Kunstuni?

Diane Shooman: Das Wahrnehmungsvermögen der Studierenden im gemeinsamen Gespräch zu erweitern. Es geht darum, bewusst in sich hineinzuhören und sich mit den eigenen und den Kunstwerken der anderen auseinanderzusetzen. Die Studierenden arbeiten so unglaublich unterschiedlich, das fasziniert mich.

Was möchten Sie Ihren Studierenden mitgeben?

Be yourself! Sich selbst gegenüber offen zu sein, heißt, anderen gegenüber offen zu sein. Das geht Hand in Hand. Wenn du neugierig bist gegenüber der Arbeit und den Meinungen von anderen, lässt du etwas an dich heran. Ich sage meinen Studierenden immer: Trust yourself. Ich möchte ihnen auch mitgeben, dass wir aus unserer gewohnten Wahrnehmung heraustreten müssen, um unsere Fähigkeiten zu erweitern.

Was war Ihr schönstes Erlebnis mit Studierenden?

Jeder Mensch, den ich unterrichtet habe, hat mir etwas ganz Besonderes gegeben. Mit einer Arbeit oder einer Einsicht oder was auch immer. Jedes Mal, wenn ich aus der Kunstuni komme, ist es, als hätte ich tausend kleine Flügel an den Fersen.

Wie erkennen Sie ein besonderes Talent?

Oft erkennt man sofort, dass jemand sehr viel zu sagen hat und es weit bringen wird. Aber umgekehrt kann man das oft nicht sagen. Die Möglichkeiten, immer mehr aus sich herauszuholen, sind endlos. Niemand weiß, was in einem anderen Menschen oder auch in einem selber steckt. Ich sage meinen Studis immer: Lass’ dir von niemandem sagen, dass du etwas nicht kannst.

Bietet ein Kunststudium realistische Berufschancen?

Ich habe gerade von einer Studie gelesen, die herausgefunden hat, dass Leute nach nur fünf Minuten Lektüre eines literarischen Textes bei einem Test für soziale Empathie viel besser abgeschnitten haben als Leute, die ein Fachbuch gelesen haben. Fünf Minuten Kunst und du hast viel mehr Vermögen, die Zeichen von anderen Leuten zu lesen und mitzufühlen. Wir sind keine Roboter, wir sind Menschen, die eine Gesellschaft miteinander gestalten. Wenn jeder Mensch die Möglichkeiten hat, seine Fähigkeiten auszubauen, profitiert die ganze Gesellschaft davon.

Was ist das Besondere an einer Kunstuniversität im Vergleich zu anderen Unis?

Ich habe das große Glück, an zwei völlig verschiedenen Universitäten zu unterrichten. An der FH Technikum Wien arbeite ich mit angehenden Ingenieuren, in Linz mit jungen Künstlern. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Unis liegt darin, was die jungen Leute inspiriert und worüber sie sich hauptsächlich Gedanken machen. Körperlich-sinnliche visuelle Wahrnehmung oder theoretisch-technische: Es sind zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen.

An Kunstuniversitäten sind Aufnahmeprüfungen üblich. Was halten Sie davon, auch bei anderen Studienrichtungen Aufnahmetests einzuführen?

Ich finde, dass jeder die Chance haben sollte, sich ein Wissen zu holen, das er oder sie von Herzen haben will. Es gibt Leute, die schon sehr früh wissen, was sie wollen und was sie können. Es gibt aber auch so viele, die erst durch das Experimentieren mit verschiedenen Fächern eine Leidenschaft entwickeln. Wissen muss zugänglich für alle sein. Ich finde es gut, dass in Österreich relativ viel Steuergeld für so wichtige Dinge wie Bildung und Gesundheit ausgegeben wird.

Was vermissen Sie an den USA, wenn Sie in Österreich sind?

Wenn ich in Österreich bin, geht mir der amerikanische Humor ab und wenn ich in Amerika bin, fehlt mir der österreichische Humor.

Diane Shooman

Geboren 1956 in New York City, aufgewachsen in New Hampshire. Erster Österreich-Aufenthalt von 1982 bis 1984. Studierte Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaften in den USA und in München. Lebt seit 1990 in Österreich. Unterrichtet seit 1998 am Institut für Bildende Kunst an der Kunstuniversität Linz und seit 1999 an der FH Technikum Wien. Schreibt über Tanz für die Wiener Stadtzeitung „Falter“ und singt und tanzt in der Band „Chrono Popp & the Sorry Babies“.

 

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