Das große Rätsel: Was und wo soll ich studieren?

02.April 2016

Wer sich für ein Studium entscheiden will, kennt die Situation: Das Angebot an Studienrichtungen ist riesig, das Durchforsten von Studienführern und Uni-Webseiten mühsam und der Gang zu Bildungsmessen oft beschwerlich. Licht in den Info-Dschungel will die neue App "Unispotter" bringen.

"Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Man ist mit den Informationen überfordert, verliert den Überblick und zögert die Entscheidung hinaus. Wir haben daher einen systematischen Zugang zur Studienwahl gesucht, der zum Nutzungsverhalten der jungen Leute passt", sagt Unispotter-Gründerin Verena Mai. Im November hat sie gemeinsam mit ihren zwei Kollegen die App herausgebracht.

Und so funktioniert’s: In der App werden anfangs Kriterien abgefagt. Will man neben dem Studium arbeiten? Ist ein Auslandssemester gewünscht? Ist man bereit, mehr als 2000 Euro pro Semester an Studiengebühren zu zahlen? Oder: Darf die Ausbildung auch auf Englisch sein? "Wir haben im Gespräch mit 100 Jugendlichen und Studenten herausgefunden, dass das entscheidende Kriterien für die Studienwahl sind", erklärt Mai. Hat man die Fragen beantwortet und mögliche Fachbereiche sowie eine geografische Eingrenzung angegeben, werden Studienrichtungen vorgeschlagen. Die Nutzung zeigt: Besonders wichtig ist den angehenden Studenten ein Auslandssemester und das Arbeiten nebenbei.

"Es geht gar nicht darum, dass wir den Nutzern sagen wollen, was sie studieren sollen. Wir wollen ihnen aber die Möglichkeiten aufzeigen, was es alles gibt", erklärt die 26-Jährige den Zugang. Bei den vorgeschlagenen Studienrichtungen kann man dann über das "Tinder-Prinzip", also ein einfaches Wischen nach rechts (gefällt) oder links (gefällt nicht) seine eigenen Favoriten bestimmen.

Das große Rätsel: Was und wo soll ich studieren?
Das Gründerteam

Das Gründerteam (Foto: Unispotter)

"Wir wollten mit der App erreichen, dass die Studienwahl auch Spaß macht. Das Wischen ist ein Teil davon. Ein zweiter ist die Integration von Instagram-Fotos", sagt die gebürtige Vorarlbergerin. Auf den Info-Seiten der jeweiligen Studienrichtungen werden nämlich auch Fotos ausgespielt, die auf Instagram mit den passenden Hashtags (Stichwörtern) zu den Hochschulen gepostet werden. "Wir wollten keine Marketingfotos, sondern reale Eindrücke. Das macht es lockerer und unterhaltsamer. Die Fotos zu durchsuchen, ist die meistgenutzte Funktion von Unispotter", sagt Mai.

2000 Studienprogramme sind österreichweit online. Bei den Informationen greifen die Entwickler auf bestehende Datenbanken zu oder holen sich Infos über die Uni-Webseiten. In den ersten vier Monaten wurden die bestehenden Studienrichtungen in der App 300.000 Mal angesehen und 30.000 Favoriten angelegt.

Die Nutzung der App hat die Entwickler überrascht. "Wir haben gesehen, dass nicht nur 17-, 18-Jährige die App nutzen, sondern durchwegs sehr viel Jüngere. Vor allem Mädchen.

Österreich ist allerdings erst ein erster Schritt: "Wir denken international. Mein Kollege, der sich um die Technik kümmert, sitzt ja auch in Estland", sagt Mai. Eine Expansion sie also geplant, nächste Station soll Deutschland werden. (ee)

 

3 Fragen an...
Gerold Weisz, Leiter des Transferzentrums für Unternehmensgründung an der FH OÖ in Wels

Drei Fragen an Gerold Weisz

Leiter des Transferzentrums für Unternehmensgründung an der FH OÖ in Wels

Nach einem unternehmerischen Schiffbruch nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern sich wieder zusammenzunehmen und weiterzumachen – von solchen und ähnlichen Erfahrungen erzählen die Vortragenden in der Veranstaltung "Schiffbruch 2016" – Kultur des Scheiterns. Diese findet am Mittwoch, 13. April 2016, um 16 Uhr am FH OÖ Campus Linz statt.

1 Um junge Gründer zu motivieren stellt man üblicherweise Erfolgsgeschichten von Unternehmen in die Auslage. Warum stellen Sie das Scheitern in den Mittelpunkt dieser Veranstaltung?

Viele trauen sich erst gar nicht, ein Unternehmen zu gründen, aus Angst, dass es schiefgeht. Vor allem in Mitteleuropa ist man sofort stigmatisiert, wenn man einmal als Unternehmer gescheitert ist. Das wird sich zwar als gesellschaftliche Perspektive nicht so schnell ändern, aber wir wollen zeigen, dass ein Konkurs für den Betroffenen nicht immer nur schlimm sein muss.

2 Was ist an einem Konkurs "nicht schlimm"?

Natürlich, Scheitern ist nie cool. Aber wir sollten mit dem Bestrafen aufhören. Denn man kann aus Fehlern lernen. In vielen Fällen können Unternehmen, die insolvent werden, gar nichts dafür. Der Markt bricht ein, sie sind falsch beraten oder haben Veränderungen nicht schnell genug erkannt. Uns ist wichtig, zu vermitteln: Nur weil jemand als Unternehmer einmal gescheitert ist, ist er nicht automatisch der große Böse – weder aus eigener Sicht, noch aus der Sicht von anderen. Er hat eine zweite Chance verdient.

3 Was soll die Veranstaltung am 13. April bewirken?

Aus Erfolgsgeschichten kann man meist nicht so viel mitnehmen, weil die Erfolgsfaktoren nicht so gut auf andere Unternehmen umzulegen sind. Bei Fehlern geht das aber schon. Wir haben einige Unternehmer eingeladen, die mit ihren Firmen Schiffbruch erlitten und sich wieder aufgerappelt haben. Gründer können aus deren Erfahrung lernen und ihre Sinne schärfen, damit sie schneller reagieren, noch bevor möglicherweise etwas schiefgeht.