Die roten Spitzen aus Tattendorf
Österreich kann sich im Ausland behaupten, wenn es weiterhin auf regionale Sorten setzt. Die Weißweinsorte Rotgipfler aus der Thermenregion begeistert immer mehr Feinschmecker
Die Familie Reinisch aus Tattendorf hat Gespür bewiesen, als sie vor zehn Jahren verstärkt auf die typisch österreichische Sorte Rotgipfler gesetzt hat.
"Wenn man schon eine spezielle autochthone Sorte hat, soll man diese auch würdigen und zur Vielfalt beitragen. Wenn auf der Welt nur Chardonnay und Sauvignon angebaut wird, ist das fad", betont Johannes Reinisch den Schritt. Zwar ist der Anbau in ganz Österreich mit 100 Hektar nach wie vor überschaubar, der große Rückgang konnte aber gestoppt werden.
Der Rotgipfler ist kein Rotwein, wie der Name vermuten lässt. Die farbige Bezeichnung rührt von den bronzierten Spitzen der Triebe. Die Sorte entstammt aus einer Kreuzung von Traminer mit rotem Veltliner, was Ähnlichkeiten mit einer anderen österreichischen Sorte, dem Grünen Veltliner (Weißgipfler) nahelegt, dessen Herkunft sich ebenso aus einer Traminer-Kreuzung ableitet.
Der Rotgipfler 2015 der Familie Reinisch ist geradlinig ohne Spompanadln. Während in der Nase ein Hauch von Exotik wahrnehmbar ist, bringt er auf dem Gaumen die erwünschte Frische und Säure, die aber keineswegs unangenehm erscheint. Vielmehr überkommt einen die wohlige Erfrischung, der Hauch von Würze und der lustvolle Gedanke: Sich ins Freie setzen, ein Glas Rotgipfler einschenken und in ein Brot mit Beinschinken und Kren beißen. Auch würzige Gerichte oder Spargel sind möglich.
Die Sonne kann kommen, der Rotgipfler soll bleiben.