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"Machen Sie lieber einmal eine Not-to-do-Liste"

Coach Hermann Scherer über das Problem "morgen", Chancenintelligenz und woher Fehlentscheidungen kommen.

Hermann Scherer schreibt in seinem Buch "Glückskinder", wie man Chancen besser erkennen und nutzen kann. Bild: cityfoto.at

"Tue Gutes und sprich darüber." Diesen Satz haben Sie sicher schon einmal gehört – aber nehmen Sie ihn auch in Bezug auf Ihr Unternehmen, Ihr Produkt ernst? "Wer nicht auffällt, fällt weg", sagte Hermann Scherer am Dienstagabend bei der OÖN-Wirtschaftsakademie im Linzer Brucknerhaus. Er erzählte aus seiner Erfahrung, wie man das eigene Unternehmen weiterbringt.

Viele Manager und Mitarbeiter würden zwar im Unternehmen arbeiten, aber nicht am Unternehmen. "Man muss sich ab und zu herausnehmen und die Frage stellen: Was mache ich hier eigentlich?", sagt der Berater. Das Problem liege aus seiner Sicht immer an "morgen". "Morgen ist der einzige Tag, der nie passiert", sagt er.

Der Berg wird zu groß

Ständig würde man die Dinge nach hinten verschieben. "Das passiert, weil wir uns den Berg zu groß machen. Dann machen wir es nämlich nie. Denken Sie an die Australien-Reise, die Sie immer schon einmal machen wollten. Man sagt sich: Für Australien brauche ich mindestens drei Wochen Zeit – der Berg ist zu groß. Deshalb macht man es nie." Besser sei, statt "think big" auf "think small" umzustellen, und dafür heute zu beginnen.

Hermann Scherer war selbst in verschiedenen Betrieben Geschäftsführer und Eigentümer. Als Berater hat er 36 Bücher geschrieben. Eines davon beschäftigt sich mit "Chancenintelligenz". "Chancen in den Märkten muss man nutzen. Erkennen muss man die Chance aber selbst", sagt er.

Das sei wie bei dem Beispiel der zwei Schuhverkäufer, die nach Afrika geschickt werden, um Schuhe zu verkaufen. Der eine ruft seinen Chef nach einem Tag an und sagt: "Ich komme sofort zurück, da laufen ja alle barfuß!" Der zweite hingegen sagt seinem Chef am Telefon: "Schick mir sofort mehr Schuhe, hier laufen ja alle barfuß."

"Die Chance ist das Resultat meiner eigenen Bewertungsmechanismen", erklärt Scherer. Wer also etwas weiterbringen will, müsse nicht nur Chancen begreifen, sondern auch die richtige Einstellung dazu haben. Dann könne man auch Leistung bringen. Apropos: Leistung sei gleich Potenzial minus Störfaktoren. "Ich habe mir vor einigen Jahren mal bewusst gemacht, was ich den ganzen Tag so tue. Und ich habe festgestellt, dass ich nur 20 Prozent meiner Zeit produktiv war und mich 80 Prozent mit Dingen beschäftigt habe, die mich nicht weiterbringen", sagt er.

Wir würden oft Dinge tun, weil wir sie tun, aber nicht, weil sie uns etwas bringen. "Wir sind so gedrillt auf To-do-Listen. Dabei wäre es oft wichtiger, einmal eine Not-to-do-Liste zu machen", rät der gebürtige Deutsche.

"Wenn wir Entscheidungen treffen, fragen wir uns immer: Ja oder Nein?", sagt er. Da ist das Scheitern schon in der Frage drin. Besser sei aus seiner Sicht die Frage: "Was können wir tun, damit es gelingt?"

Um ein Unternehmen wirklich in die Zukunft zu bringen, müsse man vor allem Vergangenes loslassen. "Denken Sie an das Kind, das eine Sandburg baut und sie danach mit Genuss wieder zerstört. Kinder sind erlebnis-, wir Erwachsenen ergebnisorientiert", zeichnete er ein Bild. Man müsse mit der Vergangenheit brechen.

"80 Prozent der Fehlentscheidungen in Unternehmen kommen daher, dass man an Dingen festhält. Nicht, weil sie gut sind, sondern weil sie teuer waren." Die Wirtschaft brauche Regelbrüche und "Magic Moments".

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Artikel Elisabeth Eidenberger 19. März 2016 - 00:04 Uhr
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