"The Lobster": Liebesqualen vom Menschen gemacht
Immer wieder lädt Regisseur Giorgos Lanthimos ein, sich fallen zu lassen. Sein Film "The Lobster" ("Der Hummer") ist durchzogen von traumhaften Aufnahmen der Küste Irlands.
Tiefes Blau, zerklüftete Felsen, die Gischt, eine Brise, die Sonne, ein malerisches Hotel.
Doch der Athener ist zutiefst hinterhältig, und genau das zeugt von Können. Denn wie den Gästen des Küstendomizils hält er dem Zuseher die Freiheit nur vor Augen.
Ein schmucker Ort der Folter
Er lässt die Menschen im Kinosaal sowie die Figuren im Film wissen, dass sie unerreichbar bleibt. Das Hotel in "The Lobster" ist ein Ort schmucker Sittsamkeit sowie der Folter. In der futuristischen Welt, in der "The Lobster" spielt, müssen alle Alleinstehenden in 45 Tagen eine Liebe finden. Wenn nicht, werden sie in ein Tier verwandelt.
David (Colin Farrell) entscheidet sich für einen Hummer. Das mag märchenhaft klingen, doch vielmehr erzählt Lanthimos eine zynische Horrorgeschichte sozialer Erwartungen. Scham, Verzweiflung und Melancholie verleiht neben einem famosen Farrell eine Riege an Charakterdarstellern glaubhafte Züge: Rachel Weisz, John C. Reilly, Léa Seydoux und Ben Whishaw.
Wie sie sich mit den dogmatischen Vorstellungen zur Liebe arrangieren, wird zur sinnlos übersteigerten Qual. Genau das wandelt "The Lobster" in ein mitnehmend intensives, realitätsnahes Drama.
The Lobster: 2015, 118 min, Giorgos Lanthimos
OÖN Bewertung: