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Lehre in der Schweiz als Vorbild für Österreich

Duale Ausbildung hat bei Eidgenossen höheren Stellenwert – Ausbildung ist modularer und bietet Wege nach oben.

Leon zeigt Rudolf Mark und Wolfgang Rathner die Fräse in der Lehrwerkstätte. Bild: sib

Gregory hat die dreijährige Lehre zum Autofacharbeiter absolviert. Jetzt will er eins draufsetzen und hängt zwei Jahre dran: Dann ist er Automobil-Mechatroniker und sollte die gefinkeltsten Fehler in den Fahrzeug-Elektronik finden. Sein Kollege hat nur zwei Jahre gelernt und dennoch einen Abschluss: Er ist Automobil-Assistent und wird in den Garagen – wie Werkstätten in der Schweiz heißen – einfachere Reparaturen durchführen können. Doch auch Patrik steht der Weg bis zur höhereren Fachschule oder Fachhochschule offen.

In der dualen Ausbildung in der Schweiz gibt es immer wieder standardisierte Prüfungen, die den Ausbildungsstand dokumentieren und einen weiteren Bildungsschritt möglich machen. Davon hat sich eine Delegation der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich bei einer Studienreise überzeugt. Bildungssprecher und Unternehmer Rudolf Mark hat viel Positives gefunden: "Erst nach sechs Jahren Grundschule erfolgt die erste Entscheidung. Da der Weg ins Gymnasium durch Leistungslimits beschränkt ist, bleiben nach der dreijährigen Sekundarstufe mehr als 70 Prozent der 15-Jährigen im System der dualen Ausbildung." Dies aber auch deshalb, weil in der Schweiz berufsbildende Schulen wie HTL oder HAK fehlen.

Wolfgang Rathner, Geschäftsführer des Maschinenbauers Fill in Gurten, ergänzt: "Praktiker, also Lehrabsolventen haben ein höheres Ansehen. Bei uns speisen sich die Fachhochschulen nicht als Fachkräften, sondern aus Maturanten. Das ist in der Schweiz anders."

Weiterer Unterschied: Die Abstimmung zwischen Berufsschule und praktischer Bildung ist enger. Was fachlich zu können ist, ist detailliert in Ausbildungsplänen festgelegt. Die Ordner stehen in den Lehrwerkstätten. Alle fünf Jahre wird von Uni-Instituten die Ausbildung evaluiert und mit den Betrieben adaptiert. Zur Qualitätssicherung gibt es verpflichtende überbetriebliche Kurse.

Beim Besuch der Fachhochschule Zürich für angewandte Wissenschaften wird die Durchlässigkeit des Schweizer System deutlich: 85 Prozent der Studenten haben wie Emilio Schmidhauser nach der Sekundarstufe und eine Lehre gemacht. Heute forscht er am Institut für Mechanische Systeme.

Zwei Wissenschafter haben die Delegation begleitet. Lorenz Lassnigg vom IHS sagt, die unterschiedlichen Niveaus in der Berufsausbildung führten dazu, dass 95 Prozent der Erwerbstätigen einen Lehrabschluss erreichen. Bildungsforscher Ferdinand Eder sagt, in der Schweiz gäbe es eine lange Tradition in Berufsbildungsforschung. Daher würde ständig angepasst.

 

Lehre in Österreich und der Schweiz

70 Prozent der Jugendlichen in der Schweiz absolvieren eine berufliche Grundbildung, in der deutschsprachigen Schweiz sogar 90 Prozent. Berufsausbildung in der Schule wie in beruflichen mittleren (HASCH) und höheren Schulen (HTL, HAK, HBLA) gibt es nicht in allen Landesteilen und spielen kaum eine Rolle. In Österreich starten 42 Prozent eine Lehre.

30 Prozent der dafür in Frage kommenden Betriebe bilden in der Schweiz Lehrlinge aus. In Österreich ist es nicht einmal jeder zehnte Betrieb.

3 geteilt ist die Lehrausbildung in der Schweiz: Zum Ausbildungsbetrieb kommen die Berufsschule sowie überbetriebliche Kurse. Die gibt es in Österreich nur, wenn der Lehrbetrieb nicht das volle Berufsbild ausbilden kann. In der Schweiz gelten sie als wichtige Säule zur Qualitätssicherung.

Die Ausbildungen mit zwei (endet mit Berufsattest), drei und vier Jahren Dauer (endet mit Fähigkeitszeugnis) führen dazu, dass fast alle zumindest den niedrigsten Abschluss schaffen. Die Durchlässigkeit bis zur Hochschule (teils ohne Berufsmatura) ist aber gewährleistet.

 

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Artikel Sigrid Brandstätter aus Bern 12. April 2014 - 00:04 Uhr
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