Linz: 5°C Ort wählen »
 
  °C ·  mehr Wetter »

Wer geht heute noch in eine Bank?

LINZ. Trend zur Digitalisierung verändert Berufsbilder – Arbeitgeber-Image im Fallen.

Viele Kunden kommen noch zur Wohnungsfinanzierung, Zukunftsvorsorge und Geldanlage in ihre Bank. Bild: Colourbox.de

Die Bankenbranche befindet sich in einem Umbruch. Die Geschäftsmodelle kippen – siehe das verlustträchtige Privatkunden-Geschäft der Bank Austria, wo tausende Jobs vor der Streichung stehen. Dazu kommen Fintechs, also Start-ups, die Finanzdienstleistungen ausschließlich online anbieten, wie insgesamt die Digitalisierung die Bankenjobs selbst verändert. Auch die Image-Werte als Arbeitgeber sind im Keller.

Wie gehen die regionalen Institute damit um? Michael Rockenschaub, Vorstandschef der Sparkasse Oberösterreich, bestätigt, Banken seien eine europaweit "schrumpfende Branche". Sein Haus geht mittelfristig allerdings von einem stabilen Belegschaftsstand aus. "Wir erwarten eine steigende Zahl an Kunden, weil sich andere zurückziehen." Von den 1600 Mitarbeitern seien 100 Neuzugänge. Mit zwei Prozent Fluktuation könne der Bankenjob im eigenen Haus so schlecht nicht sein.

Weniger Schalterpersonal

Oberbank-Personalchef Bernhard Wolfschütz schätzt, dass in Österreich bereits 15 Prozent der Jobs für Servicemitarbeiter an den Schaltern reduziert worden seien. "Der Prozess ist im Gang." In den nächsten Jahren werde sich das noch einmal in der Größenordnung vermindern. Für sein Haus könne er sagen, dass nötige Veränderungen ohne Personalabbau vonstatten gingen. "Im Gegenteil. Unsere Personalplanung geht von einem leicht wachsenden Bedarf aus. Die Jobs werden anspruchsvoller." Die Herausforderung liege für die Personalisten darin, die Mitarbeiter so zu entwickeln, dass sie diese Veränderungen auch aktiv mitmachen.

In der Raiffeisengruppe Oberösterreich (exklusive Raiffeisenlandesbank) sei der Belegschaftsstand an den Schaltern um gut ein Viertel auf 400 (bezogen auf alle 3000 Mitarbeiter in den Banken) zurückgegangen, sagt Josef Altmann, Personalchef in der RLB. "Das hat sich schon gewaltig verändert."

Der Job sei komplexer und damit anspruchsvoller geworden. "Ich finde, mit dem Wegfall von Routinetätigkeiten ist das Berufsbild auch attraktiver geworden und bleibt auch attraktiv", sagt Altmann. Das sehen auch die anderen Bankenvertreter so – weniger aber die Jobeinsteiger.

Laut einer diese Woche veröffentlichten Deloitte-Studie laufen der Finanzbranche, also Banken und Versicherungen, die Talente davon. Das Image der Banken als Arbeitgeber sei in Österreich besonders schlecht. Nur sechs Prozent der Studierenden wollen in einer Bank ihr Berufsleben starten. Beliebt sind große Markenartikler, die Autoindustrie oder die IT-Branche.

Bei Raiffeisen werden von 150 Neuaufnahmen pro Jahr nur 30 bis 40 mit Akademikern besetzt, 90 sind Berufseinsteiger auf Maturaniveau, und auch eigene Lehrlinge würden nachrücken.

In der Oberbank registriert man das Bankenimage-Problem. Die Zahl der wöchentlichen Blindbewerbungen habe sich von 70 bis 80 auf 30 bis 40 halbiert – womit man auf hohem Niveau "leide".

 

Meinungen

„Banken sind einer schrumpfenden Branche. Aber wir gehen für unser Haus mittelfristig von einem stabilen Personalstand aus.“
Michael Rockenschaub, Vorstandsvorsitzender Sparkasse OÖ mit 1600 Mitarbeitern

„Die Banken haben sich schon gewaltig verändert. Der Bankjob ist komplexer und wie ich finde interessanter geworden.“
Josef Altmann, Raiffeisenbanken-Gruppe OÖ mit 4200 Mitarbeitern (davon 1200 in der RLB)

„Das Bankgeschäft ist in Veränderung, es geht weg vom Massengeschäft, hin zu qualitativer Beratung.“
Bernhard Wolfschütz, Personalchef Oberbank, 2400 Mitarbeiter

Kommentare anzeigen »
Artikel Sigrid Brandstätter 12. Dezember 2015 - 00:04 Uhr
Mehr Campus

Soja: Wie eine kleine Bohne auf der ganzen Welt bekannt wurde

LINZ. JKU-Forschungsprojekt ergründet die Geschichte des Sojaanbaus in Österreich

"Tanz den Kepler" – ein Sommerball auf dem Campus der JKU

LINZ. Neues Ballformat mit zahlreichen Ehrengästen am 14. Juni 2024

"Vivant alumni": Sponsion für 27 Med-Absolventen

LINZ. Lateinkenntnisse sind im Medizinstudium Pflicht. Die 27 Absolventen, die am Mittwoch auf dem Campus ...

Am 5. Juni wird der Campus der JKU wieder zur malerischen Laufkulisse

LINZ. Beim zweiten "Campus Run" stellen nicht nur Studierende ihre Sportlichkeit unter Beweis: Neu ist die ...

9. JKU MedTalk: Interdisziplinäre Forschung in der Medizintechnik

LINZ. Am 3. April diskutieren Experten über neue Lösungsansätze in der Medizin
Meistgelesen   mehr »
Services