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"Die Rolltreppe führt nicht mehr aufwärts"

Von Dietmar Mascher, 05. Mai 2015, 00:04 Uhr
"Rolltreppe führt nicht mehr aufwärts"
Meinhard Miegel: "Unternehmertum wird zunehmend schwieriger." Bild: OÖN

LINZ. Sozialwissenschaftler Miegel sprach mit den OÖNachrichten über Unternehmertum und Wohlstand ohne Wachstum.

Wie sichern wir unseren Wohlstand in einer Welt ohne Wachstum? Und warum brauchen wir dafür Unternehmer? Darüber sprachen die OÖNachrichten mit dem Bonner Sozialwissenschaftler und Autor Meinhard Miegel.

 

OÖNachrichten: Sie schreiben zwar nicht von Krise, aber von Erschöpfung der Gesellschaft. Was bedeutet das für die Unternehmer?

Miegel: Dass ihre Aufgabe zunehmend schwieriger wird. Über Jahrzehnte war Unternehmertum nicht einfach. Aber die Rolltreppe führte in der Regel nach oben. Heute führt sie nicht mehr aufwärts. Viele warten auf den Rückenwind, aber der wird auf absehbare Zeit nicht mehr kommen.

Warum brauchen wir dann Unternehmer, und warum soll man sich das noch antun?

Wir brauchen Unternehmer, weil sonst alles steht. Wir hatten eine Phase zwischen Karl dem Großen und Napoleon, da gab es kaum Unternehmertum, das durchschnittliche Wachstum lag damals während eines Menschenlebens bei zwei Prozent. Das gibt es heute in nur wenigen Monaten. Aber die Stagnation wird die Regel sein, die Zeiten werden unsicher, und das Unternehmertum wird die Kunst, trotzdem erfolgreich zu sein.

Wobei sich die Frage stellt, wie man dann Erfolg definiert.

Tatsächlich kann kein Mensch sagen, ob und wie wir unseren Wohlstand halten können. Unser Wohlstand basiert auf der Ausbeutung von Umwelt, Ressourcen und Menschen. Wir bräuchten zwei bis vier Globen, um diesen Standard zu halten. Und wenn wir alles auf Nachhaltigkeit korrigieren, würde unser Wohlstand nur noch 40 Prozent dessen sein, was wir heute haben. Erfolgreich wird der sein, der innerhalb dieser Rahmenbedingungen der Schonung der Ressourcen betriebswirtschaftlich Erfolg hat. Niemand kann sagen, ob es gelingt, den Wohlstand zu halten. Man kann es aber auch nicht ausschließen.

Wer setzt die Grenzen? Die Politik?

Die Grenzen setzt ganz klar die Natur. Die Naturwissenschaftler stellen fest, wenn die Ausbeutung überhandnimmt und von den Ressourcen nichts mehr übrig zu bleiben droht. Die Politik kann das letztlich nur zur Kenntnis nehmen.

Sie schreiben aber auch, dass nicht nur die Natur ausgebeutet wird, sondern auch der Mensch.

Die Belastungsdichte hat zugenommen. Bildung funktioniert nur noch so, dass der Mensch in kurzer Zeit zum leistungsfähigen Produzenten und Konsumenten gemacht wird. Er ist nur noch ein Torso. Was wieder erlernt werden muss, ist das genussvolle Produzieren im Sinn von Erkennen des Nutzens. Wir haben verlernt, ein hergestelltes Produkt zu schätzen, sondern konzentrieren uns gleich auf das nächste.

 

Zur Person

Wie sähe eine Zukunft ohne unternehmerische Persönlichkeiten aus? Dieser Frage ging der deutsche Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel in seiner Rede bei einer Veranstaltung der ÖVP-nahen Academia superior im Linzer Wifi nach.

Der 76-Jährige war früher Mitarbeiter von CDU-Generalsekretär Kurt Biedenkopf und leitete fast 40 Jahre lang das privat finanzierte Forschungsinstitut für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn. In seinen jüngsten Büchern beschäftigt er sich mit Wachstumsideologie und Demografie.

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1  Kommentar
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oblio (24.740 Kommentare)
am 05.05.2015 11:40

Demographie ist eine Rechnung zu einer Wahrscheinlichkeit,
deren Eintreffen auf Annahmen vorheriger Entwicklungen
berechnet wurde, also so ähnlich wie Kaffeesudlesen!

Wachstum der Wirtschaft basiert auf einer künstlich
geschaffenen Wegwerfgesellschaft! Also Betrug am Kunden
und vor allen an den Ressourcen!!

Es wäre schon ein guter Erfolg, wenn sich die Wirtschaft
auf dem Status Quo einpendeln würde!

Handwerk hat kaum noch goldenen Boden, den hat die Industrie
mit ihren Massenanfertigungen zum Wegwerfen gestohlen!

Endlich ein Wissenschaftler der erkennt, was schief läuft
in unserer Borniertheit gegenüber der Natur und der Gesellschaft!

Dass die Politik mit den Großkotzkonzernen gemeinsame
Sache macht, ist deren Knebelung durch die Wirtschaftstreibenden! traurig

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