Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Wenn es jetzt einmal eine Zeit ohne Grundsatzreformen gibt, ist das gut"

Von Heinz Steinbock und Markus Staudinger, 09. März 2018, 00:04 Uhr
"Wenn es jetzt einmal eine Zeit ohne Grundsatzreformen gibt, ist das gut"
Bildungsminister Faßmann: "Genug Gestaltungsmöglichkeiten" Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Bildungsminister Heinz Faßmann (VP) ist gegen "überstürzte" Reformideen für die Schule

Bildungsminister Heinz Faßmann (VP) war anlässlich des Lehrertags gestern in Oberösterreich. Im OÖN-Interview spricht er über nötige und unnötige Reformen, Bildungspflicht und Studiengebühren.

 

OÖNachrichten: Sie planen Änderungen bei der Neuen Mittelschule (NMS). Hat sie sich Ihrer Meinung nach nicht bewährt?

Heinz Faßmann: Wir hören viele Klagen über die NMS. Daher haben wir gesagt, wir sollten uns die Erfolge der NMS ansehen, aber auch kritisch prüfen, was weniger gut gelaufen ist. Es ist der Beginn eines Prozesses, an dessen Ende wir Änderungen durchführen werden. Vorgeschlagen haben wir einmal Änderungen beim Notensystem und beim Einsatz zusätzlicher Lehrer, Stichwort Team-Teaching.

Das klingt für Kritiker wie eine Rückkehr zur alten Hauptschule mit einem neuen Türschild?

Wir werden sicher nicht zum alten System zurückkehren.

Grundsätzlich gefragt: War die Einführung der NMS sinnvoll?

Da muss ich ein wenig passen, das lag vor meiner Zeit. Es hat auch wenig Sinn, die Vergangenheit zu reflektieren. Die NMS ist ein Teil des Bildungssystems, und wir müssen schauen, was wir in Zukunft daraus machen.

Da klingt nicht nach Begeisterung.

Ich bin grundsätzlich nicht so schnell zu begeistern.

Alle Erhebungen zeigen: Es gibt das Riesenproblem, dass bis zu 20 Prozent der Schüler am Ende der Neuen Mittelschule nicht sinnerfassend lesen können. Wie will man das in den Griff bekommen?

Das ist dringend: Daher steht das auch im Regierungsübereinkommen. Wenn das Absitzen von Schulpflicht nicht ausreicht, sollte man in Richtung Bildungspflicht gehen. Dann muss man vielleicht noch ein Jahr anhängen, um die Grundkompetenzen zu stärken.

In Oberösterreich wird ein massiver Lehrermangel befürchtet, laut Landesschulrat sollen in den nächsten Jahren 200 Deutschlehrer fehlen. Wie kann man dem Lehrermangel begegnen?

Ich bin nicht sicher, ob der Lehrermangel auch wirklich so gegeben ist. Ich habe mir nur die Zahlen für Österreich insgesamt angeschaut, es ist kein so gravierendes Problem, wie es scheint. Die Wartelisten sind noch lang – aber es will nicht jeder überall unterrichten. Ich meine, etwas Mobilität gehört auch zum Lehrerberuf.

Im Herbst sollen die Bildungsdirektionen die Landesschulräte ablösen. Ist das überhaupt eine Kompetenzbereinigung?

Für die Landeslehrer bleibt weiter das Land zuständig, für die Bundeslehrer der Bund. Aber sie sind in einer Institution und werden von einem Bildungsdirektor geleitet. Es ist ein one-stop-shop für Lehrer, und das ist schon ein großer Vorteil.

Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Kompetenzen für alle Lehrer dem Bund oder den Ländern zu geben?

Man hat hier nicht den harten Schnitt gemacht, aufgrund der spezifischen Situation in Österreich mit einer starken föderalen Struktur. Aber auch das ist eine Sache von gestern. Man sollte das eher als Chance begreifen und vernünftig umsetzen.

Neue Mittelschule, Bund-Länder-Aufteilung, Sie haben viele Fixpunkte, nach denen Sie sich richten müssen. Hätten Sie lieber mehr Gestaltungsmöglichkeiten?

Ich bin gar nicht unglücklich darüber. Das österreichische Schulsystem hat in der Vergangenheit genug Reformen erlebt. Wenn es jetzt einmal eine Zeit ohne Grundsatzreformen gibt, sondern eine vernünftige Reformimplementierung und eine kritische Evaluierung, dann ist das gut. Im Detail gibt es noch genügend Gestaltungsmöglichkeiten.

Zu den Universitäten: Für berufstätige Langzeit-Studenten wird es wieder Studiengebühren geben. Sind Sie ein Verfechter von Studiengebühren?

Um das zu verdeutlichen: Beim Bachelor-Studium werden sie nach drei Jahren plus einem zusätzlichen Toleranzjahr mit 61 Euro pro Monat zur Kasse gebeten. Studiengebühren, wie sie in Österreich üblich sind, eignen sich nicht wirklich zur Finanzierung der Universitäten. Aber sie eignen sich, so etwas wie Verbindlichkeit beim Studium herzustellen. Sie haben also in erster Linie einen psychologischen Zweck.

Wird es generell Studiengebühren geben?

Sie stehen nicht vor der Tür. Wir haben eben erst die neue Studienfinanzierung beschlossen, das müssen die Universitäten erst umsetzen. Dann wird man schauen, wie sich die neue Uni-Finanzierung auswirkt und ob es weitere Schritte gibt. Das könnte aber erst gegen Ende der Legislaturperiode sein.

mehr aus Innenpolitik

ÖVP-Inseratenaffäre: Sichergestellte Daten des Kanzleramts entsiegelt

Zusätzliche Studienplätze im FH-Jubiläumsjahr

Ein Zeichen für Nawalny im Zentrum von Wien

Wien und Rom: Kooperation bei Zuwanderung

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

9  Kommentare
9  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
roadcruiser (60 Kommentare)
am 09.03.2018 13:42

Die Schule hat sich in den letzten Jahren massiv verschlechtert. Die Schüler können kaum rechnen und schreiben. Alleine die Schrift ist so Katastrophal, dass man das Geschreibsel kaum lesen kann. Wo bleibt da die Erziehung und Bildung? Nicht ein mal das Grüßen und der Respekt vor Erwachsenen wird vermittelt! Kein Wunder wo selbst die Lehrer nicht Grüßen bzw. selber kaum Wert darauf legen. Die Reformen haben eines bewirkt nämlich keine Leistungsbereitschaft, Noten die nichts mit Leistung und Vergleichbarkeit zu tun haben. In den höheren Schulen müssen zuerst Grundrechenarten vermittelt werden, weil der Wissens-Stand unzureichend ist. Man soll weniger Internet und Taschenrechner verwenden und mehr auf Üben und selber Tun wert legen. Kopieren von Texten im Netz können sie, das Wissen daraus nicht, das wird oft nicht einmal gelesen. Dafür will man eine gute Note ohne Eigenleistung. So wird das nichts, da muss alles Schlimmer werden. Viel zu tun um an den Stand vor 40 Jahren heran zu kommen

lädt ...
melden
bahiacolor74 (3 Kommentare)
am 09.03.2018 12:25

Eine absolute Frechheit – das Volk wird für dumm verkauft!
Es geht wieder einmal nur um Einsparungen.
Eine heterogene Gruppe mit nur einer Lehrkraft zu unterrichten, hat zur Folge, dass ALLE darunter leiden!
Schwache Schüler sind permanent überfordert, gute unterfordert.
Wo bleiben die Stimmen zurecht besorgter Eltern? Angekündigt wurde dieses Vorgehen bereits, als es um die Notenvergabe in der VS ging. Die Empörung der Elternschaft war groß - aber nur hinsichtlich des Primarbereichs. Die beabsichtigten Änderungen in der NMS wurden scheinbar
"überlesen", oder aber falsch verstanden.
Denn, wenn nun jemand denkt, dass eine 5stufigen Benotungsskala und die Abschaffung des Teamteachings zum ehemaligen Leistungsgruppensystem zurückführt, dann hat er sich ordentlich getäuscht.
Bei den Leistungsgruppen gab es kleine, der Leistung nach differenzierte Gruppen und für jede dieser Gruppen eine Lehrkraft.
Im nun angedachten System gibt es EINE große „inklusive“ Gruppe von Schülern aller Leis

lädt ...
melden
bahiacolor74 (3 Kommentare)
am 09.03.2018 12:27

Im nun angedachten System gibt es EINE große „inklusive“ Gruppe von Schülern aller Leistungsniveaus – und einen Lehrer. Ganz tolle Sache! Herr Bildungsminister Faßmann ist herzlichst eingeladen, zu mir in die Schule zu kommen, um mir zu zeigen, wie das funktionieren soll!

lädt ...
melden
Orlando2312 (22.252 Kommentare)
am 09.03.2018 10:56

Es ist wie es war und weiterhin sein wird. Wichtig sind die Standpunkte der Parteien. Die Lehrergewerkschaft achtet auch argwöhnisch darauf, dass ihre Interessen gewahrt bleiben.

Die Kinder? Ach, die sind nicht so wichtig. Das mach mer schon seit hundert Jahren so und alle sind sie gross geworden.

Neben den Kindern gibt es noch viele Verlierer. Das jene engagierten Lehrer, die tatsächlich das Wohl der Schüler im Auge haben.

lädt ...
melden
spoe (13.470 Kommentare)
am 09.03.2018 10:04

Das Herumdoktern muss ein Ende haben, es gibt zu viele Baustellen von schlecht oder nur teilweise umgesetzten Projekten.

lädt ...
melden
Ottawa (257 Kommentare)
am 09.03.2018 09:15

Fazit: "Nur keine Wellen schlagen" Zitat: "Man hat hier nicht den harten Schnitt gemacht, aufgrund der spezifischen Situation in Österreich mit einer starken föderalen Struktur." Sagt schon alles, Bürokraten an der Macht, von der versprochenen Erneuerung keine Spur.

lädt ...
melden
StefanieSuper (5.124 Kommentare)
am 09.03.2018 19:57

So ein Bürokrat kann sich doch nicht selber wegrationalisieren. So wird die Schulverwaltung nicht schlanker sondern sie wird sich aufblähen. Jeder will wichtig sein, der Präsident als Stellvertreter des Landeshauptmannes mit seinem protzigen Büro glaubt am wichtigsten zu sein.

lädt ...
melden
mynachrichten1 (15.427 Kommentare)
am 09.03.2018 09:11

Strafen das können die schwarz blauen. Sozialabbau betreiben, Chancengleichheiten verringern und Bürokratie bis zum Exodus betreiben.

Leider hat man nirgends die richtigen Leute mit Hausverstand.

Das wir jede Menge Schlagende in der Regierung haben, das gehört zum neuen Standard, Bravo.

Und wie schnell überall, auch im Land dem Prinzip gefolgt wird, anstatt bessere Qualität für Nachmittagsbetreuung von Kindergärten,

wird mancherorts diese Service ganz gestrichen.

Ein A Sozialer Rückschritt, und ein Rückschritt was Bestrafungskultur betrifft.
Weil so wird Österreich besser?

Was denken die Typen gegen die Armutsgefahr zu unternehmen, die extrem gestiegenen Wohnkosten, den Ausverkauf von Immobilien im leistbaren Bereich.

Was tut man gegen Altersarbeitslosigekeit?

Es ist einfach ein bisserl asozial und viel kälter geworden und auf der anderen Seite akzeptiert man Extremismus aus Pakttreue.

Diese Politik ist verstaubt und bisweilen rückwärtsgewandt.

lädt ...
melden
StefanieSuper (5.124 Kommentare)
am 09.03.2018 08:20

Speed kills!
Das vor allem für die Schule. Als ich zu unterrichten begonnen habe in de 70er gab es alle 10 Jahre einen neuen Lehrplan, um die Ausbildung auf die Entwicklung der Wirtschaft anzupassen. 5 Jahre dauerte die Ausbildung dann musste man in der Praxis Erfahrung sammeln und man wusste was man von der Ausbildung brauchen konnte und was noch nötig war. So konnte man sehr gute Lehrpläne erstellen, die nicht zu viel oder zu wenig Wissen vermittelte. Dann trat Hektik auf, die Abstände wurden immer kürzer. Die Lehrpläne wurden wieder geändert, bevor die Absolventen überhaupt die Schule verlassen haben. Alle möglichen Personen redeten drein. Bankleute, Industrielle etc. Jeder sagte, meine Branche braucht.. Und einer stand dann nicht mehr im Mittelpunkt- der Schüler. Es drehte sich alles um Politiker, Industriebosse - alles Bildungsexperten. Nun sehen wir, was daraus geworden ist, da ja nun das Fundament futsch ist. Es muss nicht jedes Jahr Neues geben, wenn das Alte gut genug ist.

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen