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Bison trotzt Buffalo Bill

Von Von Gerhard H. Oberzill, 26. August 2017, 00:04 Uhr
Bison trotzt Buffalo Bill
Teton Range am Jackson Lake Bild: Oberzill

Dem sommerlich überlaufenen Yellowstone-Nationalpark steht die beschauliche Ruhe von Wyomings Hauptstadt Cheyenne am anderen Ende des US-Bundesstaates entgegen.

Die Nationalparkverwaltung gibt den Besuchern genaue Anweisungen: Mindestens 100 Yards (91 Meter) sollen sie zu Bären und Wölfen Abstand halten, 25 Yards (23 Meter) zu allen anderen Tieren. Und dann spaziert ein Bison seelenruhig auf dem Parkplatz beim Old Faithful Inn herum und schert sich keinen Deut darum, ob die Menschen Angst haben, in ihre Autos einzusteigen. Da stellt sich natürlich schon die Frage, ob die Wildtiere die Parkregeln für ein reibungsloses und gefahrfreies Miteinander auch kennen.

Das Stichwort "Old Faithful" verrät, dass wir uns im Yellowstone-Nationalpark im US-Bundesstaat Wyoming befinden. "Alter Getreuer" wird der Geysir genannt, weil er mit einiger Regelmäßigkeit eine Heißwasserfontäne von zig Metern in die Luft schießt. Die Uhr nach ihm stellen kann freilich nur, wer ein extrem elastisches Pünktlichkeitsempfinden hat: Die Eruptionen erfolgen in Abständen von einer bis zwei Stunden, aktuell sind es rund 70 Minuten.

Bison trotzt Buffalo Bill
Der Ausbruch des Old Faithful Geysirs erfreut sich gutstündlich großen Publikumsinteresses Bild: Oberzill

Da die Zeit des jeweils nächsten Ausbruchs also nur grob geschätzt werden kann, füllen sich die Bänke rund um den Alten Getreuen immer schon relativ früh. Da sitzen sie dann ungeduldig, die Gäste von nah und fern, bewaffnet mit Kameras, Handys und Tablets. Endlich blubbert es ein wenig. Aber ist das schon das berühmte Vorspiel? Da, noch einmal. Und wieder. Ja! Mit Urgewalt schießt nun das heiße Wasser haushoch in den Himmel. Minutenlang bleibt die Fontäne "stehen".

Doch noch während die Wassersäule in sich zusammenfällt, springen bereits die ersten Touristen auf, vor allem die fernöstlichen, nein, hier muss es heißen: fernwestlichen, jene mit den Mandelaugen also, und strömen zu ihren Bussen. Wenige Besucher haben oder nehmen sich die Muße, durch das ausgedehnte Geysirfeld nördlich des Old Faithful zu spazieren und die vielfältigen Formen und die von Bakterien geschaffenen bunten Farben der heißen Quellen zu bewundern.

Bison trotzt Buffalo Bill
Bakterien zaubern die schönsten Farben in die Thermalquellen. Bild: Oberzill

Der Alte Getreue ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit im "Gelber Stein"-Nationalpark, aber nicht die einzige. So gibt es etwa einen vom Yellowstone River in Jahrmillionen gegrabenen Canyon, in den das Wasser in zwei mächtigen Kaskaden hinabstürzt. Bequem lassen sich die meisten Attraktionen mit dem Auto auf einem Rundweg abklappern. Unterwegs sieht man immer wieder Wapitis ("weißer Hintern", eine Hirschart), Bisons, Wölfe und – seltener – Schwarz- und Grizzlybären.

Touristen auf digitaler Bisonjagd

Fast hatte es der weiße Mann geschafft, Bisons komplett auszurotten, besonders tat sich dabei ein gewisser "Buffalo Bill" hervor. Nur durch Rettungs- und Zuchtprogramme gelang es praktisch in letzter Minute, die Art zu bewahren. Heute bevölkern wieder 5500 dieser amerikanischen Büffel den Yellowstone, "gejagt" von jährlich vier Millionen bloß digital schießwütiger Touristen. Die meisten besuchen den Park im Juli und im August. Wer es sich einrichten kann, sollte also davor oder danach kommen. Doch die Saison ist kurz: Weite Areale öffnen erst Anfang bis Mitte Mai und sperren zwischen Ende September und Mitte Oktober zu. Für "Schneemobile" gibt es aber auch im Winter Aktivitäten.

Bison trotzt Buffalo Bill
Und was machen die Bisons den ganzen lieben Tag? Gras fressen. Bild: Oberzill

Fünf Tore führen in den "Gelber Stein"-Nationalpark, eines aus Nordosten und vier von den Haupthimmelsrichtungen. Wer sich von Süden nähert, erlebt dabei quasi als Draufgabe den Grand Teton Nationalpark, benannt nach einer viele Monate im Jahr verschneiten Gebirgskette, die 3800 Meter Seehöhe erreicht und sich malerisch im Jackson Lake spiegelt. Zusammen mit Grand Teton ist der Yellowstone Nationalpark fast so groß wie Oberösterreich. Ihn für einige Tage einzuplanen, ist also nicht verkehrt.

Cody und der Wilde Westen

Östlich des Parks kommt der Reisende nach Cody, das einst ein gewisser William Frederic Cody gründete, und das ist niemand anderer als "Buffalo Bill". Es gibt kaum einen Job, den der Abenteurer nicht ausübte: Goldwäscher, Soldat, berüchtigter Bisonjäger, Scout und vor allem begnadeter "Showman". Im Stil der Zeit veranstaltete er "Völkerschauen" mit hunderten Menschen und Pferden, die das Klischee vom Wilden Westen prägten, von dem der Ort Cody bis heute zehrt. Vor exakt einem Jahrhundert ging Buffalo Bill in die ewigen Jagdgründe ein. Der "Cowboy State" Wyoming ist (nach Alaska) der am dünnsten besiedelte der USA.

Bison trotzt Buffalo Bill
Die in den Plains weidenden Rinderherden werden von Cowboys bewacht. Bild: Oberzill

Auf einer Fläche so groß wie die alte BRD verlieren sich knapp 600.000 Einwohner. Und während der Yellowstone Nationalpark den Nordwesten des Territoriums einnimmt, liegt die Hauptstadt Cheyenne im äußersten Südosten, fast schon in Colorado. Dazwischen erstrecken sich endlose Ebenen, die "Plains", auf denen Rinder und Schafe weiden.

Cheyenne wurde nach einem ehemals hier die Prärie durchstreifenden Indianervolk benannt. Die Bezeichnung Hauptstadt ist freilich euphemistisch, "Hauptdorf" wäre passender. Mit 60.000 Menschen hat Cheyenne etwa nur ein Drittel der Einwohner von Linz. Gut, man leistet sich ein Kapitol, das dem großen Bruder in Washington nacheifert. Aber sonst geht es – außer an den Frontier Days Ende Juli – eher verschlafen zu: Zwischen Holzvillen spielen Hasen und Eichhörnchen fangen.

Die Hauptstadt Cheyenne

Entstanden ist Cheyenne vor genau 150 Jahren, als die Union Pacific Railroad im Zuge von "Go West" in der Mitte von Nirgendwo einen Bahnhof errichtete. Bald siedelten sich um ihn herum Glücksritter an, für deren Zerstreuung 60 Bordelle und Saloons sorgten. Davon ist nichts mehr übrig, selbst der Bahnhof ist stillgelegt, Cheyenne bloß noch ein Cargo-Umschlagplatz. Aber im historischen roten Ziegelgebäude von Wrangler Jeans können sich Western-Fans mit zünftigem Cowboy-Outfit versorgen.

Die reichen "Rinderbarone" der Belle Epoque stiegen im Plains Hotel ab, das die Tradition bis heute hochhält. Trotz mehrfacher Renovierung ist das Haus sympathisch altvaterisch geblieben. Wachsam schaut Little Shield, ein Häuptling der Cheyenne, in der Rezeption dem Empfangschef über die Schulter. Und dieser, ein Herr Lothar, freut sich jedes Mal, wenn er Gäste auf Deutsch begrüßen kann, ist er doch selbst erst vor zwei Jahrzehnten aus Nürnberg eingewandert.

Bison trotzt Buffalo Bill
Im Plains Hotel schaut Cheyenne- Häuptling Little Shield dem Empfangschef Lothar über die Schulter

Lokalisierung:

 

60.000.000 Bisons lebten einst in Nordamerika. Die Weißen schafften es, den Bestand zum Ende des 19. Jahrhunderts auf 800 Stück zu dezimieren. Allein Buffalo Bill hat innerhalb von 18 Monaten mehr als 4000 Tiere abgeknallt. Dank buchstäblich im letzten Moment ergriffener Schutzmaßnahmen ist die Population heute wieder auf etwa 350.000 angewachsen.

Mt. Rushmore: Nicht mehr in Wyoming, aber hart an der Grenze im östlich benachbarten South Dakota liegt in den zerklüfteten Black Hills ein Nationalmonument, das wohl viele OÖN-Leser von Bildern kennen: die aus dem gewachsenen Felsen des Mount Rushmore gehauenen Porträtköpfe der vier amerikanischen Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Achtung: Neuerdings im Internet kursierende Abbildungen mit Donald Trump als einem der vier oder als fünftem Kopf sind Fakes!

Das Mount-Rushmore-Denkmal   Bild: (Oberzill)

 

Auskünfte:

 

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1  Kommentar
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il-capone (10.341 Kommentare)
am 26.08.2017 15:17

Die Bisons weiden fast vor der Haustüre, u. Wasser mit Berge gibts im Salzkammergut zuhauf ...

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