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"Führungskräfte hören oft nicht richtig zu"

LINZ/WIEN. Top-Manager Rudi Semrad gibt als Coach in der Führungsriege Tipps, um als Chef noch besser zu werden.

Rudi Semrad lenkte die Geschäfte der Swatch Group Österreich Bild: privat

Rudolf Semrad setzt sich in seinen Trainings mit Führungskräften für eine bessere Gesprächskultur ein. Außerdem weist er Entscheidungsträger auf Schwächen hin, die sich Arbeitnehmer oft nicht anzusprechen trauen. Für Berufseinsteiger und -umsteiger hat der langjährige Swatch-Österreich-Chef eine klare Botschaft: Nicht reden – handeln!

 

OÖNachrichten: Was reizt Sie denn am Coaching?

Rudolf Semrad: Als Trainer möchte ich die Führungskräfte unterstützen und Ihnen helfen, ihre persönlichen "blinden Flecken" zu erkennen. Damit sind jene persönlichen Schwachstellen gemeint, die es natürlich bei jedem Menschen gibt, auf die sie aber niemand anzusprechen traut. Die Wahrheit wird vor der Tür gesprochen.

Welche Schwachstellen sprechen Sie konkret an?

Das ist ganz unterschiedlich. Fest steht, dass die ganz großen erfolgreichen Bosse in circa 97 Prozent ihres Tuns extrem erfolgreich und wirklich sehr gut sind. Bei den fehlenden drei Prozent laufen sie immer wieder gegen eine Mauer und wissen nicht genau, warum. Das kann zum Beispiel sein, weil sie kein Lob für ihre Mitarbeiter aussprechen können. Das ist der Führungskraft oft gar nicht bewusst, und der Untergebene traut sich das nicht anzusprechen. Der Chef kann aber nur etwas ändern, wenn er entweder selbst drauf kommt, oder es ihm gesagt wird.

Es fehlt also an der richtigen Kommunikation?

Führungskräfte können tendenziell nicht richtig zuhören. Und zwar im Sinne von aktiv zuhören, um herauszufiltern, was hinter dem gesprochenen Satz steckt. Man ertappt sich immer wieder dabei, dass man zu wissen glaubt, wo der Satz des Gesprächspartners hingeht. In den seltensten Fällen hat man damit aber recht. Aktives Zuhören, Fragen stellen und auch zugeben, dass man etwas nicht verstanden hat, fördert eine bessere Kommunikation.

Steckt eigentlich in jedem eine Führungskraft?

Mitbringen muss man Enthusiasmus, dann ist vieles möglich. Man kann fast alles trainieren, wenn aber das Feuer nicht richtig brennt, geht gar nichts. Ich habe in meiner aktiven Karriere beim Rekrutieren den Fachabteilungen die Auswahl überlassen. Das abschließende Interview habe ich aber immer persönlich gemacht, um zu prüfen, ob der oder die Neue ins Team passt.

Was können Sie Berufseinsteigern und -umsteigern mit auf den Weg geben?

Meine wichtigsten Erfolgsparameter waren und sind Chancen erkennen, Mut zu großen Taten, Menschen lieben und zuhören können – und das Wichtigste: Etwas auf Schiene bringen. Nicht reden – handeln!

 

Zur Person

Als jüngster von vier Brüdern absolvierte Rudolf Semrad eine Schlosserlehre, wechselte danach radikal das Fach und heuerte als Nichtakademiker als Markenverantwortlicher bei Procter & Gamble (Pampers, Gillette, Old Spice u.v.m.) an. Anschließend stieg Semrad in den Vorstand der Schoellerbank auf, bis er schließlich im Uhrengeschäft sesshaft wurde. Der Wiener leitete 20 Jahre lang als Generaldirektor und Mitglied der Konzernleitung die Geschäfte der Swatch Group Österreich, ein Tochterunternehmen des weltweit bekannten Schweizer Uhrenherstellers.

Seit 2014 ist der 67-Jährige eigentlich in Pension, dies hält ihn aber nicht davon ab, weiterhin aktiv zu sein.

Semrad engagiert sich als Investor bei Start-ups und gibt neben der finanziellen Unterstützung sein umfassendes Wissen im Bereich Markenführung und Vertrieb als Trainer in der Führungsriege weiter. Seit Juni ist Rudolf Semrad nun, gemeinsam mit der Mediatorin Nicola Widmann, für das in Wien ansässige Beratungsunternehmen "Der feine Unterschied" als Führungskräfte-Trainer tätig.

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Artikel Daniela Ullrich 11. Juni 2016 - 00:04 Uhr
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