Hohe Annuitätensprünge verteuern ältere Wohnungen
LINZ. Wohnbauträger setzen politische Lösung nicht immer um.
Wer in einer Wohnung lebt, deren Bau mit einem Landesdarlehen aus den 1980er- oder 90er-Jahren finanziert wurde, dem drohen in den nächsten Jahren massive Steigerungen bei den Mieten. Betroffen sind rund 35.000 Haushalte in Oberösterreich.
Schuld sind die Tilgungspläne der Darlehen. In den ersten 15 Jahren gab es geringe Belastungen, dafür sind die Annuitätensprünge im 16., 20. und 25. Jahr heftig. 2011 einigte sich die Landespolitik auf ein Modell, mit dem die Bauträger die Sprünge zugunsten der Mieter abfedern sollten.
Dabei werden die Laufzeiten der Darlehen verlängert. Weil das Land die Darlehen schon verkauft hat, tut sich eine Finanzierungslücke auf, die von den Wohnbauträgern mit Sukzessivdarlehen gefüllt werden soll. Für diese Kredite übernimmt das Land die Haftung.
Die Praxis zeigt, dass das Modell, das manche in der Branche "bürokratisch" nennen, nur teilweise umgesetzt wird. Oft glätten die Bauträger die Sprünge mit Eigenmitteln. Manchmal wird aber nichts gemacht – je nach Standort.
So einen Fall gibt es in Sattledt. Die "OÖ. Wohnbau" hat in einer Wohnanlage die Sprünge nicht geglättet. Die monatlichen Kosten einer 61-Quadratmeter-Wohnung steigen dadurch um 67 Euro – auf 512 Euro inklusive Heizung. Manch neue Wohnung sei schon günstiger als eine alte gemeinnützige, klagen Mieter. Das könne zu Leerständen führen. Der nächste Sprung 2019 würde 88 Euro ausmachen, ab 2024 wären es 266 Euro pro Monat mehr. Neumietern sei nicht gesagt worden, dass dies bevorstehe, heißt es.
Es gab Briefe an Landespolitiker, auch vom Sattledter ÖVP-Bürgermeister Gerhard Huber: "Bauträger und Landespolitik sind gefordert, die Belastungen zu entschärfen." OÖ.-Wohnbau-Chef Ferdinand Hochleitner sagt, die Glättung werde fallweise geprüft. In Sattledt seien die Mietkosten noch "marktkonform". Neumieter würden ordentlich informiert.
FPÖ-Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner sagt, er ersuche die Bauträger, das Landesmodell umzusetzen. Es sei praxistauglich und handhabbar. ÖVP-Wohnbausprecher Thomas Stelzer sagt, die Bauträger seien in der Pflicht, das Land habe Rahmenbedingungen geschaffen. In fast allen Fällen gebe es eine Lösung.