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"Abkürzungen bringen nichts"

WELS. Porträt: Der Ohlsdorfer Markus Sturm ist für den Welser Logistikkonzern TGW in die USA übersiedelt und managt dort einen der beiden Geschäftsbereiche.

Als Tipp für Berufseinsteiger hat Markus Sturm eine Empfehlung parat: "Etwas gescheit und mit Engagement tun – egal was." Dann könne man überall einen guten Job finden. Bild: TGW

Als Markus Sturm (37) mitsamt seiner Familie nach Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan übersiedelte, hatte er keine leichte Aufgabe vor sich. Er sollte das US-Geschäft des Welser Logistik-Spezialisten TGW (automatisierte Lagerhaltung) in Schwung bringen, sprich unter anderem das Team neu zusammenstellen. "Wie sagt man so schön: Bevor man Besuch einlädt, muss man das Haus zuerst aufräumen", sagt Sturm. Mittlerweile hat er dort eine neue erste Führungsebene. Zwei Mitarbeiter musste Sturm kündigen, viele hat er gemeinsam mit den Betroffenen an neue Positionen gesetzt. "Da habe ich gelernt, dass Abkürzungen nichts bringen."

Konkret meint der Vater zweier Buben (3 und 6 Jahre) damit, dass es beispielsweise gescheiter ist, einen Fachexperten nicht automatisch zur Führungskraft zu befördern, auch wenn es oft der bequemere und vorgegebene Weg wäre. Vielfach sind Spezialisten vom Naturell her einfach keine Führungsnaturen. "Eine solche Beförderung wäre eine Abkürzung."

Abkürzungen liegen dem jungen Manager ohnehin nicht. Er wirkt zielstrebig und offen. Dazu bekennt er sich auch im Gespräch. Er wende die Firmen-Prinzipien wie Verantwortungsbewusstsein und offene Geisteshaltung in seiner Führungsarbeit an, sagt er. "Ich versuche sehr viel mit den Mitarbeitern zu kommunizieren und viel über das Warum zu reden. Wenn sie den Sinn erkennen, kommt die Leistung automatisch. Da kann man auch mal kritisches Feedback geben."

Der studierte Maschinenbauer und Sohn von Vollerwerbsbauern hat keine Angst vor Veränderungen – weder bei sich (neues Lebensumfeld, neue Aufgaben) noch bei den Mitarbeitern. In einem wachsenden Unternehmen wie TGW ist es einfacher, dass sich Mitarbeiter neu orientieren. Seine Devise: "Ehrlich sein, dann kann nichts schiefgehen. Das ist eine Win-win-Situation für beide."

Perfektionist, nicht Workaholic

Sturm ist einer, der seine Karriere (siehe Kasten rechts) nicht geplant hat. Er ergreift aber Chancen, wenn sie sich ihm bieten. Als Workaholic sieht er sich dennoch nicht, jedoch als "Perfektionist, dem Arbeit Spaß macht." Dazu fällt ihm ein Spruch aus der Landwirtschaft ein, der ihn gut beschreibt: "Man wird nur müde von Arbeit, bei der nichts weitergeht."

Die Gefahr dürfte bei ihm nicht groß sein. Sturms Ziel ist es, den Umsatz von TGW in den USA, die ein Fünftel des Konzerngeschäftes ausmachen, bis 2020 von 100 auf 250 Millionen Dollar zu erhöhen. Dazu muss Sturm jetzt vor allem den Vertrieb antreiben.

Dabei hilft ihm Humor, um mehr Leichtigkeit und weniger Verbissenheit in seine Arbeit zu bringen, sowie "das Denken in Bildern". Er hat das Bild lachender Mitarbeiter zum Ziel. Persönliches Ziel hat er konkret keines, nur: "Es soll nicht egal sein, dass ich da war."

 

Stationen einer Karriere

Ausbildung: Markus Sturm studierte nach dem Gymnasium in Gmunden (Schwerpunkt Sprachen) an der TU Wien Maschinenbau. Studienjahr in Paris und Chicago (je ein halbes Jahr Studium und Jobben). Berufsbegleitend MBA in St. Gallen & Toronto, Abschluss 2013

Trainee: Einstieg 2005 ins einjährige Trainee-Programm bei TGW in Wels

Vertrieb: Sturm arbeitete drei Jahre im Vertrieb. „Anscheinend habe ich ein paar Dinge richtig gemacht“, denn mit 30 Jahren wurde er mit der Leitung des Vertriebs der Hauptsparte TGW Mechanics betraut.

Geschäftsführung: Aufstieg in die Chefetage von TGW Mechanics mit 900 Mitarbeitern 2012
Seit Juli 2015: Vice President bei TGW Systems in den USA

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Artikel Ulrike Rubasch 09. Juli 2016 - 00:04 Uhr
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