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Den Farben des Zeitgeists auf der Spur

07. April 2018, 00:04 Uhr
Den Farben des Zeitgeists auf der Spur
Der Farbton "Queen Green" ist ein helles, frisches Lindgrün und steht für die Silberlinde, die der Berliner Flaniermeile "Unter den Linden" ihr charakteristisches Gesicht gibt. Bild: djd/CAPAROL ICONS

Eine Caparol-Studie über Farbkultur begründete 120 kuratierte Nuancen, die ikonische Momente aus sechs Jahrzehnten Farbgeschichte zitieren

Ein interdisziplinäres Team aus Trendforschern, Kunsthistorikern, Innenarchitekten und Koloristen widmete sich den Farbtrends der letzten sechs Jahrzehnte im Kontext von Architektur, Design, Kunst, Mode sowie Musik und Literatur. In einer umfangreichen Recherche identifizierten die Kuratoren Farbtöne, die in besonderer Weise das Lebensgefühl ihrer Dekade verkörpern und dadurch zugleich zeitlose Modernität erlangt haben – vom sonnigen Flower-Power-Gelb bis hin zum kühlen Mauve als Inbegriff des Boho-Chics.

Prägende Phänomene

Alle 120 Nuancen der CAPAROL ICONS-Kollektion sowie deren Farbnamen sind inspiriert von prägenden Momenten und Phänomenen der Zeitgeschichte – von den 50er Jahren bis zu den Anfängen des neuen Jahrtausends: So erinnert etwa das brillante Lapislazuli-Blau "Ode to Joy" an die Flagge Europas und die Hymne aus Beethovens 9. Sinfonie – eine Reminiszenz an den europäischen Einheitsgedanken, der mit der Währungsumstellung zu Beginn der 00er Jahre eine neue Dimension bekommt.

"Tilia" wiederum, ein helles, frisches Lindgrün, ist nach der Silberlinde (lat. tilia tomentosa) benannt, die der Berliner Flaniermeile "Unter den Linden" ihr charakteristisches Gesicht gibt. Eine Hommage an die deutsche Hauptstadt und ihre Wiedervereinigung Ende der 80er Jahre. Ein echtes Statement setzt auch die Nuance "Tribute to Vinyl", die das sinnliche Schwarz der Langspielplatte zitiert, das nicht nur in der internationalen DJ-Szene, sondern auch in modernen Interieurs eine Renaissance erlebt. Auf diese Weise mit Emotionen und Assoziationen verbunden, besitzt jeder Farbton die Kraft, ein bestimmtes Lebensgefühl erneut lebendig werden zu lassen.

1950er: Sehnsucht nach Unschuld

Der Wunsch nach Neuanfang spiegelt sich in einem Trend zu hellen, pudrigen Farbtönen, die an Eiscreme denken lassen, wider. Eine rosarote Brille färbt die Welt in zarte Pastellnuancen, die einen erblühenden Optimismus symbolisieren. Das Ehepaar Eames designt seine Kult-Klassiker. Amerika wird zur Leitkultur bei Interieurs, Autos und Musik. Das Zeitalter der Raumfahrt bricht an – neue Galaxien locken mit irisierenden Farben.

1960er: Die Entdeckung der Lust am Leben

Das Wirtschaftswunder verleiht Menschen mehr Möglichkeiten und Selbstbewusstsein. Rock ’n’ Roll, sexuelle Befreiung und ein allgemeiner Drang nach Veränderung sind allgegenwärtig. London wird in den Swinging Sixties zum Epizentrum der Revolte gegen das Establishment. Die kreative Unruhe der Jugendkultur prägt neue Lebens-, Kunst- und Musikstile. Auch die Farbigkeit emanzipiert sich. Das Resultat sind provozierende, starke Farben, wie in einem Pop-Art-Kunstwerk, die oft vor schwarz-weißen Mustern der Op-Art inszeniert werden. Primärfarben sind als Zitat des Bauhaus-Stils en vogue.

1970er: Freiheit und Gemütlichkeit

Discofieber und "Counterculture" erobern die Welt. Die Hippiebewegung proklamiert freie Liebe und bewusstseinserweiternde Substanzen – ein neuer Individualismus prallt auf das in den 60ern erlernte Gemeinschaftsgefühl des Kommunitarismus: Berühmt sein und sei es nur für fünfzehn Minuten. Parallel führen wirtschaftliche und politische Unsicherheit zur Rückbesinnung auf das Zuhause. Diese Mischung aus dem Wunsch nach Geborgenheit und Extremen zeigt sich in den psychedelischen Farbkombinationen aus erdigem Braun-Grün mit leuchtendem Violett-Orange.

1980er: Synthetische Welten – Mauern fallen

Die neuen Technologien der Computer, Videospiele, Synthesizer und ersten Mobiltelefone generieren eine künstliche, unbunte Welt aus kühlen Farben. Trendfarben sind Neon, Metallic und Grau. Designer wie die Memphis-Gruppe zeigen harte Kontraste bei Farben und Mustern. Ein neues androgynes Selbstverständnis wird in den Metropolen zelebriert und mit Graffitikunst dokumentiert.

1990er: Ein neues Bewusstsein

Die Ökologie-Bewegung bringt die Zerbrechlichkeit unserer Umwelt in das Bewusstsein der Menschen und die damit assoziierten natürlichen Farben in die Wohnungen und Kleiderschränke: Zarte Grüntöne und warmes Beige lösen die kalkulierte Nüchternheit in Design und Architektur ab. Es entsteht ein luxuriöser Purismus, der sich helle, dezente Farben wünscht. Materialien wie Holz, Naturfaser und Sichtbeton werden mit einem Maximum an Offwhite- und Nude-Tönen harmonisch kombiniert.

2000er: Jahrtausendwende

Die Globalisierung und das Internet machen Informationen und Bilder omnipräsent. Die Welt fühlt sich kleiner und näher an. Social Media, Apps und Computeranimationen prägen eine neue visuelle Ästhetik voller starker Akzente mit viel Rot und Blau. Eine Abkehr vom Trend-Diktat führt zu einer Eklektik der Farben: Das Stilempfinden orientiert sich an einem internationalen Lifestyle und verlangt nach ausgefallenen Farbtönen als Statement von Individualität. Opulente Bildwelten und Fetischkultur liefern berauschend intensive Farben. Gleichzeitig entwickelt sich ein Trend zum Understatement: Die Rückbesinnung auf Traditionen und alles Organisch-Nachhaltige drückt sich in einer Vorliebe für edle klassische Töne aus.

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