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Benotung von Mitarbeitern wird vermehrt in Zweifel gezogen

LINZ / FRANKFURT. SAP stellt internes Bewertungssystem ab 2017 um.

Schulnoten für Mitarbeiter? Bild: (colourbox)

Gut 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen Mitarbeitergespräche zur Personalentwicklung, schätzt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Sechs von zehn Betrieben in Deutschland haben eine Leistungsbeurteilung ihrer Mitarbeiter, oft durch Benotungen.

Damit hört der Softwareriese SAP jetzt auf. Ab 2017 soll es keine jährlichen Benotungen mehr geben, von denen leistungsbezogene Gehaltsbestandteile abhängen.

"Die bisherigen Ratings haben mehr Unzufriedenheit geschürt als sie Positives gebracht haben", sagte der Personalchef von SAP Deutschland, Wolfgang Fassnacht. Dass ausgerechnet SAP von dem Notensystem abkommt, ist bemerkenswert: Denn die US-Tochter Success Factors bietet dazu eine Software an. Seit Februar wird diese auch in einer Version ohne Benotung verkauft.

Bei SAP laufen Mitarbeitergespräche wie bei vielen Unternehmen ab. Zu Jahresbeginn werden Ziele vereinbart, im Sommer wird nachgehakt und kurz vor Weihnachten abgerechnet. Wie gut jemand gearbeitet hat, bewertet der Manager nach einer fünfstufigen Bewertungsskala – etwa von "ungenügende Leistung" über "erfolgreiche Leistung" bis zu "außergewöhnliche Leistung".

Die Mitarbeiter seien zwar für kritisches Feedback offen – aber nur bis zu dem Moment, wenn eine Note erteilt werde, erläuterte Fassnacht. "Dann geht der Rollladen runter, dann wird es nicht mehr angenommen. Alles, was ich vorher an konstruktivem Dialog hatte, geht unter."

Das Benotungssystem erlebte seinen Durchbruch in den 1980er-Jahren, als der US-Konzern General Electric die Noten einführte. Der damalige GE-Chef Jack Welch nutzte das Raster, um die mit dem schlechtesten Rating zu feuern. Inzwischen gehört GE zu den US-Firmen, die von der oft als bürokratisch empfundenen Pflichtübung abgehen. Auch Microsoft, Adobe und das Beratungsunternehmen Accenture schwenkten um.

"Ich treffe viele Personalleiter von anderen Firmen. Das Thema treibt alle um im Moment", sagte Fassnacht. Auch Unternehmensberater fanden durch Befragungen von Unternehmen in den Niederlanden, Großbritannien und Australien heraus, dass Noten die Beschäftigten demotivieren können. Nur 45 Prozent der Firmen gaben an, dass die Verknüpfung von Noten mit finanzieller Belohnung zur Leistung anspornt. Rund ein Drittel stellte fest, dass die Bewertung für Zwist in der Teamarbeit sorgte.

Neben dem Ärger über die Noten hat die Prozedur Fassnacht zufolge weitere Nachteile: "Das ist ein sehr statischer Prozess. Das trifft nicht mehr die Wirklichkeit."

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Artikel OÖN 20. August 2016 - 00:04 Uhr
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