Poschners starker Abgang aus Bremen
Mit Berlioz’ "Damnation de Faust" verlässt Markus Poschner nach zehn Jahren die Hansestadt.
Das war nun Markus Poschners letzte Musiktheaterpremiere am Bremer Theater, dem er zehn Jahre seinen musikalischen Stempel aufgedrückt hat. Und zwar fast durchwegs erfolgreich. Am 1. September wechselt der Bayer als Chefdirigent und Opernchef ans Linzer Landestheater.
Als seine letzte Premiere hat er sich Hector Berlioz’ "La Damnation de Faust" gewünscht. Nach der Premiere war klar, dass Poschner diese Musik, wie auch die späte Romantik und die Musik des "Fin de Siècle", in höchstem Maße liegt. Sein Dirigat war neben Gesang und Spiel der Mezzosopranistin Theresa Kronthaler als Marguerite das Ereignis des Abends. In der ersten Hälfte noch fehlt Berlioz’ Musik ein wenig die Abwechslung, und Poschner wirkte in den dazu kontrastierenden Passagen fast gehemmt, vielleicht weil ihn die Regie zu stark einengte. Nach der Pause stimmte musikalisch alles.
Ein Hörabenteuer
Poschner entwickelte einen Berlioz-Sound mit großer Klanglust in den Streichern und virtuosem Bläsergewirbel einerseits und einer in die Tiefe dringenden Klarheit andererseits, so dass die musikalische Wiedergabe zu einem Hörabenteuer wurde. Ständig gab es etwas zu entdecken, aber nie ging die innere Spannung verloren. Und das Orchester zeigte einmal mehr, wie gut es in den Jahren unter Poschner geworden ist. Und zweifelsfrei hat Poschner auch ein gutes Händchen für Sänger.
Womit ein kurzer Blick auf die Inszenierung geworfen werden soll. Faust und Mephistopheles als im Grunde eine Figur zu zeigen, war eine überzeugende Idee. Was Paul-Georg Dittrich und sein Team daraus gemacht haben, geriet aber zu einer sinnfreien, wenig sinnenfreudigen Show videotechnischer Möglichkeiten, die sich in beliebigen Assoziationen des Regisseurs zeigte. Die ohnehin problematische Dramaturgie des Stückes wurde mit allerlei optischem Klimbim ins vollkommen Unverständliche getrieben. Einzig die Tatsache, dass Dittrich die Sänger zu intensivem schauspielerischen Agieren motivieren konnte, war positiv an dieser Inszenierung.
Achillesferse des Dirigenten
Und genau dieses Verhältnis von Musik und Szene ist das, was Poschners Achillesferse ist, denn er hat sich in seiner Bremer Zeit auf dermaßen viele fragwürdige Inszenierungsansätze eingelassen, dass man sich nur wundern konnte.
Als Musiker wird der ja auch hervorragend Klavier spielende und jazzende Poschner für Bremen ein Riesenverlust sein. In Linz dürfte er ideale Startvoraussetzungen vorfinden. Und mit Regisseur David Marton wird er bei seiner in einem Jahr anstehenden Linzer Berlioz-Produktion sicher einen weitaus fähigeren Regisseur an seiner Seite haben, als das in Bremen der Fall war.
*Reinald Hanke ist Kulturjournalist in Bremen