Wohnbau als Einheitsbrei? Pläne von Haimbuchner erhitzen die Gemüter
LINZ. Architekten sind "entsetzt" über neue Vorgaben, Bauträger sehen sie "kritisch".
Keine verglasten Laubengänge, Kellerwände ohne Anstrich, wenig Bepflanzung: Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner führt ab 2015 strengere Regeln für die Förderung des sozialen Wohnbaus ein. Wie berichtet, hat er in der Vorwoche den "Standardausstattungskatalog" vorgestellt.
Sie sei "entsetzt", sagt Bettina Brunner, Sektionsvorsitzende der Architekten in der Ziviltechnikerkammer: "Diese Pläne steuern gegen jede Qualität und Entwicklung in der Architektur." Sie kritisiert einfache Grundrisse, einheitliche Baukörper und warnt vor "Einheitsbrei". In solchen "Plattenbauten" leide die Lebensqualität.
Weniger Holz und Glas
Planer und Bauträger hätten es schon bisher geschafft, unter der Baukostenobergrenze, die die Wohnbauförderung vorsehe, zu bleiben, sagt Brunner. Kosten senken solle man, indem man die Normen und Bautechnikvorschriften ausmiste.
Sie kritisiert, dass vorwiegend Beton oder Kunststoff verwendet werden soll. Verzichtet werde auf Holz und Glasflächen. "Berufsgruppen wie Glaser, Zimmerer, Fassadenbauer werden benachteiligt." Der Katalog trage einseitig die Handschrift der Baumeister. Brunner sieht die "Gefahr, dass sich die Kluft zwischen sozialem und frei finanziertem Wohnbau immer mehr verstärkt, was zu Ghettobildung führen kann".
Haimbuchner widerspricht: "Für mich steht die Leistbarkeit des sozialen Wohnbaus im Mittelpunkt. Das sehen einige ambitionierte Architekten auch so, denn von ihnen sind in den Katalog wertvolle Hinweise eingeflossen." Für Anregungen sei er weiter offen. Zum Vorwurf der Kluft: Das Problem sei, dass die Mieten "gar nicht mehr so auseinanderklaffen". Unnötige Kostentreiber wie Alu-Fassaden mit Mehrkosten von einer Million Euro müsse man eliminieren. Zimmerer, Glaserer etc. werde es auch in Zukunft brauchen.
Holzbau-Innungsmeister Richard Hable sagt, dass er das Ziel leistbaren Wohnens positiv sehe. Es gebe aber noch einige offene Fragen, "wir waren in die Erstellung des Katalogs nicht eingebunden". Die Frage sei, inwieweit der Holzbau bei Wänden, Fassaden und Fenstern noch Thema sei.
Kein "Wünsch-dir-Was"
Frank Schneider, Sprecher der gemeinnützigen Bauvereinigungen, sagt, dass man den Katalog prüfen und dann Stellung nehmen werde. Er sieht die Vorgaben aber "kritisch", weil sie teils wohl kaum etwas bringen würden. "Wenn man die Mieten senken will, sollte man bei geförderten Projekten mehr Landes- als Bankdarlehen verwenden oder auch die Grundkosten fördern." Haimbuchner: Das koste alles mehr Geld, das nicht zur Verfügung stehe. Mit der "Wünsch-dir-was-Mentalität" werde keine Wohnung günstiger. Der stellvertretende Gemeinnützigen-Sprecher Herwig Pernsteiner findet zwar die Absicht Haimbuchners positiv und gute Ansätze wie die Verdichtung des Wohnbaus. Insgesamt sieht er die Vorgaben aber auch kritisch. Er warnt vor dem Verlust "architektonischer Vielfalt und Individualität".
Standardausstattungskatalog als PDF zum Downloaden