Ich bin ein "Linz Land Lounger"...
LINZ. Zehn Gemeinden südwestlich von Linz wollen für die Zukunft kooperieren.
In Oberösterreich leben 1,4 Millionen Einwohner in 444 Gemeinden. Fast ein Viertel dieser Kommunen hat weniger als 1000 Einwohner, nur 13 haben mehr als 10.000. Diese Größe gilt unter Fachleuten aber als guter Richtwert, um die vielfältigen Aufgaben einer Gemeinde wahrnehmen zu können. Ab dieser Größe entstehen regionale Entwicklungsperspektiven, zeitgemäßer Identifikationsraum und eine Qualitätssteigerung des Angebots. Natürlich sind auch Einsparungen in der Verwaltung und Infrastruktur möglich. Für eine vernünftige räumliche Entwicklung ist die oberösterreichische Gemeindestruktur mit ihren zahlreichen Klein- und Kleinstgemeinden im ländlichen Raum also äußerst ungünstig.
Trotzdem sind Gemeindezusammenlegungen praktisch tabu. Abgesehen von vereinzelten Vorstößen war der letzte ernsthafte und flächendeckende Versuch, Oberösterreich einer Gebietsreform zu unterziehen, 1976. Unter dem ungeschickten Titel "Großgemeinden für Oberösterreich" sah die Arbeiterkammer eine Reduktion auf 93 Gemeinden vor. Seit damals wird die Diskussion praktisch verweigert. Die Folgen des Kirchturmdenkens beispielsweise auf die Widmungspolitik sind gravierend.
Mit Impulsen und Finanzierungsanreizen aus der EU gibt es seit Mitte der 1990er eine Renaissance von Regionen. Mitgestaltung und Mitbestimmung der regionalen Akteure sind integraler Bestandteil dieses neuen Zusammenrückens. Sieben regionale Zusammenschlüsse in Oberösterreich gibt es bisher.
Sie heißen "Zukunftsraum Eferding", "Wirtschaftsachse S10" oder "Powerregion Enns-Steyr" und ermöglichen die interkommunale Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Siedlungsentwicklung, Naturraum und Verkehr.
Grenzen nicht mehr relevant
Anfang Juli ist "Linz Land Lounge" dazugekommen. Sperriges Codewort: "Interkommunale Raumentwicklung Zentralraumregion Linz-Südwest". Dafür haben sich Ansfelden, Hörsching, Kirchberg-Thening, Leonding, Oftering, Pasching, Pucking, St. Marien, Traun und Wilhering zusammengeschlossen. Real und tagtäglich sind diese dynamischen Orte längst zusammengewachsen. Für die Bürger sind die Gemeindegrenzen im Alltag nicht relevant.
Gemeinsam wollen die zehn nun stärker auftreten, Strategien, Betriebsstandorte, Straßenprojekte und den öffentlichen Verkehr entwickeln, Grünraum sichern und standortgerechte Verteilung von Wohn- und Arbeitsstätten schaffen. Über ein Jahr wurde in Zukunfts- und Vernetzungstagen an einer Deklaration und politischen Steuergruppe gearbeitet, die nun beschlossen wurde. Betreut und moderiert wurde der bisherige Prozess von Experten der Büros "stadtland" um Sibylla Zech und "komobile".
Auffällig ist, dass sich nur bestimmte Gemeinden zusammenfinden. Entweder erzwingt ein großes Infrastrukturprojekt wie die S10 praktisch Kooperation, oder Umlandgemeinden rüsten sich, um mit der Stadt auf Augenhöhe zu kommen.
Dabei wäre genau die Zusammenarbeit zwischen den Städten und dem Umland, das am stärksten wächst und seine Funktion wandelt, die dringlichste raumplanerische Aufgabe. Der gesamte Raum von Wels bis Linz bedarf dieser Kooperation. Mit einem Blick auf das Luftbild ist absehbar, dass hier schon heute ein großer, lose zusammenhängender Siedlungsraum entstanden ist. Doch mit einer regionalen Zusammenarbeit ließe sich diese Entwicklung weit besser steuern.
Ergebnis: Kreativität
Zürich beispielsweise hat dafür den Dachverband "Regionalplanung Zürich und Umgebung". Diese Organisation hat eine eigene interdisziplinäre Planungsabteilung und einen unabhängigen Vorstand. Dieser berät, analysiert und entwickelt Projekte. Der Dachverband vereint gleich drei politische Ebenen. Das ist auch notwendig, weil das politisch-administrative System diesen regionalen Aufgaben nicht gewachsen ist.
Die sachliche und institutionelle Komplexität bei diesen bedeutenden raumplanerischen Herausforderungen sind nicht mehr formal, sondern nur noch kooperativ zu lösen.
Die Region ist dabei Mittler zwischen den Ebenen Land und Gemeinde und zwischen den Gemeinden. Das wesentliche Ergebnis der regionalen Kooperation ist Kreativität.